Die schönsten Rastplätze an der Obstroute

Inhaltsverzeichnis

Radtour durch Obstblütenfelder entlang von Selz und Welzbach

Wir erkunden gemeinsam die schönsten Rastplätze an der Westschliefe der Obstroute, denn zu jedem Ausflug gehört eine ordentliche Rast, um Aussichten und eine leckere Vesper zu genießen.

Die Kirsche als Piktogramm weist mir heute den Weg und führt mich mit meinem E-Bike auf ca. 30 km abwechslungsreicher und etwas anspruchsvoller Strecke in die Obstfelder, Weinberge, durch Wiesen, entlang von Bächen und durch kleine rheinhessische Ortschaften.

Von Ingelheim durchs Selztal

Jetzt geht’s los! Wir starten am Bahnhof von Ingelheim auf der Route in Richtung Großwinternheim. Der gut ausgebaute Fahrradweg führt uns durch blühende Alleen leicht bergauf. Der erste Wegabschnitt der Obstroute verläuft auf einem Abschnitt des Selztal-Radwegs, zu erkennen an dem frechen Frosch-Logo. Vorbei an der Layenmühle geht es etwas oberhalb der Bachlinie der Selz entlang von Wiesen und blühenden Obstbäumen. Das zarte Grün am Wegesrand gibt den Blick frei auf Schloss Westerhaus, welches rechterhand majestätisch auf dem Höhenzug des Westerbergs liegt.

In Schwabenheim angekommen, lohnt ein Abstecher am „WeinPäuschen“ im Weingut Schuck. Am Weinfass unter alten Bäumen kann man herrlich den Ausblick in die Landschaft des Selztals genießen und das passende Getränk am Vinomaten erwerben.

Ich verlasse kurz die Route und mache einen Abstecher zum Marktplatz, um die „Marktfrau“ und den Marktbrunnen mit „Paulchen“, wie die Figur liebevoll von den Einheimischen genannt wird, zu besuchen. Um die Osterzeit ist der Brunnen nicht in Betrieb, dafür aber liebevoll mit über 1.400 Eiern geschmückt. Ein weitläufiger Platz mit vielen Bänken, um im Schatten der Bäume zu picknicken oder eine Trinkpause einzulegen.

Gut, dass es entlang der Route einige Ladestationen gibt, da bin ich sicher, dass meinem Fahrrad nicht die Puste ausgeht. Am Ortsausgang von Schwabenheim führt der Fahrradweg direkt an einer solchen vorbei. Alle Radservice-Stationen und Ladestationen für E-Bikes sind in den Tourdaten angepinnt, die du in der `Rheinland-Pfalz erleben´ App oder auf www.rheinhessen.de  findest.

Entlang der plätschernden Selz führt uns die Route zur nächsten Rast, vorbei an einem gemütlichen Häuschen mit Bank. Ideal für einen plötzlichen Regenschauer oder ein Päuschen im Schatten bei praller Sonne.

An diesem luftigen Frühlingstag ist mein Ziel aber die Elftausend-Mägde-Mühle kurz vor Elsheim. Hier biegen wir rechts ab und verlassen den Selztal-Radweg. Ein altes Mühlrad, welches als Tisch dient, im Schutz der Ruine des Elftausend-Mägde-Turms, ist ein ganz besonderer Ort. Der Sage nach hat hier angeblich die Heilige Ursula mit einem Gefolge von 11.000 Jungfrauen auf dem Rückweg einer Pilgerreise von Rom die Selz überquert. Für Vogelfans gibt es direkt nebenan einen Beobachtungshochsitz am Naturschutzgebiet „Im Mayen“, das einigen seltenen Vogelarten, wie z.B. dem Kiebitz, Brutplätze bietet.

Über die Höhen ins Welzbachtal

Jetzt heißt es kräftig in die Pedale treten oder E-Power zuschalten, es geht ordentlich bergauf in Richtung Engelstadt.

Auf dem Weg dorthin können wir an einer alten Weinkelter verschnaufen und Kraft tanken für den Anstieg zum Highlight der Obstroute ein paar Pedaltritte weiter, der Wingertsschaukel von Engelstadt. Der Ausblick auf die sanften Hügel, die ins Selztal reichen, und auf den Taunus am Horizont, frisches Grün und blühende Hecken machen gute Laune! Nicht ohne Grund heißt sie „Schaukel der Besinnung“. An diesem Ort kann man einfach mal die Seele baumeln lassen, entspannt schaukeln oder von der Liegebank aus in die Ferne schauen. Ein überdachtes Weinbergshaus bietet außerdem Schutz vor Sonne und Regen – hier macht Rasten Spaß!

