„Der Fröhliche Weinberg“ – eine Komödie auf und hinter der Bühne

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Durch das Jahr mit Carl Zuckmayer: Die Uraufführung des „Fröhlichen Weinbergs“ jährt sich 2025 zum 100. Mal – und Rheinhessen feiert mit einer eigenen Veranstaltungsreihe. 34 Events von 24 Veranstalterinnen und Veranstaltern zählt das umfangreiche Jahresprogramm mit dem Titel „Alles Carl“, das sich dem Wirken Zuckmayers in der Region Rheinhessen widmet. Initiiert wurde das Projekt vom Regionalen Kulturmanagement Rheinhessen in Zusammenarbeit mit der Nackenheimer Carl-Zuckmayer-Gesellschaft. Der namhafte Autor wurde 1896 ebendort geboren und verstarb 1977, einige Rheinhessinnen und Rheinhessen kennen ihn sogar noch persönlich. Mit Werken wie „Der Hauptmann von Köpenick“ und „Des Teufels General“ erlangte er Weltruhm und gehört bis heute zum literarischen Kanon des 20. Jahrhunderts. Das Lustspiel „Der fröhliche Weinberg“, das im Nackenheimer Weingut Gunderloch spielt, markierte 1925 den Durchbruch in seiner Karriere.

Carl-Zuckmayer-Büste am Rathaus in Nackenheim
Nackenheimer Rathaus mit Carl-Zuckmayer-Büste

Theaterprobe mit Herz und Humor

Wer sich still und heimlich eine Probe der Theatergruppe der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft anschaut, spürt direkt: Hier geht es nicht nur ums Schauspielen und um den künstlerischen Ausdruck, sondern um viel mehr. Es geht um Geselligkeit, Austausch und einen Ort, an dem man miteinander lachen und kreativ sein kann.

Ich durfte bei meinem Besuch den Durchlauf des 1. Akts des „Fröhlichen Weinbergs“ in der Nackenheimer Zuckmayer-Halle bestaunen. Noch bevor ich den Probenraum betrete, schlägt mir schallendes Gelächter entgegen, ich werde von strahlenden Gesichtern empfangen. Die Schauspieler üben zu diesem Zeitpunkt noch ohne Kostüme. Bevor diese zum Einsatz kommen gilt es, das „Gerüst“ des Stücks zu bauen. Wer steht wann wo, wie interagieren die Schauspielenden wann und wie miteinander, wie viel Emotion und Ausdruck braucht eine bestimmte Textpassage? Für mich als Theaterlaien war es unglaublich interessant, diesen Prozess zu beobachten und zu sehen, wie die Schauspielenden zunächst noch im Gespräch mit ihren Teammitgliedern sind und im nächsten Moment in ihre Rollen schlüpfen und sich Gestik, Mimik und Habitus ändern.

29 Personen sind insgesamt an der Produktion beteiligt. Seit November 2024 wird fleißig einmal die Woche geprobt. Das Besondere an der Aufführung: Eine Freilichtaufführung nahe am Text und den Regieanweisungen von Zuckmayer. Alle Schauspieler und die Mitwirkenden hinter der Bühne sind Amateure und erhalten nur eine kleine Aufwandsentschädigung.

Spielen unter freiem Himmel – mit Plan B in der Hinterhand

Die letzte Inszenierung fand noch unter Corona-Bedingungen statt. Umso mehr freut sich das Team, nunmehr unter „normalen“ Umständen planen zu können. Wobei bei Open Air-Veranstaltungen immer auch im Vorfeld ein wenig Unsicherheit herrscht, ob das Wetter mitspielt. Im Falle eines Regengusses ist das Team der Zuckmayer-Gesellschaft aber gut vorbereitet: Sie halten Ponchos bereit, die im Falle des Falles über die Kostüme gezogen werden, denn: „Zur Not spielen wir eben in Ponchos.“ Neben dem Lampenfieber sorgt also auch die Unsicherheit über das Wetter für den ein oder anderen Nervenkitzel am Tag der Aufführung. Die Kostüme stammen von der ehemaligen Gewandmeisterin des Staatstheaters und wurden käuflich erworben. Ersatz gibt es vom Staatstheater oder Kostümverleih.

