Das Jüdische Museum im Raschi-Haus
Unsere erste Station ist das jüdische Viertel. In den alten Gassen, zwischen den Mauern und Häusern, lebt die Vergangenheit auf. Über 900 Jahre lang gab es in Worms ununterbrochen eine jüdische Gemeinde. Das „Klein-Jerusalem am Rhein“ nahm mit der Deportation der letzten Wormser Juden während des Zweiten Weltkriegs ein schreckliches Ende. Die jüdische Geschichte aber lebt hier weiter.
Wir spazieren über den Synagogenplatz zum Raschi-Haus, dem ehemaligen Tanz-, Hochzeits- und Lehrhaus der jüdischen Gemeinde. Heute beherbergt es das Museum. Auf zwei Etagen gibt die Ausstellung mit Fotografien, Dokumenten und Artefakten Einblicke in die jüdische Geschichte der Stadt Worms, vermittelt Traditionen und Lebensweise der Gemeindemitglieder und erinnert an die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten.
Zum Abschluss unseres Besuches besichtigen wir die Synagoge, die 1961 originalgetreu wiederaufgebaut wurde, nachdem sie in der Pogromnacht zerstört und niedergebrannt wurde. An einigen Stellen kann man das ursprüngliche Mauerwerk aus dem Mittelalter erkennen. Ein beeindruckender Ort!
Das Museum der Stadt Worms im Andreasstift
Ein Besuch des Andreasstifts gleicht einer Zeitreise. In dem wunderschönen ehemaligen Stift aus dem Mittelalter mit malerischem Innenhof befindet sich das historisch angelegte Stadtmuseum, unsere nächste Station.
Kleine Alltagsgegenstände aus der Bronze- und Jungsteinzeit zeugen davon, dass Rheinhessen schon prähistorisch besiedelt wurde. Ich finde es erstaunlich, wie ähnlich diese Gegenstände dem sind, was wir auch heute noch benutzen – seien es Werkzeuge oder Schmuck.
Natürlich haben auch die Römer ihre Spuren in Worms hinterlassen. Besonders beeindruckend ist die Sammlung römischer Gläser, eine der größten in Deutschland. Viele von ihnen scheinen fast makellos.
Wir wandeln weiter durch die Geschichte und landen schließlich bei Martin Luther. Der hat während des Wormser Reichstags im Jahre 1521 nämlich Geschichte geschrieben, als er seine berühmten Thesen vor dem Kaiser nicht widerrief. Seine Worte „Hier stehe ich und kann nicht anders!“ soll er dabei gar nicht gesagt haben, sie fassen seine Haltung in Worms aber gut zusammen.
Zum Abschluss unseres Rundgangs durch die Geschichte besichtigen wir die ehemalige Stiftskirche und ihre Sonderausstellung zum Wormser Dombau. Und genau den sehen wir in seiner vollen Pracht auf dem kurzen Fußweg zu unserer nächsten Station.
Das Museum Heylshof
Das Kunstmuseum befindet sich in einer neobarocken Villa, dem Stadtpalais der Familie Heyl, und das befindet sich wiederum in einem großen Park. So blicken wir im Inneren des Museums durch die herrschaftlichen Fenster immer wieder hinaus ins Grüne – wenn wir den Blick denn von den wunderbaren Gemälden abwenden können.
Die Kunst- und Porzellansammlung des Heylshofs ist klein, aber hochkarätig. Und in Rheinland-Pfalz einzigartig. Der Schwerpunkt liegt auf deutscher, niederländischer und französischer Malerei vom 15. bis 19. Jahrhundert. Mich begeistern vor allem die Werke von Rubens.
Ein Kunstwerk ist auch das Stadtpalais selbst, alles voran der prachtvolle Treppenaufgang, der uns begrüßt und verabschiedet. Ich fühle mich ganz und gar königlich!
Das Nibelungenmuseum in Worms
Apropos königlich! Im Nibelungenmuseum wird die berühmte Sage, die so eng mit der Stadt Worms verbunden ist, lebendig. Das Museum selbst ist in die staufische Stadtmauer integriert – und allein deswegen schon einen Besuch wert
Es beschreibt sich selbst als „begehbares Hörbuch“ und tatsächlich bekommen wir Audioguides ausgehändigt, mit denen uns der wunderbare Mario Adorf das Nibelungenlied nahebringt und immer wieder eindrucksvoll daraus zitiert.
Zunächst klettern wir den „Sehturm“ hinauf, den Turm der Stadtmauer, der über die Entstehung der Sage, ihren Inhalt und ihre vielfältigen Interpretationen informiert. In der Mitte des Turmes hängt ein riesiges, goldenes Zepter, bestückt mit zahlreichen kleinen Gemälden, Plakaten und Fotos im Zusammenhang mit der Nibelungen-Sage. Ein echter Schatz!
Wir wandeln auf dem Wehrgang der mittelalterlichen Stadtmauer entlang und haben einen fantastischen Blick auf das moderne Worms, während uns kleine Tafeln das mittelalterliche Worms zeigen. Ein toller Vergleich!
Im „Hörturm“ klettern wir langsam wieder nach unten. Hier dreht sich alles um die Sprache. Wir nehmen auf hölzernen Thronen Platz und lauschen Passagen des Originallieds während wir uns fast wie Brunhild, Kriemhild oder Siegfried selbst fühlen. Dieses Museum schafft es, Literatur erlebbar zu machen!
Vier Museen an einem Tag
Das Schöne an den vier Museen in Worms ist, dass ihr Umfang so gestaltet ist, dass man sie sogar an einem Tag problemlos besuchen kann. Oder Ihr sucht Euch die Museen heraus, die Euch besonders ansprechen. Empfehlen kann ich jedenfalls alle uneingeschränkt! Nach so viel Kultur freuen wir uns auf mindestens genauso viel Natur auf dem RheinTerrassenWeg. Wir werden sicher Ausschau nach dem Schatz der Nibelungen halten!
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