Nicht nur bei Sonnenschein hat meine Heimat großartige Veranstaltungen zu bieten.
Auch in der Dämmerung lassen sich in den unterschiedlichsten Ecken von Rheinhessen spannende Geschichten zum Schmunzeln entdecken. Begleitet mich mit nach Alzey, Dalsheim, Gau-Algesheim, und Worms und lasst euch neugierig machen auf sagenhafte und wahre Begebenheiten bei kurzweiligen Gästeführungen in Rheinhessischem Dialekt. Seid gespannt, es lohnt sich jede Führung auf ihre Art!
Auf Erkundungstour mit dem Alzeyer Nachtwächter
Heute nehme ich euch mit zur Nachtwächterführung ins „scheene Alze“. Ich habe mich bei der Tourist-Info zur Führung angemeldet, los geht’s bei Max am Rossmarktbrunnen. Mit viel Witz und Charme nimmt uns der Alzeyer Nachwächter mit auf eine Reise durch die heimliche Hauptstadt Rheinhessens. Ich erfahre, dass der Rossmarkt früher der Viehmarkt war und alle Straßen hier einst zusammenliefen. Max, das stattliche Ross von Volker v. Alzey, ist zum Wahrzeichen der Kleinstadt geworden und „das“ Fotomotiv in Alzey. Wisst Ihr eigentlich, wo der Nibelungenschatz wirklich versteckt ist, oder warum die kleine Maus auf dem Brunnenrand sitzt? Wir lauschen den Geschichten, welche Spuren der verliebte Zimmermann in Alzey hinterlassen hat, wo der Whisky lagert und warum die Geschichte von Harry Potter ganz bestimmt ihren Ursprung in Alzey hatte.
Wir bewundern das „Tor zur Welt“, besuchen das Alzeyer Schloss im schummrigen Laternenschein und erfahren, warum der Alzeyer Kirchturm vom Bombenhagel im 2. Weltkrieg verschont wurde. Aber wer hätte gedacht, dass die Alzeyer maßgebeblich am Sieg der Deutschen bei der Fussballweltmeisterschaft 2014 beteiligt waren? Der Rasenflüsterer höchstpersönlich erzählt mit großer Leidenschaft „uff rhoihessisch“ von seinem „scheene Alze“ und nimmt uns mit auf einen kurzweiligen Ausflug durch die kleinen Gässchen in längst vergangene Zeit.
Buchungen über die Tourist-Info in Alzey zu den öffentlichen Terminen oder als Gruppe möglich.
Wenn Nachtwächterfrauen erzählen…
Unsere Zeitreise führt uns in das Jahr 1850. Stolz umschließt die heute noch vollständig erhaltene Fleckenmauer das kleine „Rhoihessiche Örtche“ (Flörsheim)-Dalsheim. Die drei Tore der mittelalterlichen Ortsbefestigung sind nicht mehr verschlossen, so ist hier das Nachtwächtertum von immenser Bedeutung, um die Bewohner in der Nacht vor allerlei Gesindel und bösen Dunkelgeistern zu schützen.
Die Frau des Nachtwächters hat mal wieder den Dienst ihres Mannes übernommen, der scheint sich noch in der „Krone“ mit seinen Kumpanen den ein oder anderen Schoppen zu genehmigen. Sie klagt Ihr Leid als Nachtwächterfrau mit rheinhessischer Spitzbübigkeit und verrät uns, was es mit dem großen Schlüssel zur „Betzelkammer“ und einem „Melag“ auf sich hat. Wir stimmen in ihren Nachtwächtergesang mit ein und haben viel Spaß bei den kurzweiligen Geschichten aus ihrem Leben als nächtliche Ordnungshüterin, die von Wölfen, Geistern und Hühnerdieben erzählen. Wir lugen in dunkle Ecken und Schächte mit unserer Laterne, hier ist in den finsteren Gässchen etwas Mut gefragt. Begleitet sie bei einer der regelmäßigen öffentlichen Führungen (mit Anmeldung) oder bucht das kurzweilige Event als Gruppe.
Von schwedischen Kanonenkugeln und Lumpenbaronen in Gau-Algesheim…
„Hört ihr Leut, und lasst euch sagen, die Turmuhr hat die Zeit geschlagen, dass jeder brav ins Bett reinmacht und nur der Nachtwächter noch wacht!“ So begrüßt uns der Nachtwächter Christoph am historischen Marktplatz in Gau-Algesheim in traditionellem Nachtwächteroutfit, mit Signalhorn und stattlicher Hellebarde.