Frischer Wind auf dem Regiestuhl

Die diesjährige Inszenierung des „Fröhlichen Weinbergs“ markiert eine Art Neuanfang: Nachdem das bisherige Regieteam seine Tätigkeit altersbedingt niedergelegt hat, sind mit Andreas Schlicht und Federico Mesina zwei neue Gesichter mit an Bord, die frischen Wind in den Probenraum bringen. Mit der deutlichen Verjüngung im Regieteam möchte man auch den Versuch wagen, ein jüngeres Publikum anzusprechen und die nachfolgenden Generationen für Zuckmayer zu begeistern. Nach wie vor orientieren sich die Schauspielenden nah am Text, aber: Es sollen neue Nuancen herausgekitzelt werden. Das bedeutet für die Darstellenden, die zum Teil bereits seit über 30 Jahren dabei sind, ein besonderes Maß an Flexibilität. Aktuell sind für das Jahr 2025 sieben Aufführungen geplant, darunter ein Gastspiel in Worms. Neben dem Fröhlichen Weinberg nimmt sich die Theatergruppe aber auch anderer Werke Zuckmayers an, wie zum Beispiel des Schinderhannes‘. Das wechselt jedes Jahr, der „Weinberg“ aber ist Pflichtprogramm. Zum Teil werden pro Saison drei Stücke parallel aufgeführt.

Prominente Unterstützung und starke Gemeinschaft

Auch der Präsident und derzeitige Finanzdezernat der Stadt Mainz, Günter Beck, lässt es sich nicht nehmen, persönlich bei der Probe vorbeizuschauen und mit den Mitwirkenden ins Gespräch zu kommen. Er selbst hat in der Vergangenheit bei Aufführungen mitgewirkt, beispielsweise bei der letzten Inszenierung als Eismayer. Hierarchien zählen hier nicht, sondern einzig die Freude am Spiel, das soziale Miteinander und der Anspruch, den Zuschauenden eine qualitativ hochwerte Theaterdarbietung zu präsentieren. Besonders gefreut hat mich die heterogene Zusammensetzung des Ensembles. Von jung bis gereift ist alles mit dabei, aber natürlich kämpft die Zuckmayer-Gesellschaft mit dem weit verbreiteten Problem der Überalterung. Neue frische Mitglieder für eine Mitarbeit in der Gesellschaft zu gewinnen, fällt zunehmend schwer. Wobei das Themenjahr „Alles Carl? Rheinhessen 2025“ zeigt, wie groß das Interesse an Zuckmayer nach wie vor ist. Die Themen, die er behandelt, sind heute aktueller und brisanter denn je. In der Werkeinführung zu Beginn des Stücks werden die Parallelen zur Gegenwart eingeordnet.

Die Theateraktivitäten finden jedoch nicht nur aus reiner Lust am Spiel statt. Mit den Einnahmen aus den Theaterveranstaltungen können die literarischen Aktivitäten der Zuckmayer-Gesellschaft gegenfinanziert werden. Denn: Laut Satzung ist die Gesellschaft zur Erforschung Zuckmayers verpflichtet. Man muss allerdings dazu sagen, dass bereits sehr viel zu Zuckmayer geforscht wurde und es aktuell kaum neue Ansätze gibt, die weiterverfolgt werden.

Skurrile Bühnenmomente und rheinhessische Lebensfreude

Auf meine Frage, was er Kurioses aus seiner Zeit bei der Zuckmayer-Gesellschaft erzählen kann, schmunzelt Vizepräsident Reinhard Dietzen: „Es sind schon mitten im Stück Leute auf die Bühne gekommen, die einfach mitspielen wollten. Die hatten die Aufführung schon so oft gesehen, dass sie sie auswendig konnten.“ Das ein oder andere begleitende Glas guter rhoihessischer Rebensaft hat hier sicherlich zur Ermutigung beigetragen.

Aufführungstermine und Ticketinformationen

Die Theateraufführung „100 Jahre der Fröhliche Weinberg“ findet vom 13. bis 15. Juni und vom 19. bis 21. Juni auf dem Nackenheimer Rathausplatz statt. Tickets sind unter info@carl-zuckmayer.de erhältlich.

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Als Regionale Kulturmanagerin Rheinhessen bin ich viel in der Region unterwegs. Die kulturelle Vielfalt Rheinhessens fasziniert mich immer wieder aufs Neue mit ihren großen und kleinen Initiativen – und einer ordentlichen Portion Herz und Leidenschaft.

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