Ein Blick hinter die Kulissen der Nibelungen-Festspiele in Worms

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Wie entstehen die Nibelungen-Festspiele in Worms? Wer verwandelt den Wormser Dom in eine eindrucksvolle Kulisse? Was machen die Darsteller kurz vor der Aufführung? Und wo werden die sagenhaften Requisiten gefertigt? Wir haben einen Blick hinter die Kulissen der Festspiele geworfen und während unserer Backstageführung sogar das Geheimnis um den Schatz der Nibelungen gelüftet.

Geschichte neu erzählt

Die Nibelungen-Festspiele in Worms wurden 2002 gegründet und schreiben seitdem die Geschichte der berühmten Heldensage um Siegfried, Kriemhild, Brunhild und Hagen jeden Sommer fort. Tausende Besucher pilgern zum Kaiserdom, um hochwertige Uraufführungen und spannende Neuinszenierungen des Stoffes mit namhaften deutschen Film- und Theaterschauspielern zu erleben.

Ein facettenreiches Kulturprogramm mit Lesungen, Konzerten und Ausstellungen komplettiert die Festspiele, deren Strahlkraft weit über die Grenzen Rheinhessens reicht. Mit einer Backstageführung wollen wir heute einen Blick hinter die Kulissen dieser faszinierenden Welt werfen.

Festspiele zum Anfassen

So viel schon vorab: Das Geschehen abseits der Bühne ist nicht weniger spannend als das auf der Bühne. Unsere Backstage-Führerin zeigt uns zunächst die Werkstatt, die in der Garage des Wohnhauses der Wormser Industriellenfamilie Heyl untergebracht ist.

Ein Bühnenbauer kocht gerade Blut und präsentiert uns seine liebsten Requisiten. Sie werden alle hier vor Ort produziert. Über unsere teils faszinierten, teils schockierten Gesichter beim Anblick des (künstlichen) Schweinekopfes muss er lachen.

Generell wird hinter der Bühne viel gelacht. Das erfahrene Team setzt sich jedes Jahr aus mehr oder weniger denselben Personen zusammen: „Es ist wie ein Klassentreffen, man freut sich schon Wochen vorher aufeinander.“

Wir stehen unmittelbar vor der Bühne und betrachten die Bretter, die die Welt bedeuten, aus einer ganz neuen Perspektive. Alles wirkt so nah und greifbar. Wir können den Schlamm riechen, der in großen Fässern neben dem Bühnenaufgang gelagert wird und jeden Abend nach der Vorstellung neu angerührt wird. 15 Eimer à 45 Liter Graberde stehen hier bereit und warten auf ihren matschigen Einsatz.

Stoff für Legenden

Apropos Matsch … Die Kostümbildner kümmern sich nach jeder Vorstellung darum, dass die Roben und Felle von Brunhild und Co. wieder wie neu aussehen. Nachdem wir die riesigen Schlamm-Eimer gesehen haben, können wir uns vorstellen, wie viel Arbeit das sein muss. So sorgfältig und sauber wie die Kostüme hier nebeneinander hängen, kommt man gar nicht auf die Idee, dass jedes Kostüm eines jeden Darstellers nur einmal existiert.

Wir werfen auch einen Blick in die Maske und bestaunen neben der riesigen Auswahl an Make-up vor allem die aufwendigen Perücken, die auf Styropor-Köpfen auf ihren nächsten Einsatz warten. Bei aktuell sommerlich-heißen Temperaturen sind die Damen und Herren mit toupiertem Kunsthaar wirklich nicht zu beneiden.

Die heimliche Hauptrolle

Immer wieder können wir vom Backstagebereich aus auf die Sandsteinfassade des Kaiserdoms blicken. Das Gotteshaus ist bei allen Inszenierungen fest in das Bühnenbild integriert und spielt damit die heimliche Hauptrolle der Nibelungen-Festspiele.

Je nachdem, an welcher Seite das Bühnenbild aufgebaut wird, sind Perspektive und Möglichkeiten immer anders. Das Nordportal etwa bietet Platz für eine größere Bühne als das Südportal oder der Westchor. Besonders schön sei es, wenn die Fassade des Doms dank moderner Lichtinstallation zum Leben erweckt und aktiv in das Geschehen auf der Bühne integriert werde, so unsere Führerin.

Während des Festspielzeitraums ist der Dom von 9 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet. Danach verstummt das Glockenspiel und Zutritt haben nur noch Schauspieler und Kameraleute, wenn einzelne Szenen der Inszenierung im Inneren der Kirche gespielt und per Videoleinwand ins Freie übertragen werden.

Im Anschluss an die Nibelungen-Festspiele wird der für Rheinhessen typische Sandstein jedes Jahr gründlich gereinigt, alle Theaterspuren werden beseitigt. Dann erstrahlt der Dom in neuem Glanz und darf sich auf seinen nächsten Einsatz freuen.

Der wahre Nibelungenschatz

Wir haben unglaublich viel entdeckt und gelernt. Zum Abschluss der Tour lüftet unsere Führerin sogar das Geheimnis um den sagenumwobenen Nibelungenschatz: „Der größte Schatz in Worms – das sind die Menschen!“

Die Wormser, die die Festspiele jedes Jahr so begeistert tragen. Die etwa 20.000 Besucher, die das Nibelungen-Programm mit Leben füllen. Die rund 120 Mitarbeiter, die seit vielen Jahren ihr ganzes Herzblut in dieses Projekt stecken. Und das regelmäßig wunderbare Ensemble, das sich nahtlos in das Wormser Gemeinschaftsgefühl einfügt und künstlerisch brilliert.

Viele Schauspieler fühlten sich in Worms so wohl, dass sie immer wieder zurückkehrten – etwa, um das Rahmenprogramm mitzugestalten, aber auch um ganz privat die Vermieter ihrer Ferienwohnungen besuchen.

Backstageführung buchen

Wenn Ihr jetzt selbst Lust habt, einen Blick hinter die Kulissen der Open-Air-Bühne zu werfen, könnt Ihr eine Backstageführung buchen (8 Euro pro Person). Ihr erhaltet einen exklusiven Einblick in die Requisitenwerkstatt, in den Kostüm- und Maskenbereich und könnt den Bühnenaufbau der Nibelungen-Festspiele aus einer ganz neuen Perspektive betrachten.

Tipp: Wir haben die Inszenierung vor unserer Backstageführung gesehen und konnten so ganz genau auf verschiedene Details hinter der Bühne achten, uns an viele Kostüme und Requisiten erinnern und konkrete Fragen stellen.

Wein und Spiele

Die Backstageführung ist lange nicht der einzige Höhepunkt im Rahmenprogramm der Spiele. Jeden Sommer verwandelt sich der Heylshofpark neben dem Wormser Dom mit stimmungsvoller Illumination und entspannter Livemusik in eines der schönsten Open-Air-Foyers Deutschlands. Hier könnt Ihr vor der Inszenierung ein Glas Rheinhessenwein oder Rheinhessensekt kosten und Euch beim Dinner im Park kulinarisch verwöhnen lassen.

Überwältigung: Die Nibelungen-Festspiele 2019

Dieses Jahr steht erneut die Nordseite des Wormser Doms im Zentrum der Inszenierung. Kein Geringerer als Klaus Maria Brandauer wird die Hauptrolle des Hagen in der Uraufführung „Überwältigung” von Thomas Melle übernehmen. In seinem Stück erzählt der Autor den Nibelungenstoff neu und stellt die Frage, ob die berühmt-berüchtigte Sage nicht auch ganz anders, besser ausgehen könnte. Wir sind gespannt!

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