Eingebettet in die Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar liegt Rheinhessen. Das Gebiet Rheinhessen ist nicht nur das größte deutsche Weinanbaugebiet, sondern auch ein Garant für erholsame Ausflüge. Im Land der 1000 Hügel empfiehlt sich ein E-Bike, denn die Landschaft ist sehr weitläufig und es gibt mitunter ordentliche Steigungen. Auf den Höhenlagen genießt man dann wunderschöne Weitblicke bis nach Frankfurt, ins Taunusgebirge oder auch bis zum Wormser Dom.
Der Selztal-Radweg – Entspannung pur
Wir haben uns also ein E-Bike ausgeliehen, um die Route durch das Selztal auszuprobieren. Es gibt nur wenige Steigungen, dafür ist es eine der längeren Touren in Rheinhessen, denn insgesamt ist die Strecke zwischen Ingelheim und Orbis rund 70 km lang. Doch wer sagt denn, dass man die Strecke in einem Tag radeln muss? Schließlich wollen wir eine entspannte Tour unternehmen. Und da Rheinhessen das größte Weinanbaugebiet in Deutschland ist, laden unterwegs einige interessante Vinotheken zu einem Zwischenstopp ein.
Wir starten in der Nähe der Selzmündung am Rheinufer in Ingelheim, nachdem wir mit der Fähre von Oestrich-Winkel aus dem Rheingau übergesetzt haben.
Ein toller Start, denn so eine Fährfahrt fühlt sich gleich wie Urlaub an. Wir radeln weiter ins Zentrum von Ingelheim und verbringen dort den halben Vormittag, denn die Kleinstadt ist sehr vielseitig und bietet einige Sehenswürdigkeiten.
Wir haben uns die Ingelheimer Kaiserpfalz vorgenommen. Die Ende des 8. Jahrhunderts von Karl dem Großen erbaute Palastanlage präsentiert sich heute als Denkmalgebiet, das die freigelegten Relikte und erhaltene Gebäude aus späterer Zeit in einem historischen Rundgang zeigt und erklärt. (Sehenswert ist auch das alte Rathaus. Die dortigen Ausstellungsräume sind architektonisch sehr besonders und immer mal wieder gibt es beeindruckende Ausstellungen zu besichtigen. Die Internationalen Tage, die einmal im Jahr zwischen Mai und Juli stattfinden, sind bekannt im der gesamten Rhein-Main-Region.)
Auf dem Wochenmarkt haben wir uns mit Reiseproviant ausgestattet, um später auf der Tour für ein Picknick gut versorgt zu sein: Regionales Obst und ein paar Knacker aus Wildfleisch, dazu frisches Brot. Ausreichend Wasser hatten wir sowieso schon im Gepäck, den Wein dazu gibt es dann unterwegs.
Lässt man Ingelheim hinter sich, empfängt einen das Selztal, das zwischen Vogel- und Naturschutzgebieten, Rebenhängen und Feldern über die Weindörfer direkt ins Herz der Region in die Stadt Alzey und darüber hinaus zur Selzquelle nach Orbis in die Pfalz führt.
Man radelt vorbei an der Eulenmühle, einem sehr idyllischen Gasthof mit Pferdekoppel. Dort grasen die Pferde rund um die Koppel auf den Blumenwiesen – die Idylle ist kaum zu toppen.
Am Horizont steht das Weingut Schloss Westerhaus, ein historisches Hofanwesen mit Weingut der Familie Opel. Die Tour geht weiter entlang des Naturschutzgebiets Gartenwiese, es folgen Obstbaumwiesen und an den Hängen wachsen Weiß- und Rotwein-Reben und immer wieder begegnen uns Wanderer oder andere Radfahrer, denn diese schöne Region wird immer beliebter. Die Selz plätschert nebenbei romantisch weiter, Autolärm ist kaum zu hören, dafür Vogelzwitschern.
