Wanderbericht Westhofener Wingertsheisjerweg

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In Rheinhessen hiwwelt es gewaltig, aber neben diesen neun Prädikatswanderwegen und dem RheinTerrassenWeg sind in den letzten Jahren weitere schöne Themenwanderwege in Rheinhessen entstanden. Wer solch einen abwechslungsreichen Wanderweg sucht, dem sei der Westhofener Wingertsheisjerweg ans Herz gelegt: Wunderschöne Natur, interessante Wingertsheisjer und vieles mehr kann man auf der gut ausgeschilderten Tour entdecken. Dieser Themenweg zeigt einmal mehr, wie facettenreich Rheinhessen doch ist.

Westhofener Wingertsheisjerweg
Willkommen auf dem Westhofener Wingertsheisjerweg

Die Sonne scheint, der Himmel erstrahlt in sattem Blau, es ist nicht zu warm: Perfekte Bedingungen für eine Wanderung. Voller Vorfreude packe ich meinen Rucksack. Start- und Endpunkt des 8,8 Kilometer langen Rundwegs ist der Parkplatz am Nickelgarten. Dort befindet sich auch eine Infotafel mit hilfreichen Flyern. Diese versorgen Wanderer mit interessanten Informationen rund um den Themenweg.

Ich erfahre darin beispielsweise, dass es in Westhofen stolze 54 Wingertsheisjer gibt! Diese dienten einst Winzern oder Weinbergsschützen zum Schutz vor Wind und Regen. Darüber hinaus spendeten sie Schatten; boten eine erholsame Pause von der harten Arbeit.

Auf dem Westhofener Wingertsheisjerweg

Meine Füße kribbeln bereits erwartungsvoll. Ich beginne die Wanderung und erreiche bereits nach wenigen Minuten die Weinberge. Kurze Zeit später sehe ich auch schon das Rosa Heisje. 1766 wurde es erbaut. Das Haus aus Bruchstein sollte bei seiner Renovierung im Jahr 2009 eigentlich ein rotes Dach bekommen. Die Wände wurden weiß verputzt. Die rote Farbe reichte aber leider nicht aus – das Dach wurde schließlich rosa und kam so zu seinem Namen.

Rosa Heisje
Rosa Heisje

Ich wandere weiter und erfreue mich an den Blumen, die bunte Tupfer im Gras bilden und die gesamte Wanderung ungemein bereichern. Nun bin ich am Heisje Blick angelangt: Von hier oben genieße ich die herrliche Aussicht und lasse den Blick über insgesamt 14 Wingertsheisjer, idyllische Weinberge und den Westhofener Kirchturm schweifen. Vögel zwitschern aufgeregt, der sanfte Wind erfrischt wunderbar. Gerne möchte ich hier noch länger verweilen, aber die Neugier treibt mich weiter. 

Heisje Blick
Heisje Blick

Der Wonnegau ist bekannt für seine Hohlwege. Der Westhofener Wingertsheisjerweg führt mich durch die Kirschbühl Hohl. Auf dem Weg hinauf lausche ich dem geschäftigen Summen der Wildbienen, die hier ihre Nester gebaut haben. Vor den friedlichen Tieren braucht man übrigens überhaupt keine Angst zu haben – sie gehen den Menschen aus dem Weg. Oben angekommen, genieße ich eine grandiose Aussicht: Ich kann Frankfurt, den Odenwald sowie das Rheintal erblicken – herrlich.

Oh, wie schön ist Rheinhessen!

Das graue Missions-Heisje mit einem Tonnendach ist mein nächstes Etappenziel auf dem Westhofener Wingertsheisjerweg. Zwischen 1983 und 2005 konnten sich Gläubige hier Zettel aus einem offenen Briefkasten nehmen. Sie enthielten Lobpreisungen der Marienschwestern aus Darmstadt-Eberstadt oder Zitate aus der Bibel.

Noch heute können Wanderer Psalmen entdecken, die auf dem auf dem Heisje angebracht wurden. Ein Beispiel: „Kommet her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist!“ Diese Worte könnten kaum treffender sein: Die Schönheit Rheinhessens zeigt sich auf dem Westhofener Wingertsheisjerweg besonders deutlich – malerische Weinberge, sanft geschwungene Hügel, raue Steine demonstrieren eindrucksvoll die Vielfalt der Region.

Meine Reise führt weiter zum pittoresken Juliusturm. Den Namen verdankt er seinem Erbauer, Julius Grünewald. 1966 wurde mit dem Bau begonnen, 1971 weihte man den Turm feierlich ein. Das schmucke Bauwerk besteht aus Bruch- und Backsteinen sowie aus barocken Teilen und wurde 1999 renoviert. Ein echter Höhepunkt meiner Wanderung! Ich kann mich nur schwer losreißen – die Abenteuerlust siegt aber weiterhin.