Wir tauchen ein in die kuriosen und spannenden Begebenheiten aus längst vergangenen Tagen. Der Stadtrundgang führt vorbei an der Kirche St. Cosmas und Damian, der alten Mädchenschule und der Lateinschule. Wir bestaunen eine schwedische Kanonenkugel aus dem 30-jährigen Krieg und hören vom verheerenden Brand, der einst in Gau-Algesheim seine Opfer forderte. Wo haben wohl Gau-Algesheimer einst schwimmen gelernt und wie hat der Wirt die Schoppe gezählt? Nach diesem Abend werdet ihr es wissen…
Viele Geschichten reihen sich um das heutige Schloss Ardeck und seine unterschiedlichen Burgherren. Wir hören Anekdoten, die der frühere Nachtwächter mit viel Witz und Humor eigens für die Führungen geschrieben hat. Seine kurzweiligen Episoden erzählen vom „Zick-Zack-Reilsche“ und dem „Jakobsplatz“ und natürlich auch vom „Rotlichtviertel“ der Rheinhessischen Kleinstadt.
Es lohnt sich, eine Nachtwächterführung bei Christoph zu buchen und hinterher in eine der Gaststuben einzukehren. Hier hat der Nachtwächter sicher einen guten Tipp parat.
Die Führungen können individuell für Gruppen und auch speziell für Kinder gebucht werden. Informationen gibt es bei der Stadt Gau-Algesheim.
Sagenhaftes Worms: Mit der Taschenlampe den Drachen auf der Spur
Erinnert ihr Euch an Max? Ja, genau… das stattliche Ross von Volker von Alzey. Hier begegnen wir Volker erneut. Am heutigen „Haus der Münze“ leuchten wir ihn mit der Taschenlampe oben in der Hauswand an. Auch er ist eine Sagengestalt aus dem Nibelungenlied; und um diese Legende dreht sich in Worms eigentlich alles. Nicht nur Straßen, Brücken, Türme, Vereine und Geschäfte tragen die Namen der sagenumwobenen Protagonisten der Nibelungensage, nein wir entdecken in der Nibelungenstadt überall greifbare Spuren von Hagen & Co. Der Siegfriedbrunnen – hier beginnt unsere sehr informative Abendführung mit Taschenlampe – zeigt den Drachentöter als stattliche Erscheinung im Schatten des Doms. Wir entdecken Drachen an Türgriffen, auf Kanaldeckeln und als Wappenträger im Kirchenportal der Dreifaltigkeitskirche und hören auf unterhaltsame Erzählungen und Intrigen der Sage. Das Fazit: Zickenkrieg scheint so alt wie die Menschheit zu sein…
Rund um den Dom St. Peter gibt es aber noch viel mehr zu entdecken: Wir beleuchten die „Wormser Elle“, die „Kratzspuren des Teufels“, die „Schielenden Augen des Doms“, den „Dackel des Dombaumeisters“ und den „Eselsturm“. Zahlreiche Anekdoten werden seit Jahrhunderten in den unterschiedlichsten Versionen überliefert und wir lauschen ihnen gespannt.
Eine romanische Hauswand, eine barocke Trommel, eine Leiter, eine der vier rheinhessischen Heidenturmkirchen und das „Rote Haus“ aus der Renaissance lassen uns in eine kleine Exkursion in unterschiedliche Kunstepochen eintauchen. Im Gegensatz dazu spiegelt die „Rote Laterne“ in derselben Straße das pralle Wormser Leben mit allen Facetten wieder.
Trotz strömenden Regens denke ich noch lange über die gewonnenen Eindrücke nach und werde bei meinem nächsten Besuch in Worms sicherlich mit anderen Augen durch die Stadt gehen.
Lasst Euch vom Nibelungenlied verzaubern und taucht mit ein in die Sagenwelt von Siegfried, Kriemhild, Brünhild v. Island und Gunther.
Eine spannende und kurzweilige Führung für Erwachsene und Jugendliche.
Öffentliche Führung buchbar über https://www.worms-erleben.de/erleben/planen-und-buchen/fuehrungen/Taschenlampenfuehrung-EINZELREISENDE.php
6 Antworten
Toller Artikel, er macht Lust unsere “Rhoihessische Städtscher” bei Dunkelheit zu erkunden.
Freut mich 🙂
Dann einfach zur nächsten Führung anmelden!!!
Viel Spaß, beim Erkunden von Rheinhessen im Dunkeln….
Dem kann ich mich nur anschließen – da weiß ich ja was ich demnächst mal mache!
Danke für den schönen Artikel und für‘s neugierig machen, Katja!
Neugierig Rheinhessen entdecken… das ist immer gut 🙂
Sehr informativ, macht Lust auf‘s Mitmachen. Ich hatte mal vor Jahren eine Nachtwächterführung in Oppenheim mitgemacht. Wird das noch angeboten?
Hallo Frau Mayer, ein tolles Event – jede auf ihre eigene Art lohnenswert!
Auch Oppenheim bietet Nachtwächterführungen an.
Hier finden Sie weitere Informationen:
https://www.stadt-oppenheim.de/buchen/#!/e/8d323bf1e2505af6ad46e13fdb43a0b9
Viel Spaß beim Erkunden!