Kuchen und Liebe im Café Erni & Illi
Wie könnten wir unsere kleine Auszeit schöner einläuten als mit einem großen Stück Kuchen? Am historischen Niersteiner Marktplatz liegt das charmante Café Erni & Illi. Herzlichkeit, Gemütlichkeit und echtes Handwerk haben hier Tradition. Das Café ist nach den Großeltern der Besitzerin Claudia Baierl benannt, deren Geschichte herzerwärmend ist.
Die Großeltern haben sich in Illis Konditorei kennengelernt. Für Ernie war es Liebe auf den ersten Blick und er beschloss, gleich mehrere Stücke Kuchen zu bestellen, um bloß nicht so schnell wieder gehen zu müssen. Illi wiederum berechnete für die große Bestellung viel zu wenig, um ja sicherzugehen, dass Erni möglichst bald wiederkommt. Das tat er und aus dieser zuckersüßen ersten Begegnung wurden 64 glückliche Ehejahre.
Liebe geht durch den Magen und die besten Entscheidungen entstehen meinst aus dem Bauch heraus. So kam es, dass Claudia Baierl und ihr Mann Ende 2013 durch Zufall dieses denkmalgeschützte, rund 300 Jahre alte Fachwerkhaus entdeckten und innerhalb einer Woche kauften. Mit viel Herzblut, Liebe zum Detail und einem Händchen für zeitlose Gemütlichkeit haben sie das Gebäude saniert und zum Café umgewandelt.
Die Kuchen werden jeden Tag unter Verwendung regionaler Zutaten frisch gebacken. Viele Rezepte stammen aus Illis Konditorei. Wir probieren den Rieslingkuchen – natürlich mit Niersteiner Wein hergestellt. Dazu einen Kaffee der rheinhessischen Rösterei Müller aus dem benachbarten Bodenheim und ein Glas selbst gemachte Holunderblüten-Saftschorle. Herrlich!
Gleich um die Ecke: Weinstube Civitas und Restaurant Fünf
Zur Weinstube Civitas sind es nur wenige Meter. Das urige Fachwerkhaus von 1620 liegt ebenfalls am historischen Niersteiner Marktplatz und bietet gemütliche Sitzplätze auf der Terrasse sowie im verwinkelten Gebäude selbst, das sich in die Mauer der Martinskirche einfügt. Die Wände sind schief, die Dielen knarzen und genau das macht den Charme des Restaurants aus. Neben seinen herzlichen Besitzern!
Zwei Häsuer weiter – immer noch am Marktplatz – kocht Küchenchef Laurent Vialle im Weinrestaurant Fünf im Knebelschen Hof. Vialle blickt auf eine internationale Karriere zurück. Deutschland ist das siebte Land, in dem er lebt und arbeitet. Nach 10 Jahren in seiner Heimat Frankreich zog es ihn nach Luxemburg, Schottland, Portugal, Marokko und Polen. 2022 haben er und seine Frau den Knebelchen Hof renoviert und mit ihrer eigenen Handschrift wiedereröffnet.
Gastfreundschaft und Gemütlichkeit im Julianenhof
Satt und zufrieden fallen wir nach einem ereignisreichen Tag in Nierstein in unsere Betten. Die stehen im Weingut und Gästehaus Julianenhof im Herzen des Ortes. Familie Schmitt hat 1991 mit vier Gästezimmern angefangen, inzwischen sind es zehn. Jedes Zimmer trägt den Namen einer Niersteiner Weinlage, passende Fotos eines örtlichen Fotografen machen Lust darauf, sofort wieder in die Weinberge aufzubrechen.
Beim Frühstück am nächsten Morgen treffen wir eine Gruppe Radfahrer, die begeistert von ihrer Radtour durch Rheinhessen erzählen. Sie schätzen den Julianenhof, weil ihre Räder hier überdacht untergestellt sind, die Akkus ihrer E-Bikes geladen werden können und auch gängiges Fahrradwerkzeug immer vorhanden ist.
Tipp: Die Wochenenden im Gästehaus Julianenhof sind immer gut ausgebucht, deswegen empfiehlt es sich vorzuplanen und vorab zu buchen.
E-Bike und Eisenbahn auf dem Amiche-Radweg
Inspiriert von den begeisterten Erzählungen im Frühstücksraum entscheiden wir uns spontan, bei herrlichem Wetter ebenfalls eine Radtour zu unternehmen. Diese Idee haben wohl nicht nur wir, denn alle E-Bikes in Nierstein sind verliehen. Wir fahren kurzerhand mit dem Zug ins benachbarte Bodenheim. Mit der Bahnverbindung entlang des RheinTerrassenWegs ist das ganz unkompliziert möglich. Im MP2 Radshop werden wir für unsere Tour ausgestattet und schon geht’s los!