Weiter geht’s über das Hochplateau durch Obstplantagen und weite Felder nach Ober-Hilbersheim und ins Welzbachtal. Bei Gegenwind und stetiger Steigung bin ich echt dankbar für meine elektrische Unterstützung!

Im Tal angekommen stoßen wir am Ortsausgang von Nieder-Hilbersheim auf einen Selbstbedienungs-Schrank mit saisonalem Obst für hungrige Radler. Wir greifen gern zu, die nächste Rast kann also kommen.

200 Höhenmeter sind geschafft, nun können wir es „Rollen“ lassen. Der gut ausgebaute Fahrradweg führt uns Richtung Appenheim zu einem kleinen Weiher. Rasten am Wasser hat für mich immer etwas besonders Entspannendes. Mit Blick auf die brütenden Gänse und das Geschnatter von allerlei Federvieh schmeckt die Vesper besonders gut. Ein Hinweisschild gibt dem interessierten Besucher Auskunft über die Flora und Fauna hier am Gewässer.

Frisch gestärkt radeln wir weiter in Richtung Gau-Algesheim. Am Uferbereich des renaturierten Welzbachs schaukeln die Blüten des Buschwindröschens im Wind und bieten in der ruhigen Umgebung ein entspanntes Kontrastprogramm zum oft turbulenten Alltag. Der Ausblick auf den Gau-Algesheimer Kopf rechter Hand macht Lust auf eine kleine Gipfelumrundung. Das hebe ich mir aber für eine nächste Wanderung auf der „Hiwweltour Bismarckturm“ auf. Weiter geht`s an blühenden Obstplantagen linker Hand und dem Welzbach und Westerberg zur Rechten stetig bergab.

Viel zu sehen in Gau-Algesheim

Am Ortseingang der Kleinstadt Gau-Algesheim bietet der Automat des Proviantlagers ein umfangreiches Angebot an Obst, Saft, Eier, Kartoffeln und vielem mehr. Bestens geeignet, um gleich noch einen Vorrat für zu Haus einzukaufen, frischer und regionaler geht’s nicht.

Aber noch ist meine Tour nicht zu Ende und Gau-Algesheim lohnt sich für eine etwas ausgiebigere Rast. Hier wartet eine echte rheinhessische Besonderheit auf dich, die auch ich mir nicht entgehen lassen will – das Rheinhessische Fahrradmuseum, das im Schloss Ardeck beheimatet ist. Eine Ausstellung, in der Zweiradgeschichte erlebbar wird. Hier ist es ausdrücklich erwünscht ein „Cavallo“ oder ein „Hochrad“ auszuprobieren, was für ein Museum eher ungewöhnlich ist. Auch außerhalb der Öffnungszeiten (ab Ostersonntag bis zum zweiten Wochenende im Oktober, jeweils an Sonn-u. Feiertagen von 14:00 bis 18:00 Uhr) können individuelle Führungen vereinbart werden. Gleich um die Ecke gibt es den wunderschönen, barocken Marktplatz, der auf ein Eis oder einen Kaffee einlädt. Nach Abschluss der aktuellen Umbaumaßnahmen ist dieser am Wochenende in den Sommermonaten autofrei, was den Erholungsfaktor enorm steigert. Im Sonnenschein, mit Blick auf die katholische Kirche St. Cosmas und Damian, das barocke Rathaus, und den Brunnen sowie das geschäftige Treiben verströmt alles um mich herum südländisches Flair.

Wer beim Proviantlager nicht zugegriffen hat, hat eine letzte Gelegenheit am Obst-O-Mat um die Ecke am Hoftor des Weingutes Michaelishof. Hier kann man 24/7 saisonales Obst, wie z.B. Äpfel, Birnen, Aprikosen erwerben. Eine gute Gelegenheit für ein typisches Obstrouten-Mitbringsel. Wer den Abend bei einem schönen Glas Rheinhessenwein ausklingen lassen möchte und zufällig an einem Donnerstag unterwegs ist, kann das in den Sommermonaten an ausgewählten Terminen ab 18 Uhr: Ganz in der Nähe findet dann der Weinausschank „Donnerstags am Graulturm“ statt. Ortsansässige Winzerbetriebe sorgen für die Bewirtschaftung in geselliger Atmosphäre auf dem neu gestalteten Platz.

