Die Katharinenkirche und das Beinhaus in Oppenheim
Wer sich der Stadt Oppenheim auf dem RheinTerrassenWeg oder dem Rheinradweg nähert, erkennt schon von Weitem die Umrisse der Katharinenkirche. Die gotische Kirche thront über der historischen Altstadt. Sie gilt als das bedeutendste gotische Sakralbauwerk am Rhein zwischen dem Kölner Dom im Norden und dem Straßburger Münster im Süden. Erbaut wurde sie in mehreren Bauphasen zischen dem 13. Und 15. Jahrhundert. Berühmt geworden ist sie vor allem wegen ihrer Fenster. Die bedeutendsten sind die beiden Fenster in der Südfassade, das Lilienfenster, und die „Oppenheimer Rose“. Deren Glas ist zum überwiegenden Teil noch aus der Erbauerzeit, also dem 14. Jahrhundert, erhalten. Das ist eine einzigartige Besonderheit, der die die Katharinenkirche ihre herausragende Stellung verdankt – gleich nach dem Straßburger Münster und dem Kölner Dom.
Eine weitere sehenswerte Besonderheit findet sich in der Michaelskapelle direkt hinter der Nordseite der Katharinenkirche. Hier stapeln sich im Beinhaus die Knochen von rund 20.000 Oppenheimer Bürgern bis unter die Decke. Es ist das größte seiner Art in Deutschland. Dazu kam es, weil seit dem 14.Jahrhundert Grabplätze auf dem Kirchhof knapp wurden; die Toten sollten jedoch in der Nähe der Kirche ihre letzte Ruhe finden. Daher wurden die Gebeine von Verstorbenen nach einer gewissen Liegezeit vom Friedhof in den Karner umgebettet.
Älteste Weinberglage Deutschlands
Rheinhessen ist das größte Weinanbaugebiet Deutschlands. Wie alles Große hat auch Rheinhessen Mal angefangen und das verdammt früh. Denn die älteste Weinberglage Deutschlands liegt hier in Rheinhessen. Die Niersteiner Glöck geht zurück auf eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 742. Seit über 1200 Jahren wächst hier schon gut geschützt auf 2,1 Hektar Riesling und Spätburgunder. Der rote Boden des berühmten Roten Hangs verleiht dem Wein einen besonders fruchtigen und mineralischen Geschmack. Genauso alt wie die Weinlage ist wohl auch die Geschichte über die Herkunft ihres Namens. Deswegen lässt sie sich nicht mehr genau nachverfolgen. Ohne Frage hat die Niersteiner Glöck ihren Namen von der Killianskirche ehemals Marienkirche, die auf dem Weinberg direkt an die Weinlage grenzt. So wurde die Niersteiner Glöck sehr wahrscheinlich nach dem Glockengeläut der Kirche benannt. Aber vielleicht stammt der Name auch daher, dass der Glöckner mit dem Wein der Weinlage bezahlt wurde. Leider können wir das nach so vielen Jahren nicht mehr nachvollziehen. Die Aussicht über die Reben, die Kirche und über den Rhein lohnt sich aber in jedem Fall.