Wir haben uns für den Amiche-Radweg entschieden. Er führt uns zunächst neben dem Rhein zurück nach Nierstein. Wir radeln an der berühmten Weinlage Roter Hang entlang und erinnern uns an die Worte von unserer Gastgeberin Beatrice Schmitt: „Wenn man die Aussicht vom Roten Hang genießt, dann weiß man, was Nierstein ist.“ Wie wahr!
Auf ehemaligen Bahntrassen geht’s weiter ins „rheinhessische Hinterland“. Wir folgen den Spuren der „Amiche“, einer historischen Eisenbahn, die früher Alzey mit Bodenheim verband. Wir fahren durch Felder, vorbei an Obstplantagen und durch bewaldete Abschnitte. Die ganze Vielfalt Rheinhessens entfaltet sich auf diesem Rundweg.
Erfrischung und Entspannung in der Jordan’s Untermühle
Die Jordan’s Untermühle in Köngernheim liegt etwa auf halber Wegstrecke und bietet sich daher perfekt für eine Einkehr an.
In der Selz-Mühle wurde über viele Jahrhunderte Mehl gemahlen. Heute kann man hier Weine probieren, nach Herzenslust schlemmen oder, so wie wir, im schattigen Garten eine erfrischende Traubensaftschorle trinken. Wunderbar entspannend! Noch entspannter ist es wahrscheinlich nur im hauseigenen Herz & Rebe Spa, dem ersten Hotel-Spa Rheinhessens, das mit Sauna, Massagen und Yoga für pures Wohlbefinden sorgt.
Wir setzten unsere E-Bike-Tour fort und kommen nach insgesamt etwa drei Stunden wieder in Bodenheim an, geben unsere Fahrräder ab und fahren mit dem Zug zurück nach Nierstein. Jetzt haben wir uns eine gute, ehrliche und typisch rheinhessische Mahlzeit verdient!
Geselligkeit und Geschichten in der Zwitscherstubb
Gut, ehrlich und typisch sind Worte, die die Zwitscherstubb des Weinguts Strub in Nierstein wunderbar beschreiben. Familie Strub öffnet – ganz in der Tradition einer Straußwirtschaft – zweimal im Jahr die Türen ihres ehemaligen, unheimlich gemütlichen Kuhstalls – acht Wochen im Frühling und noch mal acht Wochen im Herbst.
Hausherr Rudolf Strub ist ein rheinhessisches Urgestein. Die Entstehungsgeschichte seiner Straußwirtschaft charakterisiert ihn selbst ziemlich gut. Die Idee entstand „aus einer Laune heraus“. 1996 hieß es in Nierstein, man müsse mehr für die örtliche Gastronomie tun. Er bot sich kurzerhand spontan auf einer Gemeindesitzung an – ohne gastronomische Erfahrung und ohne vorher mit seiner Frau gesprochen zu haben.
Aus diesem Impuls heraus entwickelte sich eine echte Erfolgsgeschichte. Die ganze Familie ist in der Zwitscherstubb involviert und diese familiäre Atmosphäre wird von den Gästen geschätzt. Die Strubs haben die Kinder ihrer Stammkunden aufwachsen sehen, der eigene Nachwuchs wurde mit der Straußwirtschaft groß und inzwischen sind auch die kleinen Enkel mit eigenen Gerichten auf der Karte verewigt. Hackbraten, Sülze mit Bratkartoffeln und „Schnitzel Bolognese“ stehen für „einfache“, echte rheinhessische Speisen, die schmecken. Dazu ein Glas Wein, das Sohn Sebastian, bester deutscher Jungwinzer des Jahres 2013, erzeugt. Perfekt!
„Zwitschern“ steht synonym für Trinken und Reden. Hier ist man nicht anonym, es gibt keinen Dünkel und man ist sofort per Du. Die Dekoration spiegelt dieses Erlebnis wider. An den Wänden hängen Familienfotos, von der Decke Vogelkäfige. Zu jedem Objekt kann Rudolf Strub eine Anekdote erzählen und hat auch sonst immer einen Spruch in petto. Die Zwitscherstubb ist ein Erlebnis!
Tipp: Beachtet, dass in der Zwitscherstubb keine Tischreservierungen möglich sind. „Kommen, sehen, siegen“ ist das Motto von Rudolf Strub. Die genauen Öffnungszeiten findet ihr hier.
Unser Wochenende in Nierstein neigt sich dem Ende entgegen. Wir haben eine ganze Menge erlebt, aber immer noch lange nicht alles, was dieser wunderbare Ort zu bieten hat. Wir kommen wieder, so viel ist sicher! Jetzt geht’s auf dem RheinTerrassenWeg aber erst einmal weiter in Richtung Nackenheim.