Erholung im Day Spa
Wir kommen auch beim Wellness-Hotel Jordan’s Untermühle vorbei. Bei der Planung hatten wir überlegt, die Tour in mehrere Etappen, nämlich mit Übernachtung zu machen, denn das ist immer eine schöne Option, wenn man zwei oder mehr Tage Zeit hat. Das ausgezeichnete Hotel mit Wellness-Bereich bietet Pauschalen an, die kaum Wünsche offenlassen: Ein beheizter Outdoorpool, verschiedene Saunen & Dampfbäder und eine großzügige SPA Lounge laden ein. (Auch eine Aktivpause mit einer Runde Golf ist möglich, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist und keine Langeweile aufkommt.) Das à-la-carte-Restaurant verwöhnt den Gast mit hochwertiger Traditionsküche, entweder im gemütlichen Gastraum oder man sitzt an warmen Sommerabenden romantisch im Biergarten im Innenhof der historischen Anlage. Die ruhige Lage inmitten der Felder Rheinhessens ist perfekt um die Seele baumeln zu lassen.
Heute fahren wir jedoch weiter, denn das nächste Ziel wartet schon: Wilde Tulpen auf dem Petersberg zwischen Bechtolsheim und Gau-Odernheim.
Eine Besonderheit der Natur kann man im Frühling am Petersberg bestaunen, nämlich dann, wenn die Tulipa Sylvestris, die gelben Weinbergstulpen blühen. Es ist Deutschlands größter wilder Tulpenbestand und einer der größten nördlich der Alpen!
Auf der Anhöhe mit immerhin 245,6 m ü. NHN legen wir eine kurze Pause ein, genießen den Weitblick und dazu unser Picknick. Nach weiteren 10 km haben wir dann auch schon unser nächstes Etappenziel bei Kilometer 58 der Route, die Kleinstadt Alzey mit historischer Burg, erreicht. Zeit für eine nächste Pause – schließlich sind wir entspannt unterwegs.
Zum Aufladen ins Selztal
Unser Fazit zum Selztal-Radweg ist klar: Ausreichend Pausen machen, um die eigenen Akkus richtig Aufladen zu können! Die Idylle der Landschaft und Dörfer erspürt man am besten mit Zeit. Unser Tipp für heiße Tage: Unterwegs einen Eisdielen-Stopp einlegen: z.B. in Elsheim am Dorfbrunnen oder etwas abseits der Strecke im Eiscafé Picin in Nieder-Olm, während dort gleichzeitig das E-Bike aufgeladen wird. Auch schön, wenn kein Wochenmarkt verfügbar, ist ein Picknick-to go, denn die Winzer und andere Erzeuger bieten leckeres Essen und Wein zum Mitnehmen an. Wein (als Mitbringsel) haben wir direkt beim Winzer gekauft. Das Weingut Bretz in Bechtholsheim zum Beispiel freut sich immer über einen Besuch.
Nützliche Infos
Toureninfos, Karten und weitere Infos erhalten Sie auf den Radseiten der Rheinhessen-Touristik. Wie hin- und zurückkommen? Die Strecke des Selztal-Radweges ist gut mit der Bahn erschlossen, so dass auch die Rückkehr gesichert ist. Hier bieten sich vor allem die Etappen Ingelheim-Nieder-Olm/Alzey oder Nieder-Olm – Alzey an. Der ÖPNV des Rhein-Nahe-Nahverkehrsbund bietet einen guten Service, da man das Rad ab 9 Uhr kostenfrei im Zug mitnehmen kann (Info unter www.rnn.info).
Auf der Strecke gibt es in regelmäßigen Abständen Ladestationen für die E-Bikes und die rheinhessischen Radservice-Stationen (das sind Lade- und Reparaturstationen am Weg).
Ausführliches Kartenmaterial haben wir uns über die Website www.radfahren.rheinhessen.de besorgt. Eine große Unterstützung, nicht nur bei der Planung, sondern auch als Orientierungshilfe und Begleitung für unterwegs, war uns die Rheinland-Pfalz App, denn sie bietet einen Tourenplaner mit Sprachnavigation und Kartendownload sowie vielen weiteren praktischen Funktionen, unter anderem eine Suchfunktion um Ausflugsziele oder Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. Schon daheim konnten wir damit den Ausflug zusammenstellen und wir hatten die Qual der Wahl, denn es gibt einige schöne Touren. Nach der Tour durch das schöne Selztal werden wir das nächste Mal die Obstroute im Hinterland von Ingelheim ausprobieren. Es radelt sich einfach gut in Rheinhessen!