Mainz und der Wein sind untrennbar miteinander verbunden – doch was viele nicht wissen: Auch das Bier hat in der Landeshauptstadt eine lange Tradition. So war im 20. Jahrhundert unter den mehr als 40 Brauereien der Stadt mit der Mainzer Aktienbier sogar eine der größten Brauereien Deutschlands. Übrigens: Auch das Schöfferhofer Weizen ist auf eine Mainzer Brauerei zurückzuführen. Im Folgenden soll es um die Bewahrer der Tradition und die Revoluzzer des Status Quo gehen.
Eisgrub Bräu
Das Eisgrub-Bräu ist den meisten vor allem wegen des dazugehörigen, weitläufigen Schankraums ein Begriff. Das imposante Gebäude thront seit 1872 an der Weißliliengasse – früher lagerten hier die Eisvorräte der Stadt Mainz. Später wurden die Gewölbekeller als Luftschutzräume und Weinkeller genutzt, bis 1989 schließlich die erste Mainzer Gasthausbrauerei für Gäste öffnete. Seitdem schätzen Einheimische und Touristen die Qualität und Atmosphäre „im Eisgrub“ gleichermaßen wert.
Auf drei Ebenen kommt hier jeder auf seine Kosten: große und kleine Gruppen finden Platz, Mainz 05-Fans können die Spiele ihrer Mannschaft verfolgen, die Speisekarte bietet deftige Hausmannskost genauso wie raffinierte, vegetarische Gerichte. Auf der Getränkekarte findet man neben einer feinen Auswahl rheinhessischer Weine selbstverständlich die hauseigenen Biere. Gewählt werden kann zwischen einem Hellen Märzen oder einem Schwarzbier, zudem gibt es saisonal wechselnde Specials, wie Maibock oder Pale Ale.
Der Geheimtrick für die erfolgreiche Bierbestellung: Den urigen Steinkrug, sobald er geleert ist, einfach auf die Seite legen – so sichert man sich ganz bestimmt die Aufmerksamkeit der freundlichen Servicekräfte. Darf es nach dem deftigen Essen noch etwas Hochprozentiges sein, empfiehlt sich besonders der hausgemachte Bierlikör „Schwarze Seele“, aus dem eigenen Schwarzbier nach traditionellem Rezept.
Bei einer der regelmäßigen Brauerei-Führungen kann man einen Blick hinter die Kulissen und über die Schulter des Braumeisters werfen. Natürlich schließt sich an die Führung auch eine Verkostung der Eisgrub-Bräu Biere an – aktuelle Infos zu Terminen gibt es jederzeit unter www.eisgrub.de .
Eulchen Brauerei
Von der studentischen Abschlussarbeit zur waschechten Brauerei – das ist die Geschichte des Eulchen Biers. Die Gründer, Philip und Leonidas, stecken seit mehr als zehn Jahren ihr gesamtes Herzblut in die Biere, die auf dem geschichtsträchtigen Kupferberg in Mainz entstehen. Das breit gefächerte Sortiment hält für alle Bierfans etwas bereit, von Pils, Weizen und Hellem über Pale Ale und Kettle Sour bis hin zu alkoholfreiem Bier und Bierlikör. Gerne lassen die Brauer sich außerdem von der Jahreszeit inspirieren und kreieren auch schon mal ein White Christmas-Bier – viele dieser Specials gibt es ausschließlich im Brauereiausschank vom Fass.
Das Konzept des Brauereiausschanks bei Eulchen ist ebenso simpel, wie genial: frisches Bier direkt vom Fass und dazu leckere, hausgemachte Pizza. Im Falstaff-Ranking wurde die sogar zwei Jahre in Folge zur beliebtesten Pizza in Rheinland-Pfalz gekürt! Das Geheimnis der Pizza liegt nicht nur in frischen, regionalen Zutaten, sondern auch im Teig, der mit der hauseigenen Bierhefe hergestellt wird und so sein einzigartiges Aroma erhält.
Die Biere mit den farbenfrohen Etiketten gibt es selbstverständlich im Verkauf auf dem Kupferberg, aber auch bei einem dichten Netz aus regionalen Händlern und Geschäften – die nächste Flasche Eulchen ist also nie weit weg. Wer noch mehr über die Produkte und die Köpfe dahinter erfahren möchte, kann sich einer Führung durch die gläserne Brauerei anschließen, gebucht werden kann ganz entspannt über die Website unter www.eulchen-bier.de . Ein besonderes Erlebnis bietet zudem das Braumeister Dinner, bei dem Speisen und Biere kombiniert werden und der Braumeister höchstpersönlich einen Einblick in seine Welt gibt. Schnell sein lohnt sich hier, denn: Die Braumeister Dinner finden nur wenige Male im Jahr statt.
KUEHN KUNZ ROSEN
KUEHN KUNZ ROSEN – das steht für Craftbeer in Vollendung! Die Brauerei, gegründet 2014 von Wendelin Quadt und Hans Wägner, hat 2017 Ihr Zuhause im alten Rohrlager in der Weisenauer Straße in Mainz gefunden. Seitdem lautet hier das Motto: Kuehne Biere braucht das Land! In diesem Sinne wird 2024 auch das zehnjährige Bestehen beim Brauereifest groß gefeiert.