Juliusturm
Juliusturm

Schließlich erreiche ich ein Wingertsheisje mit äußerst vielversprechendem Namen: Das Liebesnest aus dem Jahre 1934 ist auch heute noch sehr beliebt bei Paaren. Dies belegt die östliche Wand, auf der sich zahlreiche Liebesschwüre befinden. 

Ein Hinkelstein und viele Heisjer

Ich wandere weiter; komme an den Weinbergshäuschen Peters Heisje und dem Gallé-Blick vorbei und schließlich – man kann es schon vom Weiten sehen – zum 4,5 Meter hohen Westhofener Kreuz. In der Nähe davon kann man sogar einen Hinkelstein bewundern! Bereits im 14. Jahrhundert wurde solch ein Stein an diesem Ort erwähnt. Der ist jedoch wohl in der hiesigen Trockenmauer verbaut. Der jetzige wurde 2004 aufgestellt.

Peters Heisje
Peteres Heisje
Westhofener Wingertsheisjerweg
Westhofener Kreuz und Hinkelstein

Mein Weg führt mich nach einiger Zeit zum Vierecksheisje; aller Wahrscheinlichkeit nach wurde es 1920 errichtet. Ich nehme auf der orangen Bank direkt vor dem Bauwerk Platz, schließe meine Augen und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Diese herrliche kleine Auszeit als Belohnung für den Aufstieg habe ich mir redlich verdient!

Vierecksheisje auf dem Westhofener Wingertsheisjerweg
Vierecksheisje

Weiter geht es nun zum Zweiraum-Heisje. Von dort aus haben Wanderer eine atemberaubende Aussicht, etwa auf den Donnersberg. Nach dem Oberen Brunnenheisje läuft man angenehm weiter und gelangt schließlich zur Kommandozentrale von 1766. Das runde Bauwerk trägt diesen Namen, da sich hier im Herbst die Kommandozentrale zur Steuerung der Starenabwehrgeräte befand.

Oberes Brunneheisje
Oberes Brunneheisje
Kommandozentrale
Kommandozentrale

Ich erreiche nun das Ausgezeichnete Heisje. Wie kam das Bauwerk zu seinem Namen? 1996 erhielt der Trullo von der Weinbruderschaft Rheinhessen eine Prämierung. Nun tauche ich in ein wahres Rebenmeer ein und betrachte die knorrigen Weinreben mit ihren noch winzig zarten, grünen Blättern. Das versüßt mir den etwas längeren Weg zum Chinesischen Heisje mit seinem witzigen Spitzdach. Dieser Trullo wurde wahrscheinlich Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. 

Ich passiere danach das Unvollendete Heisje und gelange schließlich zum Orientalischen Heisje, einem gedrungenen Tonnendachhäuschen. Ich bin erstaunt, wie unterschiedlich die Weinbergshäuschen doch sind: Keines gleicht dem anderen. Ein jedes besticht durch seinen ganz eigenen Charme. Da für den Bau Steine aus den hiesigen Steinbrüchen anstatt witterungsanfälliges Holz verwendet wurden, konnten die Heisjer die Jahrhunderte nahezu unbeschadet überstehen. Welch ein Glück!

Orientalisches Heisje
Orientalisches Heisje

Das Ende meiner Wanderung naht. Ein schöner Hingucker ist noch das Wasserhaus mit seinem liebevoll angelegten Gärtchen. 1905 wurde das Bauwerk im Jugendstil errichtet. Einst diente es zur Wasserversorgung, wurde in den 1960ern allerdings stillgelegt, da der Wasserdruck nicht mehr ausreichte.

Etwas erschöpft, aber glücklich

Nun kann der Wanderer wählen, ob er gleich zurück zum Ausgangspunkt (Parkplatz am Nickelgarten) oder noch einen Abstecher in den historischen Ortskern machen möchte. Sehenswert sind hier etwa der wunderschöne Marktplatz und die bekannte Kellergasse. An der Kneippanlage kann man hervorragend die müden Wandersbeine erfrischen – im eleganten Storchengang!

Der Westhofener Wingertsheisjerweg hat mir richtig gut gefallen und ich kann nur jedem empfehlen, ihn auch einmal für sich zu erwandern: Die Tour führt durch abwechslungsreiche Landschaft und zu architektonisch interessanten Weinbergshäuschen – ein großer Spaß für die ganze Familie! Ich bin jedenfalls völlig aus dem Heisje …

Blumen auf dem Westhofener-Wingertsheisjerweg

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Als waschechtes Rheinhessen-Mädchen liebe ich meine Region über alles. Ich mag die freundlichen Menschen, die abwechslungsreiche Natur und den guten Wein. Seit 2014 berichte ich auf meinem Blog Rheinhessenliebe vom schönsten Teil Deutschlands. Bild: Stephan Dinges

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