Auf dem RheinTerrassenWeg: Regionale Produkte am Wegesrand

Inhaltsverzeichnis

Entlang des Wanderwegs befinden sich kleine Manufakturen, die regionale Produkte aus eigener Herstellung zum Verzehr und Verkauf anbieten. Ob Essig, Öl, Honig oder Kirschen – es bleiben keine Wünsche offen!

Rheinhessischer Essig in der Kaltenthaler Essigmanufaktur

Vom Wormser Bahnhof aus führt ein rund viereinhalb Kilometer langer Zuweg zum Herrnsheimer Schloss, dem Ausgangspunkt des RheinTerrassenWegs. Er folgt zunächst der plätschernden Pfrimm, einem Nebenfluss des Rheins, und verläuft dann auf einer alten Bahntrasse nach Herrnsheim. Bevor wir das Schloss und seinen großen Park bestaunen, machen wir einen Abstecher zur Kaltenthaler Essigmanufaktur.

Frank Kaltenthaler ist gelernter Winzermeister und stellt zertifizierte Bio-Weine her. Doch das ist nicht seine einzige Spezialität. Aus „Jux und Dollerei“ hat er sich vor vielen Jahren an die Essigproduktion herangetraut und bietet in seinem liebevoll eingerichteten Laden ein beeindruckendes Sortiment regionaler Essige an. Es reicht vom klassischen Wein- und Obstessig über edlen Balsamico bis hin zu kreativem Aperitifessig, der uns besonders gut schmeckt.

In seinen heiligen Hallen verrät Frank Kaltenthaler, dass Essig genauso aufwendig zu produzieren sei wie Wein – entgegen der allgemeinen Auffassung, dass Wein doch sowieso irgendwann zu Essig werde. Dieses Handwerk hat sich der Essigspezialist als „Ausgleich zum Winzerberuf“ eigenständig beigebracht. Er zeigt uns selbst gebaute Fermenter und wir schnuppern die intensiven Essigaromen im Gär- und Reiferaum.

Frank Kaltenthaler schwärmt ganz besonders von seinen traditionellen Balsamicoessigen. In Modena habe er bei der Herstellung des berühmten „Acetaia del Balsamico“ über die Schulter schauen und die gelebte Essigkultur der kleinen Familienbetriebe hautnah erleben dürfen. Davon inspiriert führt auch seine Essigmanufaktur inzwischen verschiedene Jahrgänge des edlen Balsamicoessigs. Wenn in ein paar Jahren der erste 25-jährige Balsamico fertig werden wird, ist ein weiterer Meilenstein erreicht. Wir sind gespannt!

Tipp: Wenn auch Ihr einen Blick hinter die Kulissen der Essigmanufaktur werfen wollt, könnt Ihr das „Erlebnis Essigmanufaktur“ buchen.

Rheinhessisches Öl in der Wonnegauer Ölmühle

Kein Essig ohne – richtig: Öl. Wie gut, dass die Wonnegauer Ölmühle ebenfalls in Herrnsheim liegt. Genauer gesagt ist sie schon seit über 10 Jahren in der Remise des Herrnsheimer Schlosses beherbergt. Direkt am Ausgangspunkt des RheinTerrassenWegs.

Wir betreten den kleinen Laden, der so herrlich nach dem Wildkräuteröl duftet, das gerade abgefüllt wird. Hier kann man qualitativ hochwertige, kaltgepresste Öle erwerben, die der Diplom-Biologe Thomas Steger selbst herstellt. Wie das beliebte Walnussöl, mit dem 1999 alles anfing. Damals sei er im Bereich der kaltgepressten Öle ein echter Exot gewesen, erinnert sich der Ölmüller. Heute werden sie aufgrund ihrer geschmacklichen und gesundheitlichen Vorzüge überall geschätzt.

Seine Expertise als Biologe, sei es im Bereich der Botanik (Zutaten) oder der Mikrobiologie (Haltbarkeit), hat Thomas Steger geholfen, mit seinem Geschäft „nah an der Natur und nah an den Menschen“ zu wachsen. Die Nüsse für das Walnussöl etwa stammen von Privatpersonen aus der Region, die Walnussbäume im Garten haben. Für das aufwendige Knacken und Auslesen der Nusskerne arbeitet Thomas Steger mit Werkstätten der Lebenshilfe und Caritas zusammen.

Neben Ölen können in der Ölmühle auch weitere Spezialitäten wie Pesto, Zitronencreme oder Gewürzmischungen erworben werden. Hinter der Gewürzmischung „Mariposa“ steckt eine besondere Geschichte. Eine Kundin brachte einst aus dem Indienurlaub eine Gewürzmischung mit, die unheimlichen Anklang in ihrer Küche fand. Als das Souvenir leer zu werden drohte, wandte sie sich an die Ölmühle mit der Bitte um Neuzusammenstellung. Seitdem sei „Mariposa“ ein absolutes Lieblingsprodukt, ohne das viele Kunden nicht mehr kochen könnten, verrät Thomas Steger.

Rheinhessischer Honig der Imkerei Löwenstein

Nach rund 24 abwechslungsreichen Kilometern auf dem RheinTerrassenWeg erreichen wir das Weindorf Mettenheim. Hier besuchen wir die Imkerei Löwenstein.

Doris Löwenstein fand über Umwege zur Imkerei. Vor rund zehn Jahren war sie auf der Suche nach einer beruflichen Umorientierung und entdeckte dabei ihre Liebe zur Honigbiene. Zunächst übernahm sie Bienenvölker von ihrem Schwiegervater, später weitere von seinem Freund. Die Theorie rund um Bienenzucht und Honigproduktion lernte sie am Bieneninstitut in Mayen, die Praxis eignetet sie sich parallel dazu zuhause an.

Inzwischen ist Doris Löwenstein anerkannte Leistungszüchterin von Königinnen und besitzt etwa 50 Bienenvölker. Imker mit mehr als 20 Völkern sind selten in Deutschland. Die meisten von ihren Bienenvölkern stehen in Pachtgärten, mit zwölf von ihnen wandert die Imkerin aber regelmäßig. Mal ins Rapsfeld bei Alzey, mal zu den Akazien in Maxdorf. Ihre sortenreinen Honige haben so einen ganz besonders intensiven Geschmack.

Wir probieren den Kastanienhonig, der wirklich einzigartig ist. Doris Löwenstein erzählt, dass dessen Herstellung immer etwas schwierig sei. Hätten Bienen die Wahl, flögen sie lieber andere Blüten an. Wenn dann aber doch Honig aus Kastanienblüten erzeugt würde, sei er etwas ganz Besonderes. Das können wir nur bestätigen!

Rheinhessische Kirschen bei Amorella Kirsch

Die letzte Etappe des RheinTerrassenWegs führt uns von Bodenheim nach Mainz. Und da wir große Kirschliebhaber sind, müssen wir unbedingt Amorella Kirsch im Chausseehaus einen Besuch abstatten.

Katja und Fritz Mossel begrüßen uns auf ihrem Hof, der bereits seit 1822 in Familienbesitz ist und einst eine Zoll- und Pferdewechselstation war. Hier wächst seit 140 Jahren einer der ältesten Rebstöcke Rheinhessens. Dabei soll es heute gar nicht vorrangig um Wein, sondern vielmehr um Kirschen gehen. Der Name „Amorella“ verrät bereits, dass die Liebe zu den roten Früchten hier großgeschrieben wird.

Familie Mossel bietet ein beeindruckendes Sortiment an eigens hergestellten Kirschprodukten an. Von handgeschöpfter Kirschmarmelade über luftgetrocknete Sauerkirschen bis hin zu fruchtigem Kirschsekt und neuerdings einem Kirsch-Gin bleiben wirklich keine Wünsche offen. Im Mittelpunkt steht der Kirschdessertwein, mit dem 1948 alles anfing. Fritz Mossels Großvater produzierte ihn nach eigenem Rezept und das hat sich seitdem nicht verändert.

Alle fruchtigen Produkte werden aus dem Ertrag der rund 2000 Kirschbäume hergestellt, die sich im Besitz der Familie befinden. „Wir wollen, dass die Kirsche in allen Produkten geschmacklich präsent ist“, verrät Fritz Mossel. Das ist gelungen! Wir probieren uns langsam durch die gesamte Produktpalette, die stetig erweitert wird – „weil es so viel Spaß macht“. Wir sind gespannt, was die Zukunft noch für säuerlich-süße Kreationen bereithält.

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