Start in Flonheim
Eines Samstagvormittags im Sommer stehe ich auf dem Marktplatz in Flonheim und schaue mich neugierig um. Vor einem halben Jahr war ich die Hiwweltour Aulheimer Tal an Flonheim vorbei gewandert. Dieses Mal will ich zuvor die Ortschaft erkunden. Im Haus neben der Kirche öffnet sich eine Tür. „Weingut-Vinothek Klosterhof“ steht an der Hauswand.
Kurz darauf bin ich mit Anke Schäfer vom Weingut Klosterhof im Gespräch. Vor ein paar Jahren baute das Ehepaar Schäfer das Haus zu einer Vinothek um. Jetzt gibt es neben Weinverkostungen auch Präsente, Gewürze und Chutneys. Freitags und samstags ist die Tür geöffnet, denn ihr ist wichtig, dass die Leute einfach hereinkommen können. Als Kultur- und Weinbotschafterin Rheinhessens bringt Anke Schäfer den Gästen, Wanderern und Radfahrern die Gegend näher. Schweren Herzens verabschiede ich mich von ihr und dem Wein und fahre mit dem Wagen ein kurzes Stück.
Von der Adelberghalle in Flonheim aus führt eine ausgeschilderte Strecke zur Hiwweltour. Ich freue mich schon auf die für Rheinhessen besonders vielfältige Hiwweltour. Neben den unvermeidlichen Weinbergen mit den normalen Weinbergshäuschen gibt es hier auch Trulli mit Steindächern.
Trulli
Als ich zum ersten Mal irgendwo „Trulli“ las, fragte ich mich nach der Herkunft dieser Bezeichnung. Im letzten Jahr führte ich ein Interview mit Kultur und Weinbotschafter Thomas Huckle, der mich darüber aufklärte. Es gäbe zwei Erklärungen. In der einen Version hätten apulische Maurer im 18. Jahrhundert den Baustil nach Rheinhessen mitgebracht (siehe auch Alberobello, Italien). Deswegen auch die Bezeichnungen Trullo (Einzahl) und Trulli (Mehrzahl). In der anderen Version sei die Bauweise historisch schon im Mittelalter für Backhäuser angewandt worden, und durch die langsam zugespitzte Mauerung (Kragbauweise) würde kein Holz benötigt (Holz wäre schon immer in Rheinhessen rar gewesen).
Ich vermute, es könnte auch ein Synthese aus beiden Versionen sein. Vielleicht haben apulische Gastarbeiter die gemauerten Häuschen gesehen und sie dann Trulli genannt. Auf jeden Fall gab es für alle einen Unterstand bei Regen oder Gewitter, wenn man mit Pferd oder Ochsen im Weinberg arbeitete. Und heutzutage sind es richtige Schmuckstücke in den Weinbergen.
Lonsheimer Aussichtsturm
Ich komme an Steinbrüchen vorbei, für mich irgendwie ein ungewohntes Bild. Doch früher wurde in den Steinbrüchen um Flonheim Sandstein gewonnen, unter anderem für den Bau des Kölner und des Mainzer Doms. Am Bornheimer Aussichtsturm habe ich schon die erste große Aussicht. Später laufe ich längere Pfade durch einen Wald und komme direkt zum Lonsheimer Aussichtsturm.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Trullo auf dem Adelberg, wo ich nicht nur in die Ferne, sondern auch ins Aulheimer Tal blicke. Ich erinnere mich an die Aufschrift „J7HZ56“ auf dem Trullo. Kultur- und Weinbotschafter Huckle erklärte mir damals im Interview, dass die Zeichen für das Baujahr 1756 und den Bauherr Johannes (Hans) Zimmer aus Flonheim stünden. Es gefällt mir hier oben, neben dem Trullo sind ein Tisch und Sitzgelegenheiten.
Irgendwann, das nehme ich mir fest vor, werde ich auch einmal beim Weinerlebnis „Trullo in Flammen“ dabei sein. Aber heute und jetzt will ich wieder zurück nach Flonheim.
Dieses Mal nämlich verkürze ich die Hiwweltour, denn ich will rechtzeitig in Veronikas Weinbistro einkehren. Und so biege ich dann wieder ab und hinunter nach Flonheim.
Veronikas Weinbistro
Ich schaffe es tatsächlich in Veronikas Weinbistro, bevor immer mehr Gäste kommen und die Auswahl der leckeren Kuchen und Torten dezimieren. In dem Café hinter dem Flonheimer Marktplatz kann ich noch ein Schwätzchen mit Veronika Roos halten. Sie liebte es schon immer, Kuchen zu backen und den Gästen im Weingut und Landhotel ihrer Eltern anzubieten. Nach ihrem Studium kehrte sie zurück, machte sich mit ihrem Traum selbstständig und eröffnete das Weinbistro.
Zwei Kuchenstücke schwerer verabschiede ich mich, um zur Infothek und dem Ortsmuseum am Marktplatz zu eilen. Im Obergeschoss des roten Barockhauses lerne ich viel über die Geschichte der Gegend und der vielen Steinbrüche. Zuerst wundere ich mich über das Skelett der Seekuh „Floni“. Doch dann erfahre ich, dass vor 30 Millionen Jahren hier die Meeresküste verlief. Ich schaffe es sogar noch zur samstäglichen Ortsführung. Danach bin ich von den vielen Eindrücken „platt“.
Immerhin habe ich für später zur Entspannung ein paar Flaschen Wein im Kofferraum. Ich werde bestimmt noch einmal für eine weitere Erkundung Flonheims und für eine dritte Wanderung der Hiwweltour zurückzukehren. Ganz bestimmt wird dann meine Frau dabei sein, denn sie soll mich auf Kaffee und Kuchen einladen.
Mein Beitrag erschien zuerst im Urlaubskatalog Rheinhessen 2018 (Bestellung sowie Download als PDF). Für diesen Blogartikel habe ich den Text angepasst und erweitert sowie weitere Fotos hinzugefügt.
4 Antworten
Mit keinem Wort wird der Goldene Engel erwähnt!
Hallo Wegener,
Flonheim hat viele interessante Sehenswürdigkeiten, die ich an einem Tag inklusive Wandertour leider nicht alle besuchen konnte. Der Goldene Engel steht aber auf meiner Liste für Restaurants in Rheinhessen, weil ich schon viel Gutes darüber gehört habe.
Hallo, ich habe gerade Ihren sehr schönen Bericht zur Hiwwelroute Aulheimer Tal gelesen und möchte Sie einladen. Zu Ihrer dritten Runde sollten Sie auch einmal Bornheim besuchen und bei uns im Chumbderhof einkehren, hier sind sie herzlich willkommen. Auch Lonsheim und Uffhofen sind sehr nett an zu sehen. Danach dürfen Sie gerne noch den Kuchen bei Veronika genießen, der ist da wirklich gut.
Mit Grüßen aus Bornheim Friedel Schoenfeld
Es freut mich, dass mein Bericht gefallen hat. Bornheim und die anderen Gemeinden kamen bei meinen ersten Touren zu kurz, die setze ich glatt auf meine Liste. Gerne nehme ich dann die Einladung an und komme einmal zum Chumbderhof. Auf den Fotos von der Homepage sieht das richtig gut aus. Von Selzen aus brauchen wir zwar nicht übernachten, aber die Ferienwohnungen wären genau das Richtige für ein verlängertes Wochenende.
Viele Grüße aus Selzen
Frank Hamm