Eine Stadt am Fluss übt immer einen besonderen Reiz aus. So auch Mainz am Rhein. Mit meinem Praktikanten Elias (17) machte ich an einem Julitag die Feuerprobe: Ist Mainz ein Sommerziel? Wir fanden bei einem Rundgang durch die Altstadt und am Rheinufer fünf Plätze, die absolut sommertauglich sind.
Die meisten Besucher nähern sich der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz über die Theodor-Heuss-Brücke mit einem grandiosen Blick über den Rhein bis zu den Türmen der Altstadt. Der gelbe Sand des Mainzstrandes lockt, doch noch ist es früh und nicht so heiß. Gerade richtig für einen Bummel durch die Altstadt.
Lieblingsplatz 1: Wochenmarkt
Die Platanen auf dem Liebfrauenfrauenplatz spenden den Händlern des Wochenmarkts angenehmen Schatten. Dienstags, freitags und samstags gibt es auf dem Mainzer Wochenmarkt regionale Produkte taufrisch und aus erster Hand: Steinofenbrot aus dem Hunsrück und Wein aus Rheinhessen. Beim Bummel über den Liebfrauenplatz zum Marktplatz und Höfchen duftet es an jeder Ecke anders, mal aromatisch nach Obst, am Oldtimerbus mit der Kaffeerösterei verführerisch nach Espresso oder an den vielen Ständen mit Pflanzen nach ungezählten Arten von Blumen. Bis zu 120 Stände bieten auf den Domplätzen ihre Waren feil und sind umrahmt von der langen Geschichte der Stadt. In unmittelbarer Nähe erzählt das Gutenberg-Museum die Geschichte um die Erfindung des Buchdrucks und wie ein Fels in der Brandung thront der Dom mitten im geschäftigen Trubel.
Lieblingsplatz 2: Der Dom
Aus dem Stimmengewirr des Markttreibens sind es nur ein paar Schritte in die göttliche Stille des angenehm kühlen Doms. Erbaut nach dem Vorbild von St. Peter in Rom prägte der Dom zu Mainz zu allen Zeiten das Gesicht und die Geschichte der Stadt am Rhein. Sieben Mal brannte der Dom, sechs Könige wurden in ihm gekrönt und 45 Bischöfe im Dom bestattet. Das im Lauf der Jahrhunderte gewachsene „Domgebirge“ aus rotem Sandstein ist das Wahrzeichen der Stadt. Besonderer Anziehungspunkt ist der Marienaltar in der Kettelerkapelle mit der „schönen Mainzerin“.
Berühmt ist der Mainzer Dom für seine große Sammlung an Grabmalen aus dem 13. bis 19. Jahrhundert, die überall in der Kirche zu sehen sind. Zu dieser Ehre kamen gemeinhin nur Erzbischöfe, Mitglieder des Domkapitels oder hochgestellte Laien. Umso erstaunlicher ist die schlichte Grabplatte, die wir im Kreuzgang entdecken. Sie erinnert an den Minnesänger Heinrich von Meißen, der vor 700 Jahren zu der Ehre kam, im Kreuzgang bestattet zu werden, auch wenn er nicht zu den Klerikern gehörte. Eine absolute Ausnahme für den unter dem Namen “Frauenlob” in die Geschichte des Minnesangs eingegangenen Mainzer, der offenbar nicht nur singen konnte, sondern auch politischen Einfluss hatte.
Lieblingsplatz 3: Mainzstrand
Direkt neben der Brücke am Konrad-Adenauer-Ufer erstreckt sich der Mainzstrand, der schon auf den ersten Blick mit vielen Liegestühlen im gelben Sand Urlaubsfeeling verströmt. Bei freiem Eintritt können sich hier Sonnenhungrige im sonnenwarmen Sand ausstrecken, in Hängematten schaukeln oder Beach-Volleyball spielen. Baden im Rhein ist natürlich wegen des regen Schiffsverkehrs verboten, aber wer gar nicht darauf verzichten kann, erreicht das Ufer über viele Treppenstufen und kann wenigstens mal die Füße kurz eintauchen. Mehrere Strandbars mixen bunte Cocktails und bis Ende September gibt es an bestimmten Tagen nachmittags und abends Live-Musik.
Wenn die Sonne lacht, ist die Rheinpromenade zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Winterhafen eine belebte Bummelmeile. Die Mainzer Universität hält die Stadt mit ihren Studenten jung, die ihre „Studien“ im Sommer natürlich gern ans Ufer von Vater Rhein verlegen. Sie sitzen und liegen auf dem Rasen und mancher schaut auch wirklich in ein Buch oder seine Vorlesungsmitschrift.
Lieblingsplatz 4: Winterhafen
Die „Mole“ zwischen der Rheinpromenade an der Malakoff-Terrasse und dem Winterhafen ist für Radler, Jogger und Scater ein beliebter Stopp und Treffpunkt für eine Pause mit einem kühlen Getränk und Blick auf den Rhein.
Der Winterhafen ist nach Norden hin geöffnet, um zu verhindern, dass im Winter Eisschollen in den Hafen geschoben werden. Mainz war einst ein großer Umschlagplatz für Holz, das von hier bis nach Holland geflößt wurde.
Lässt man den Winerhafen hinter sich, führt die Rheinpromenade zum schönen Stadtpark, an sonnigen Tagem ein Ziel für Schattensucher.
Lieblingsplatz 5: Eis vom N’eis
Am Victor-Hugo-Ufer bildet sich gern mal eine Schlange vor dem „N’eis am Rhein“, eine Filiale des gleichnamigen Eisladens in der Neustadt. In einem kleinen Eckgeschäft in der Gartenfeldstraße fing vor sechs Jahren alles an. Zwei junge Marketingfrauen erfüllten sich den Traum vom eigenen Laden. Heute ist es schon eine Eismanufaktur, die bei der Herstellung auf Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe verzichtet und das Eis aus möglichst regionalen Produkten herstellt. Dafür wird „N’eis“ nicht nur in Mainz geschätzt, sondern wurde auch schon zur beliebtesten Eisdiele im Rhein-Main-Gebiet gekürt. Neben den klassischen Eissorten wie zum Beispiel Himbeere, Vanille und Zimt, sind auch Kreationen wie Birne-Petersilie oder Apfel-Sellerie im Angebot, die genauso sonderbar wie köstlich sind. Aus dem Sortiment von weit über 100 Sorten gibt es jeden Tag eine andere Auswahl
Zum Abschluss des Sommertages bringt uns ein Spaziergang über die Rheinpromenade zurück zur Theodor-Heuss-Brücke, dem Ausgangspunkt unserer Mainz-Tour. Sie ist übrigens vor allem für Verliebte ein Geheimtipp: Nirgendwo sonst in Mainz gibt es einen schöneren Sonnenuntergang zu beobachten.