Auf den Spuren von berühmten Dichtern und Denkern

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Rheinhessen ist Ursprung, Inspiration und Ort des Wirkens großer Dichter und Denker. Wie gut, dass es hier Orte gibt, wo man sie entdecken kann, wo man mehr erfährt und sich so manches Aha-Erlebnis einstellt, wenn man sich auf Spurensuche begibt.

Der Mann des Jahrtausends war ein Mainzer

Er ist bis heute der berühmteste Sohn der Landeshauptstadt: Johannes Gutenberg, der Erfinder des „Buchdrucks mit beweglichen Lettern“. Man bezeichnet Gutenberg heute zu Recht als „Man of the Millennium“, denn seine Erfindung hat die Welt verändert. Man mag es Mitte des 15. Jahrhunderts noch nicht so genannt haben, aber das heute heiß umkämpfte Ziel im Online-Marketing, die „Reichweite“, wurde damals erst möglich. Wie das zusammenhängt, erfahrt ihr in der Dauerausstellung im Gutenberg-Museum Mainz. Durch das Verfahren mit beweglichen Lettern konnten Bücher schneller, billiger und in größeren Mengen hergestellt werden als zuvor. Druckerzeugnisse gehörten bald zum Alltag und lösten die Handschriften ab. Der Humanismus und die Reformation wurden durch den Buchdruck nicht unwesentlich beeinflusst, er ermöglichte erst deren weite Verbreitung. Gutenberg setzte also eine regelrechte Medienrevolution in Gang, die unserem Informationszeitalter den Weg bereitete. Seine Erfindung gilt als eine der folgenreichsten der Menschheitsgeschichte.

Das Beeindruckendste an Gutenbergs Leistung ist, dass er alle notwendigen Teile für ein komplettes System zum maschinellen Druck von Texten erfand und entwickelte. So erfand er u.a. auch den Setzkasten, die Druckerpresse und eine verbesserte Druckfarbe.

Wie diese Entwicklungen Gutenbergs in das Handwerk der „Schwarzen Kunst“ eingegriffen und es in einen maschinellen Ablauf überführt haben, erleben Besucher sehr plastisch in der rekonstruierten Gutenberg-Werkstatt im Gutenberg-Museum Mainz.

In der lebendigen Werkstatt im Druckladen des Gutenberg-Museums kann man sogar selbst Hand anlegen. Hier riecht es nach Handwerk, nach Farbpigmenten, Terpentin, Öl, Papier. Das Grundprinzip des Handsatzes wird sofort klar, wenn man selbst die Holzlettern setzt. Außerdem können die Gäste an Handabzugspressen und an der Kniehebelpresse Druckstöcke mehrfarbig drucken oder ein eigenes kalligrafisches Plakat gestalten. Besonders für Kinder und Schulklassen ist ein Besuch im Druckladen eine spannende Angelegenheit.

Mehr Informationen: Gutenberg-Museum Mainz

Faszination Hildegard von Bingen und antike Chirurgie

Philosophin, Heilkundlerin, Heilige. Hildegard von Bingen, die rund um Bingen am Rhein lebte und wirkte, zählt zu den einflussreichsten mittelalterlichen Persönlichkeiten unseres Landes.

Schon in jungen Jahren wurde Hildegard in die Obhut eines Klosters gegeben. Ihre Interessen waren vielfältig. Sie verfasste im Laufe ihres Lebens zahlreiche Werke zu Religion, Medizin, Ethik und Musik. Sie war Beraterin einflussreicher Persönlichkeiten des Mittelalters und hinterließ mit ihren Lehren zu Heilkräuterwissen und dem Einklang zwischen Körper, Geist und Seele ein herausragendes Erbe.

Das Historische Museum am Strom in Bingen umfasst vier dauerhafte Abteilungen. Die große Ausstellung zu Hildegard von Bingen ist in der ehemaligen Maschinenhalle mit der großzügigen Empore zu sehen. Das Leben der Prophetin und Politikerin, Komponistin, Kirchenlehrerin und Naturkundlerin wird hier in all seiner Vielfalt erzählt.

Zwischen der „Volksheiligen“ Hildegard und der bedeutenden Komponistin gibt es so viele Facetten, dass es unmöglich ist, ihr Wirken in einem Punkt zusammenzufassen. Ganz aktuell – in Zeiten der Klimawandels – ist Hildegards Sicht auf die Schöpfung wieder ganz en vogue.

