Vom Rhein an den Rhein? Ich kenne da eine spannende „Abkürzung“! Statt auf dem beliebten Fernradweg am großen Strom will ich auf meiner Rheinhessen-Durchquerung quer über alle Hiwwel radeln, die zwischen Nierstein und Bingen liegen. Dabei werde ich zwar keine Pässe wie auf der Transalp bezwingen, doch Fahrtwind, Kletterpartien und Genuss verspricht dieses kleine Abenteuer genauso. Ich bin zwei Tage unterwegs mit Gepäck und Übernachtung und will euch ausführlich berichten, daher gibt es Teil 1 und Teil 2 meines Tourberichts. Die Tourlinks und die Beschreibung der jeweils anderen Etappe findet ihr am Ende des Beitrags.
Zum Bikepacking nach Rheinhessen?!
Nichts schürt bei mir mehr Vorfreude, als die Bikepacking-Taschen ans Rad zu schnallen. Hinter mir liegt eine lange Arbeitswoche, umso mehr freue ich mich auf die Auszeit im Grünen. Was mich in den nächsten Tagen erwartet? 90 Kilometer, vier Hiwwel und jede Menge Hingucker mit Weitsicht. Bikepacking, das bedeutet längere Radtouren zu fahren mit leichtem Gepäck, welches direkt am Rad befestigt wird – anstatt der sperrigen Packtaschen. So rüttelt es bei Schotterpassagen weniger und man fühlt sich mindestens doppelt so schnell. Auch wenn jeder das Erlebnis (und die Streckenlänge) unterschiedlich definiert: Im Mittelpunkt steht das Entdecken, Natur und Freiheit spüren.
Am zweiten Tag meiner Gravelbike-Tour soll es hoch hinaus gehen. Durch die Rheinhessische Schweiz und dann dem Nahetal gen Norden folgend, warten einige Überraschungen. Nach einem schnellen Frühstück bietet der Wöllsteiner Markt eine großartige Gelegenheit, Snacks aufzustocken und mit den Menschen in Rheinhessen ins Gespräch zu kommen. Mit Erdbeeren und frisch gebackenen Keksen im Gepäck folge ich dem Appelbach, wo sich der Weg, erneut auf einer früheren Bahntrasse, wie durch einen grünen Tunnel zieht.
Auf den Hiwwel, der eine Insel war
Nur wenige Minuten später erreiche ich mit dem Ölberg einen geologischen Hingucker. Schwer vorstellbar, dass er einst als vulkanische Felsinsel aus dem Urmeer herausragte! Der folgende Anstieg zur Burgruine von Neu-Bamberg ist kein Zuckerschlecken, doch die Aussicht vom alten Gemäuer mit der hübschen Kirche sollte man nicht verpassen.
Nach einigen Kilometern Traum-Schotter entdecke ich einen Hofladen, wie eine begehbare Wundertüte: Am Goldkauter Hof begeistert mich die Vielfalt regionaler Produkte von Brot bis Bier, Möhren bis Milch, zur Selbstbedienung 24/7.
Picknick vor imposanter Felskulisse
Erfrischt mit leckerem Joghurt und einer absoluten Traumabfahrt ins Alsenztal gehts es nun hinauf zur Ebernburg. Der Waldweg klettert mal steil, mal sanfter in Serpentinen den Hang hinauf, bis sich der Blick vom Grat öffnet. Links die Rote Wand, rechts der imposante Rheingrafenstein und in der Mitte die Burg – was für ein Panorama! Der sonnige Spot kommt wie gerufen für ein Picknick.
Ab dem Sole-Heilbad Bad Münster am Stein (bzw. zwischen den Steinen) rollt es sich locker-leicht durch die salzige Lift des Salinentals. Einmal tief durchatmen!
Gemütlich bis zum Rhein bei Bingen
Nach einem Stopp an den Gradierwerken in Bad Kreuznach ist es höchste Zeit für Kaffeepause. Mit einem Cold Brew zwischen den historischen Brückenhäusern tanke ich noch einmal Energie für die letzten Kilometer, am Ufer der Nahe entlang bis nach Bingen am Rhein. Endlich kommt der Rhein in Sicht, heute sogar mit Special Effects: bei dem hohen Pegelstand, den der regenreiche Mai in diesem Jahr mit sich bringt, kann man tatsächlich auf Tuchfühlung mit dem mächtigen Strom gehen.
Fazit
Voller Eindrücke und mit voller Speicherkarte gehen erlebnisreiche Radtage zu Ende. Wie ist Hiwwelpacking in Rheinhessen nun? Entspannt, vielseitig, überraschend und sehr sonnig. Daher empfiehlt sich diese Tour durchaus für die Übergangszeit, im Frühjahr oder im Herbst. Zwischen Rhein, Reben und Steinen habe ich wundervolle Gastgeber und abwechslungsreiche Strecken erlebt. Von frisch asphaltiertem Radweg bis zu knackigen Schotteranstiegen war alles dabei, was das Gravel-Herz begehrt. Wer beim Bikepacking noch unbekannte Ecken entdecken möchte, kommt in Rheinhessen mit seinen versteckten, kleinen Highlights und weiten Ausblicken voll auf seine Kosten. Ein Mikroabenteuer mit Genussfaktor!
Wenn ihr jetzt richtig Lust bekommen habt, auch mal Hiwwelpacking auszuprobieren: Hier haben wir einige hilfreiche Tipps zum Packen sowie eine Packliste für euch erstellt. Die Route zum Nachfahren findet ihr auf komoot und Outdooractive.
Hier gehts zu Teil 1: Die große Hiwwelüberquerung (Teil 1) – Reben, Ruinen und Radelrausch, Bikepacking in Rheinhessen.