Geschichte der Straußwirtschaften
Die Geburtsstunde der Straußwirtschaften reicht bis in die Herrschaft Karls des Großen zurück, der den Winzern für einige Wochen im Jahr erlaubte, ihren Wein direkt im Weingut auszuschenken. Der Erlass Capitulare de villis vel curtis imperii aus dem Jahr 812 gilt heute noch.
Einfach gute Küche
Zum Wein gibt es in Rheinhessen auch immer gutes Essen. Im Römerhof in Monzernheim kocht Sigrid Geil. Es gibt nicht nur Kleinigkeiten, sondern Rehbraten, Rinderroulade, Krautwickel, Schweinshaxe und die legendären Backeskartoffeln. Serviert wird in der großen Scheune und im angrenzenden Garten unter dem großen Weidenbaum, der genauso alt ist wie Winzer Ulrich Geil.
Zu Gast bei Winzern
Seit Jahrhunderten arbeiten die Generationen der Familie Geil im Römerhof. Das konsequente Streben nach Qualität im Weinberg und im Keller für individuelle und ehrliche Weine von Ulrich und Sigrid Geil sind die solide Basis, auf denen ihre Söhne Sebastian und Paul ihre Kreativität entfalten. Experimente stehen im Weingut Geil auf der Tagesordnung. Ein bisschen Verrücktheit gehört dazu, wie zum Beispiel die „Cuvée Fünfunddreißig“, in der die beiden Jungwinzer alle Rebsorten vereinten, deren Anbau in Rheinhessen erlaubt ist.
Auch bei den Jansons in Vendersheim hängt kein Sträußchen an der Tür, dafür lodern zwei Flammen am Eingangstor des Weingutes. An jedem Freitag wird in der Straußwirtschaft das Wochenende eingeläutet. Während der Junior Oliver noch mit den Hausgästen auf einer Planwagentour unterwegs ist und Schwiegertochter Ursula umringt vom Nachwuchs, Emma, Julius und Greta die ersten Gäste begrüßt, schenkt Winzer Wolfgang Janson schon mal das „Weinbergsglück“ in die Gläser.
Die Cuvée mit dem VW Bulli auf dem Etikett verführt mit sinnlichem Duft und exotischer Note und umspielt den Gaumen weich und samtig wie eine Liebesgeschichte. „Der Wein erinnert meine Frau Jutta und mich immer daran, wie wir uns bei der Traubenlese kennengelernt haben. Die Weinberge unserer Eltern lagen direkt nebeneinander. Und im Bulli fing alles an“, erzählt Wolfgang Janson. Jutta ist derweil schon längst hinter der Küchentür verschwunden. Gemütlicher als in einer Straußwirtschaft kann man den Wein nirgendwo genießen – bei fröhlichen Geschichten in guter Gesellschaft und Spundekäs mit Brezeln.
Einkehren in rheinhessischen Kuhkapellen
Weinbau und Landwirtschaft gehören in Rheinhessen zusammen und brachten eine Besonderheit hervor, die es nur dort gibt: die Kuhkapellen. Ihr Name geht auf den Maurermeister Franz Ostermayer zurück, der nach dem Vorbild der Kreuzgewölbe in Klosterbauten viele Kuhställe in Rheinhessen mit diesen kunstvollen Decken ausstattete. Das war ein guter Schutz vor Feuer und viel hygienischer als die früheren Holzdecken. Einige von den rund 200 erhaltenen Kuhkapellen sind heute Straußwirtschaften, Restaurants oder Veranstaltungsräume. In Selzen wird jedes Jahr im September auf dem Weingut Wilmshof die Kuhkapelle zur urgemütlichen Gutsschänke. Katrin Mohr schenkt hier den Wilmshof-Wein aus und kennt sich mit allen Details zur Geschichte der Gewölbe bestens aus.
Wo findet man die Straußwirtschaften?
Wer selbst die ein oder andere Straußwirtschaft kennen lernen möchte, findet sie auf der Rheinhessenkarte in der umfangreichen Gastronomieliste auf www.rheinhessen.de.