Und weil wir schon mal da sind: Ein großer Denker muss auch der Erfinder oder Arzt gewesen sein, der die Instrumente des Binger Ärztebestecks entwickelt und vielleicht selbst angewendet hat. Im Sommer 1925 entdeckte man beim Ausbau einer Straße in Bingen ein römisches Gräberfeld aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Zu diesem antiken Friedhof gehörte auch ein Arztgrab. Darin befand sich neben einer Urne unter anderem eine große Bronzeschüssel mit 66 Gegenständen aus dem Besitz des verstorbenen Mediziners, in der Mehrzahl chirurgische Instrumente. Lange wurde dieser sensationelle Fund in einem Banktresor unter Verschluss gehalten, seit 2001 kann das Ärztebesteck im Museum am Strom besichtigt werden. Etwas ganz Besonderes an dem Binger Fund ist ein vollständiges Instrumentarium zur Schädeltrepanation, der Öffnung des Schädels mittels eines Bohrers. Klingt gefährlich, war es wohl auch; jedoch waren die Instrumente den heutigen schon sehr ähnlich. Und die Literatur belegt, dass man schon in vorrömischer Zeit in der Lage war, Operationen am Kopf erfolgreich durchzuführen. Bei dieser Gelegenheit freuen wir uns wieder mal, im Hier und Jetzt zu leben.

Mehr Informationen: Museum Am Strom

Carl Zuckmayer im Ortsmuseum Nackenheim – Wo große Literatur ihren Ursprung hat

Mitten im malerischen Rheinhessen, umgeben von Weinbergen und verwinkelten Gassen, liegt Nackenheim – der Geburtsort eines der bedeutendsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts: Carl Zuckmayer. Wer das Ortsmuseum Nackenheim besucht, begibt sich auf eine bewegende Reise durch das Leben eines Mannes, der wie kaum ein anderer Brücken schlug – zwischen Epochen, Kulturen und sozialen Schichten.

Die Dauerausstellung „Die Zuckmayers – Eine Familie aus Rheinhessen“ erzählt die Geschichte zweier Brüder, die auf ganz unterschiedliche Weise Kultur und Gesellschaft geprägt haben: Carl, der Literat, dessen Kindheit im Dorf den Grundstein für Werke wie Der fröhliche Weinberg legte, und Eduard, der Musikvermittler zwischen West und Ost. Ihre Wege führen durch Heimatverbundenheit und Exil, durch Erfolge, Brüche und Neuanfänge – stets begleitet von der Frage: Was bedeutet Heimat für mich?

Originale Briefe, historische Fotografien, Zitate, Medienstationen und Bücher aus dem familiären Bücherschrank um 1900 lassen die Besucherinnen und Besucher tief in das Leben und Denken der Zuckmayers eintauchen. Die Ausstellung eröffnet nicht nur einen Blick auf die Vergangenheit, sondern lädt zum Nachdenken über Gegenwart und Zukunft ein – über Identität, Zugehörigkeit und Menschlichkeit.

Ortsmuseum Nackenheim
Ortsmuseum Nackenheim

Ein Besuch im Ortsmuseum Nackenheim ist weit mehr als ein Streifzug durch die Geschichte. Es ist eine Einladung, Carl Zuckmayers Welt neu zu entdecken – und mit ihr die eigene.

Jüdisches Museum Worms

Und noch eine Spur führt nach Worms: Im letzten Jahr haben die sogenannten SchUM-Stätten die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe erhalten. SchUM ist ein Akronym der Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen hebräischen Städte Speyer (Schpira), Worms (Warmaisa) und Mainz (Magenza). Die SchUM-Stätten waren das Zentrum der jüdischen Kultur des mittelalterlichen Europas und sind noch heute wichtige Begegnungsstätten.

Wer genau wissen möchte, wie dieser jüdische Gemeindeverbund so innovativ und einflussreich wurde, wie jüdische Identität und Gelehrsamkeit von hier aus wirkten, der besucht die Ausstellung „SchUM am Rhein – Vom Mittelalter in die Moderne“ im Jüdischen Museum im Worms. Die Zeitreise in die Blütezeit der jüdischen Gemeinden in den SchUM-Stätten zwischen dem 10. und dem 13. Jahrhundert lässt gemeinsame, bahnbrechende Rechtssatzungen und Bauten entstehen, die die Kultur und Identität des Judentums in Aschkenas über Jahrhunderte beeinflussten.

Ihr werdet dabei auf einen Namen stoßen, der für das jüdische Worms enorme Bedeutung hatte: Rabbi Salomon ben Isaak, genannt Raschi. Und damit schließt sich der Kreis der Dichter und Denker. Vor allem ihm hat das jüdische Worms seinen Ruf zu verdanken: Bis heute ist der Talmudkommentator und Gelehrte in der jüdischen Welt hoch geschätzt. Um 1060 studierte er im damals in ganz Europa bekannten Lehrhaus in Worms und wurde einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters und der bekannteste jüdische Bibelexeget überhaupt. Das nach ihm benannte Raschi-Haus in Worms beherbergt heute das Jüdische Museum und das Stadtarchiv.

Mehr Informationen: Jüdisches Museum Worms im Raschi-Haus

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