Der Name KUEHN KUNZ ROSEN ist inspiriert von Kunz von der Rosen – einem engen Berater von Kaiser Maximilian I. im 15. und 16. Jahrhundert. Er zeichnete sich vor allem durch Witz, Gerissenheit und Intelligenz aus, kühne Eigenschaften, die auch das mittlerweile achtköpfige Team an Bierbrauern auszeichnen. Mit Sorten, wie Mainzer Pils, Vilzbacher Weizen oder Dom Bräu ist man einerseits stark in der Heimat verwurzelt, andererseits begibt man sich mit Pacific Waves, Tipsy Monk oder C3PO in ganz andere, kreative, internationale und eben kuehne Gefilde. Die vielen verschiedenen Craftbiere sind oft nur vorübergehend erhältlich und wechseln saisonal. „Schwarze Rose Craftbeer“, eine weitere Mainzer Brauerei, nutzt ebenfalls die Anlagen im alten Rohrlager, da sie keine eigene Braustätte besitzt.
Auch Biergarten und Schankraum dürfen bei KUEHN KUNZ ROSEN nicht fehlen. Von Mai bis August können die Biere unter freiem Himmel in entspannter Atmosphäre genossen werden, in den kälteren Monaten lädt der gemütliche Schankraum mit der größten Bierauswahl der Stadt zum Verweilen ein. Gegen den Hunger helfen regionale Speisen, leckere Flammkuchen und je nach Jahreszeit Spezialitäten, wie Raclette oder Kumpir.
Alle Biere können vor Ort beim Lagerverkauf erworben oder ganz bequem im Onlineshop unter www.kuehnkunzrosen.de bestellt werden. Hier finden Fans auch Merchandise-Artikel, wie Shirts oder Gläser und es können Brauereiführungen, Bierverkostungen oder Braukurse gebucht werden.
Rheinhessenbräu
Die Familie Karl betreibt seit über 200 Jahren Landwirtschaft – und blickt auf eine dementsprechend erfüllte Historie zurück. Zwei Weltkriege, Mechanisierung, Wirtschaftswunder: prägende Ereignisse für Betrieb und Region, die Stück für Stück zum heutigen Status Quo beitragen sollten. Doch wie genau ist aus dem klassischen Gemischtbetrieb eine Brauerei geworden? Familie Karl erklärt: „Als Junior Christian Anfang der 2000er Jahre in den Betrieb eingestiegen ist, hat er mit seinem Vater viele neue Ideen ausgearbeitet, wie beispielsweise die Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage für das Hallendach der damals neuen Aussiedlung.“ Die Idee, eigenes Bier zu brauen, entsprang ebenfalls dem Zeitgeist. Unter den Landwirten herrschte damals Unmut und Ratlosigkeit über die schwankenden Preise für Braugerste. Die Lösung der Familie Karl für diese unberechenbare Situation materialisierte sich schließlich in Form einer kleinen Brauanlage, die den Betrieb 2007 bereicherte. „Ganz schnell waren wir das Lieblingsbier der Winzer in der Gegend“, lacht Peter Karl. So dauerte es auch nicht lange, bis man in eine deutlich größere Anlage investierte, um noch mehr der eigenen Braugerste in das leckere Rheinhessenbräu zu verwandeln. Gleichzeitig ist man aber auch dem Charakter des Gemischtbetriebs weiterhin treu: Die Familie bewirtschaftet zudem Weinberge und baut auf ihren Feldern neben der Braugerste Weizen und Zuckerrüben an.
Rheinhessenbräu in den markanten 1l-Flaschen gibt es in drei Sorten: Helles, Dunkles und Weizenbier, natürlich alle nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Außerdem kommen keine Konservierungsstoffe zum Einsatz und die Biere werden weder wärmebehandelt noch filtriert – Naturbelassenheit, die schmeckt! Neben den drei Stammsorten werden regelmäßig Saisonbiere wie Pils, Maibock oder Festbier gebraut, genauso wie wechselnde Spezialitäten, z.B. Rotweinbier oder Dinkelweizen. Als alkoholfreie Alternativen gibt es bereits seit einigen Jahren auch eine erfrischende Fassbrause sowie einen vollmundigen Malztrunk. Ab diesem Jahr soll ergänzend ein alkoholfreies Weizenbier in den Verkauf gebracht werden.
Der Bierverkauf im Sudhaus hat montags, mittwochs und freitags von 17 bis 18:30 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Zusätzlich ist Rheinhessenbräu auch in vielen regionalen Geschäften und Lokalen vertreten – eine lange Liste mit Partnern findet sich auf der Website unter www.rheinhessen-braeu.de wieder. Hautnah kann man die Produktion als Besucher übrigens bei einer Brauereiführung inklusive Verkostung erleben oder beim Tag des Bieres, der dieses Jahr am 23. April stattfindet.