Ältester jüdischer Friedhof Europas
Der älteste jüdische Friedhof Europas liegt in Rheinhessen, darüber sind sich alle einig. Aber wo genau, hier streiten sich die Historiker und Gästeführer der Städte Mainz und Worms. Beide Städte sind 2021 mit ihren alten jüdischen Friedhöfen und den SchUM-Stätten Teil des UNESCO Weltkulturerbes geworden. Aber welcher Friedhof jetzt wirklich der älteste ist, darüber streiten sie sich redlich. Fakt ist, in Mainz kann man zurückverfolgen, dass der Friedhof »Judensand« 1012 von einem jüdischen Paar gekauft wurde. Hier geht der Punkt an Mainz. Allerdings wurde der Friedhof nicht durchgängig genutzt und litt immer wieder unter Zerstörung, Plünderung und Verwüstung. Der jüdische Friedhof Heiliger Sand in Worms hingegen wurde zwar später gegründet, Ihr könnt ihn heute aber noch in seiner ursprünglichen Form besuchen. Das ist jedoch nicht der Grund, warum Worms den Titel ältester jüdischer Friedhof Europas für sich beansprucht. Im Judentum haben der Friedhof und der Grabstein mit dem Namen des Verstorbenen eine ganz besondere Bedeutung. Das Grab gehört dem Toten für die Ewigkeit und darf nicht durch den Menschen zerstört oder verändert werden. Deswegen können wir auch heute noch die alten Grabsteine auf den jüdischen Friedhöfen besichtigen. Und genau hier liegt der Punkt. Der Stein mit dem ältesten Sterbedatum, der in Worms gefunden wurde, geht zurück auf das Jahr 1058. In Mainz wurde ein Grabstein mit einem früheren Sterbedatum von 1049 gefunden, dieser steht aber nicht mehr auf dem Friedhof, sondern im Landesmuseum Mainz. Der älteste Grabstein befindet sich also in Worms. Welcher jetzt der älteste jüdische Friedhof Rheinhessens ist, das kommt darauf an und darüber lässt sich wirklich streiten. Aber Fakt ist, nach jetzigem Wissensstand liegt er in Rheinhessen.
Größtes Freiluftinhalatorium Europas
Kurz hinter der rheinhessischen Grenze findet man Bad Kreuznach, bekannt für seine Solequellen und die gute Luft. Etwas außerhalb der Stadt findet Ihr hier den Rekordträger, das größte Freiluftinhalatorium Europas. Zwischen den zwei Städten Bad Kreuznach und Bad Münster erstreckt sich der Gesundheitspark Salinental. Von Weitem sind die großen Gradierwerke schon zu sehen. Die gewaltigen Heckenwände, an denen das Salzwasser herunter rieselt, kommen jeweils auf eine Höhe von 9 m. Das allein ist aber noch keinen Rekord wert. Insgesamt kommen die Gradierwerke auf eine Länge von 1,1 km und machen das Salinental damit zum größten Freiluftinhalatorium Europas. Ihr könnt unterhalb der Salinen entlanglaufen oder ganz nah an die Sole herankommen, wenn Ihr über die Galerien spaziert. Die gute salzhaltige Luft könnt Ihr im gesamten Gesundheitspark atmen, auch wenn Ihr lieber am Ufer der Nahe, die Natur und Flusslandschaft entdecken wollt.
Museum mit mehr als einem Quagga
Habt Ihr schon einmal von den Quaggas gehört? Nein? Bis zu meinem Besuch des Naturhistorischen Museums in Mainz ging es mir genauso. Und das ist kein Wunder, denn auf der ganzen Welt gibt es nur 23 Quagga-Präparate und das Naturhistorische Museum in Mainz ist das Einzige, das gleich mehrere besitzt. Nachdem Ihr im Museum die Geschichte Rheinhessens bis zu 30 Millionen Jahre zurückverfolgt habt, gelangt Ihr in einen Teil des Museums, an dem viele Präparate von Eseln, Pferden und Zebras ausgestellt sind und hier verstecken sich unscheinbar zwischen all den anderen Tieren, die Quaggas. Ein Quagga ist eine südliche Unterart des Steppenzebras und erinnert auch optisch sehr stark an seine Verwandtschaft. Bei genauerem Hinsehen erkennt Ihr den Unterschied. Die Streifen der Quaggas werden zum Bauch hin blasser und sind an den Beinen nicht mehr vorhanden. Der Mensch war es, der die Quaggas ausrottete und so starb 1883 das letzte Quagga im Zoo von Amsterdam. Deswegen könnt Ihr Quaggas heute nur noch in Museen beobachten und in Mainz gleich als ganze Familie. Das Naturhistorische Museum ist nicht nur das einzige Museum weltweit mit mehr als einem Quagga Präparat. Es stellt eine gesamte Familie aus, mit den Präparaten von einer Stute, einem Hengst und einem Fohlen.