Eine wunderschöne Fahrradtour neigt sich dem Ende entgegen. Mir bisher verborgene rheinhessische Ecken und vor allem atemberaubende Ausblicke von verschiedenen Rastplätzen entlang der Obstroute haben meinen Fahrradausflug zu einem besonderen Erlebnis werden lassen. Die letzte Etappe führt mich noch über eine kurze Strecke zurück nach Ingelheim. Rechter Hand genieße ich den Blick durch Wiesen und blühende Obstbäume hoch zum Bismarckturm.

TIPP: Wer noch viel Energie auf dem Akku und in den Waden hat, kann noch einen lohnenden Abstecher (ca. 1,5 km bergauf) auf den Westerberg mit wunderschöner Aussicht vom Bismarckturm unternehmen.

A propos Obst

Vielleicht habt Ihr Euch schon gefragt, warum gerade Ingelheim und Umgebung eine Obstroute hat? Das günstige Anbauklima für Wein- und Obstanbau ergibt sich durch die geschützte Lage von Hunsrück und Taunus aus nördlicher Richtung und dem Odenwald aus östlicher Richtung. Im größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet von Rheinland-Pfalz werden von 925 Betrieben 2582 ha Obstfläche bewirtschaftet. So führt die abwechslungsreiche Fahrradtour durch viele Obstfelder, die vor allem zur Blütezeit einen besonderen Reiz mit vielen Ausblicken zu bieten hat. Es werden vor allem Äpfel, Birnen, Süß- und Sauerkirschen, Aprikosen und Zwetschgen angebaut.

Verlängerung mit Aussicht

30 km sind euch zu wenig? Dann empfehle ich euch die große Schwester, die euch auf rund 45 km auch die Anhöhen des Mainzer Bergs mit ihren Obstfeldern, eine tolle Abfahrt mit Rheingau-Taunusblick von Wackernheim nach Heidesheim, den Rheinstrand von Heidenfahrt und einen Abschnitt des Rheinradwegs auf komfortablen Dammwegen zeigt.

Obstroute (Westschleife) ca. 30 km:
Start / Ende der Rundtour Obstroute: Bahnhof Ingelheim am Rhein
Der Startpunkt ist mit Bus und Bahn zu erreichen.
Parkplätze sind ausreichend am Bahnhof in Ingelheim vorhanden.



6 Antworten

  1. Wieder eine tolle Tour…. Liebe Katja, ein gelungener Bericht… Das Lesen hat Spaß gemacht herzliche Grüße aus Undenheim…
    Gabriele ‍♀️

    1. Vielen Dank, liebe Gabriele!
      Eine wirklich lohnenswerte Tour in einer mir bisher eher unbekannten Ecke von Rheinhessen.
      Viel Spaß beim Entdecken 🙂

  2. Toll geschrieben liebe Katja,
    die Tour werden wir mal angehen, hört sich echt verlockend an.
    Wir werden es mal unter der Woche radeln.
    (einzig von Dienheim nach Ingelheim mit dem Zug, da grauts mir etwas davor )

    1. Dankeschön 🙂
      Ganz viel Spaß beim Radeln…
      „Unter der Woche“ ist es dann vor allem auf den Rastplätzen nicht überfüllt und man kann gut entspannen.
      …und öfters fährt die Bahn auch pünktlich – ihr habt bestimmt Glück!!

  3. Nochmal ich 😉
    Mal eine Frage
    Planst du die Radtouren mit Navi (von Ort zu Ort ) oder orientierst du dich rein nach Karte (Papier) /Wegweiser?
    War die Obstroute gut ausgewiesen ?
    LG Karin

    1. Hallo Karin,
      man kann natürlich mit technischen Mitteln die Tour planen und begleiten, dies ist aber nicht nötig um den Weg zu finden. Die Route ist wunderbar mit der Kirsche als Piktogramm ausgeschildert. Die Tour kann in beide Richtungen gefahren werden, eine größere Rast am Ende ergibt sich dann in Gau-Algesheim (empfohlene Richtung wie angegeben). Gau-Algesheim bietet viele Einkehrmöglichkeiten rund um den barocken Marktplatz an, Sonntags hat auch das Rheinhessische Fahrradmuseum geöffnet. Alle anderen Rastplätze sind 24/7 frei zugänglich. Hier findest die genauen Tourendetails, die Du ausdrucken kannst. Viel Freude beim Radeln 🙂
      https://www.rheinhessen.de/obstroute-westschleife#dmdtab=oax-tab1

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Verfasst von:

Schon immer in Rheinhessen lebend, kenne ich noch lange nicht alle Ecken meiner geliebten Heimat. Ich freue mich, wenn Ihr mich zukünftig bei meinen Neuentdeckungen begleitet.

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