Einkaufen auf dem Wochenmarkt, das ist viel mehr als nur frisches Gemüse shoppen…
Die Einkaufsgewohnheiten haben in den letzten Jahrzehnten einen riesengroßen Wandel erlebt. Vom kleinen „Tante-Emma-Laden“ bis heute zum „Vollversorger“. Kaufte man vor einigen Jahren noch bei Metzger, Bäcker, Schreibwarenladen, Obsthof und Fahrradladen ein, findet man heute beim Vollversorger Geschenkartikel, Kaffee, Fahrradschläuche, Milch und Schnitzel – alles unter einem Dach. Praktisch, oder…? Aber dadurch geht uns eben auch ganz viel Individualität abhanden.
Gemüse und Obst wurden früher entweder im eigenen Garten angebaut oder beim fahrenden Händler donnerstagmorgens an der Straßenecke gekauft. In größeren Gemeinden gab es oft einen Wochenmarkt, der den Wocheneinkauf größtenteils abdeckte.
Fertigprodukte entwickelten sich in unserer hektischen Zeit nach und nach – um Zeit zu sparen. Je moderner und größer die Supermärkte werden, desto intensiver scheint der Wunsch nach einem klassischen kleinen Wochenmarkt in uns etwas Sinnliches und Heimatverbundenes zu wecken. Der Blick auf eine bunte Auswahl von frischem Obst und Gemüse, ein bunter Blumenstrauß oder leckerer Käse direkt vom Laib abgeschnitten, Feinkost aus einem großen Holztrog oder das Olivenöl aus dem Metallkanister wecken den Wunsch, selbst zu kochen und nicht zu Fertigprodukten zu greifen. Zudem wird deutlich weniger Plastikmüll in Umlauf gebracht und durch regionale Anbieter die Transportwege niedrig gehalten. Das Plaudern mit dem Händler über die Herkunft seiner Produkte und ein guter Zubereitungstipp sind Gold wert und tragen zur Kundenbindung bei. All das möchte ich für Euch in Rheinhessen erkunden.
Also folgt mir zu einigen Wochenmärkten im bereits herbstlichen Rheinhessen…
Treffpunkt und Einkaufserlebnis mit Live-Musik
Mein erster Besuch führt mich in das kleine Dorf Eimsheim, das zu den Berggemeinden der Verbandsgemeinde Rhein-Selz gehört. Im Schatten der evangelischen Kirche auf dem Gelände des Dorfgemeinschaftshauses ist alles vorbereitet.
„Klein, aber fein“, ist hier das Motto. Ein halbes Dutzend Beschicker sind bereit, die Eimsheimer mit ihren frischen Waren zu versorgen. Frisches Gemüse, Eier, Feinkost in großer Auswahl, Schnaps, Likör, Honig, Marmeladen, Chutneys, Säfte, