Rundgang durch die Mainzer Altstadt – Wo du die geheimen Favoriten findest

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Als ich vor einigen Jahren mein Studium in Mainz begann, entwickelte ich schnell eine starke Zuneigung für diese lebensfrohe Großstadt mit ihrem leicht dörflichen Charme. Bei den ersten Besuchen von Freunden und Familienmitgliedern wollte ich natürlich etwas von meiner neuen Wahlheimat präsentieren. Ein selbst konzipierter Rundgang durch die Altstadt sollte dabei die klassischen Höhepunkte wie den imposanten Kaiserdom, das lebendige Rheinufer und die geschichtsträchtige Zitadelle enthalten. Doch bei jedem Mal merkte ich, wie die Kameras vor allem bei den eher unscheinbaren Sehenswürdigkeiten gezückt wurden. Diese kleinen Highlights entlang des Weges habe ich zu meinen „Geheimtipps“ für Gäste und Besucher erklärt. In diesem Beitrag möchte ich meine geheimen Favoriten auf einer kleinen Entdeckungstour mit dir teilen. Begleite mich auf einen Spaziergang durch die zauberhafte Mainzer Altstadt.  

Ein Denkmal für die 5. Jahreszeit

Unser Rundgang beginnt auf dem Schillerplatz beim Fastnachtsbrunnen, der seit 1967 ein traditionsreiches Denkmal darstellt. Wer nicht aus Mainz kommt, wird hier gleich einmal mit einem der wichtigsten Identifikationsmerkmale der Stadt konfrontiert – dem närrischen Treiben der fünften Jahreszeit. Der wie ein Narrenturm in die Luft ragende Brunnen ist mit bronzenen Symbolfiguren der mainzerischen Fastnacht bestückt und bringt dadurch die Lebensfreude der „Meenzer“ zum Ausdruck. Insgesamt sind es über 200 Motive aus der Fastnacht und Mythologie – darunter befinden sich Till Eugenspiegel, die Stadtgöttin Mogontia, Paragraphenreiter und ein Mann mit einem Brett vor dem Kopf. Für die Mainzer ist der Platz ein besonderer Ort: hier wird jedes Jahr am 11. November um 11:11 Uhr die Fastnacht ausgerufen.

Insider-Orientierungstipp

Wir gehen die Straße hinunter Richtung Rhein. Gerade für Neuankömmlinge und Besucher sind die Straßenschilder der Mainzer Innenstadt ein praktischer Orientierungshinweis, denn diese zeigen farblich ihre Lage zum Rhein an. Alle Straßenschilder mit blauem Untergrund verlaufen parallel zum Rhein, währenddessen sich die rotbeschilderten Straßen senkrecht zum Fluss erstrecken.

Unübersehbar – die Mainzelmännchen

Es sind nur ein paar Meter bis eines der geheimen Highlights von Mainz vor uns aufleuchtet. Zwar ruft es uns nicht „Guuuden Aaabend“ entgegen, trotzdem fällt das rote Mainzelmännchen in der nächsten Fußgängerampel sofort auf. Die kleinen Fernsehfiguren machen nicht nur das ZDF unsicher, sondern werden uns auf unserem Rundgang durch die Mainzer Altstadt noch ein paar Mal begegnen. Die Mainzelmännchen-Hingucker wurden für Anton, Edi, Det, Fritzchen und Co. anlässlich ihres 50. Geburtstag im Jahr 2013 errichtet.

Was Mainz mit Prag und Vancouver gemeinsam hat

Die Straße führt auf den Gutenbergplatz, der auf rechter Seite vom Mainzer Staatstheater eingenommen wird. Links vor dem Theatergebäude lohnt es sich, einen Blick auf den Boden zu werfen. Denn neben dem fröhlichen Treiben triffst du hier auch auf den 50. Grad nördlicher Breite. Eine goldene Markierung weist auf diese geographische Besonderheit hin. Der 50. Breitengrad verläuft einmal quer durch Deutschland.

Einsteigen bitte …

Wer jetzt schon schlapp macht, hat die Möglichkeit mit dem Zug weiter zu fahren – im Miniaturformat. Eine kleine rote Eisenbahn namens Gutenberg-Express fährt neben dem Staatstheater ab und wird mehrmals täglich von Klein und Groß für eine Stadtrundfahrt genutzt. Der Gutenberg-Express ist eine witzige Alternative, wenn man trotz des schlechten Wetters etwas von der Stadt sehen möchte. Die Fahrt dauert ca. eine Stunde.

Wer hier nichts findet ….

Klein aber fein. Das Antiquariat vor dem Fischtorplatz lädt Bücherfreunde und Nostalgiker zum Schmökern ein. In den Händen hatte ich schon die gesammelten Werke von Edgar Allan Poe, Shakespeare’s Historiendramen und ein Porzellanschwein mit einem Lampenschirm in der Pfote. Im Schaufenster gibt es neben Büchern einige Kuriositäten zu entdecken, während im Inneren randvolle Regale und gestapelte Türme mit literarischen Klassikern auf dich warten.

Da ist er endlich: der Rhein

Nachdem uns das grüne Mainzelmännchen in der nächsten Ampel das Go gegeben hat, passieren wir den Fischtorplatz und bekommen zum ersten Mal auf unserem Rundgang Vater Rhein zu sehen. Dieser wir uns nun die nächsten 1,5 Kilometer begleiten, denn wir halten uns am Rheinufer rechts und genießen die schöne Aussicht.

Darf nicht fehlen: das Kult-Eis

Zwischendurch können wir an der Eisdiele „N’Eis“ einen kurzen Zwischenstopp einlegen und uns den Tag mit einer ganz besonderen Kugel Eis versüßen. Aber Achtung: hier bilden sich im Sommer lange Schlangen, da das N‘Eis aufgrund seiner speziellen Sorten wie Gurkensorbet, Riesling, American Cheesecake oder Quark-Rote Grütze die Kult-Eisdiele in Mainz darstellt.

Tierische Exoten im Stadtpark

Das Eis lässt sich am besten auf der Grünfläche am Winterhafen genießen. Diesen finden wir, indem wir die Drehbrücke zu unserer linken Seite überqueren. Wir laufen weiter den Rhein entlang, bis ein Turm, der an eine kleine Burg erinnert, in unser Sichtfeld gerät. Der Südturm befindet sich an der Eisenbahnbrücke, von wo aus wir durch einen Übergang auf die andere Seite der Gleise gelangen. Der Weg führt uns zum Stadtpark, in dem sich Familien zum Picknicken, Jogger und sogar die ein oder andere Studierendengruppe zum Lernen treffen. Doch Menschen haben nichts mit unseren nächsten drei Geheimtipps zu tun.

Tierisch gut geht es weiter, indem wir einen der Wege im Stadtpark nach oben einschlagen und uns von einem Wegweiser zum Vogelhaus leiten lassen. Hier sind sowohl von innen als auch von außen ein Gelbbrustarapärchen, hübsche Goldammern, farbenfrohe Prachtfinken und weitere Vogelarten zu bewundern.

Ein besonders niedliches Pärchen ist hier untergebracht und nur im Doppelpack zu sehen: die „Unzertrennlichen“. Diese Papageienart heißt wirklich so und bleibt nicht nur ihrem Namen treu. Denn die kleinen Papageien mit dem bunten Federkleid verdanken ihre Bezeichnung der lebenslangen Bindung an ihren Partner. Bei dieser Art wird noch voll und ganz das Prinzip der Monogamie gelebt. Die Unzertrennlichen (oder auch Liebesvögel) lassen sich im Außengehege dabei beobachten, wie sie angeschmiegt aneinander auf den Ästen sitzen und sich gegenseitig bei der Körperpflege helfen. Ein süßer Anblick!

Blütenpracht im Rosengarten

Im Juli und August stehen die Mainzer Rosen in voller Blüte. Eine gute Zeit sich den im Stadtpark integrierten Rosengarten anzusehen. Mithilfe der Wegweiser lassen wir uns dorthin weiterleiten. Der wunderschön angelegte Garten ist generell in den Frühlings- und Sommermonaten ein zauberhafter Ort zum Verweilen. Wir können eine kleine Pause einlegen, auf einer der Holzbänke unter dem Pavillon Platz nehmen oder die individuellen Namen der einzelnen Rosenarten am Boden jeder Pflanze lesen. Manche Namen bringen einen zum Schmunzeln, wieder andere ins Grübeln, wie es wohl zu dieser oder jener bestimmten Bezeichnung kam. Ob der Duft der Aspirin-Rose wohl auch gegen Kopfschmerzen hilft?

Ein Traum in Rosa

Nachdem wir die Ruhe im Rosengarten genossen haben, kommen wir zu einem pinkfarbenen Geheimnis. Ein bisschen versteckt liegt dieses wie eine kleine Oase am Rande des Stadtgartens. Dazu laufen wir vom Rosengarten gerade nach unten, bis wir auf einen angelegten Teich treffen. Dort wartet exotische Eleganz in Rosa auf uns, denn wir stehen vor dem Flamingoweiher. Mit großer Wahrscheinlichkeit sieht man die schrägen Vögel mit einem Bein angewinkelt im Wasser stehen und regelrecht für die Kamera posieren – für Instagramer das reinste Paradies. Durch eine am Zaun angebrachte Hinweistafel können sich Besucher über diese Exoten der Tierwelt informieren.

Römisches Erbe

Unser Rundweg verläuft unterhalb des Flamingoweihers an einem Ziegengehege vorbei, bis wir auf eine Straßenkreuzung treffen. Jetzt kommt ein kurzer steiler Anstieg nach oben.
Hier zeigt sich Mainz besonders von seiner geschichtsträchtigen Seite: die Ruinen eines römischen Theaters zu unserer Rechten, die Zitadelle zu unserer Linken.

Wir konzentrieren uns aber auf die versteckten Tipps im Inneren der Zitadelle. Nicht jedem ist bekannt, dass in einer der hinteren Ecken der Zitadelle der Drususstein versteckt liegt. Doch was hat es damit auf sich? Im Jahr 13 vor Christus wurde Nero Claudius Drusus, Stiefsohn des Kaiser Augustus, zur Grenzsicherung und Eroberung des germanischen Gebiets jenseits des Rheins ausgesandt. Drusus etablierte ein Stützpunktlager an der Mündung des Mains und wird daher auch als Gründer der Stadt Mainz angesehen. Ihm zu Ehren errichteten die stationierten Soldaten in Mogontiacum eine leere Grabstätte als Denkmal. Im Mittelalter diente der einst 30 Meter hohe Drususstein als Wachturm. Um einen Blick auf dieses Stück bzw. Stein Geschichte werfen zu können, musst du einen kurzen Abstecher hinter das Stadthistorische Museum machen. Auf dem Weg zurück kannst du von der Terrasse aus einen der schönsten Ausblicke über Mainz erhaschen.

Schöner shoppen in der Altstadt

Wir lassen die Zitadelle hinter uns und steigen eine kleine Treppe nach unten, wo sich ein weiteres Mainzelmännchen in einer Fußgängerampel versteckt. Nach dem Überqueren der Straße laufen wir weiter geradeaus, bis wir auf eine schmale Gasse im Herzen der Altstadt treffen – die Augustinerstrasse. Sie ist mit ihren schnuckligen Lädchen, Eisdielen und Cafés ein schöner Abschluss unseres Rundweges. Hier lässt es sich prima bei einer Tasse Kaffee aushalten, während man die Mainzer beim Flanieren beobachtet.

Einer meiner Geheimtipps ist der unauffällige Plattenladen „Lautstark Mainz“ in der Augustinerstraße. Selbst, wenn du nichts kaufen möchtest – der urige, kleine Laden ist für Musiknostalgiker genau die richtige Adresse. Draußen vor dem Laden sieht man oftmals Menschen auf der Suche nach einem echten Klassiker alte Schallplatten und CD’s in der Auslage durchstöbern. Am Ende der Augustinerstraße befindet sich der Kirschgarten mit seinen pittoresken Fachwerkhäusern. Der Weg nach oben führt uns in wenigen Metern wieder zum Fastnachtsbrunnen zurück – dem Ausgangspunkt unseres Rundweges.

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Aus dem bergigen Süddeutschland bin ich für mein Studium ins Land der 1000 Hügel gezogen. Mit seinen besonderen Wandermöglichkeiten, dem kulturellen Angebot und den urigen Weinstuben habe ich Rheinhessen schnell ins Herz geschlossen. Am liebsten begebe ich mich zu Fuß auf Entdeckungstour, um noch verborgene Schätze abseits der bekannten Wege ausfindig zu machen.

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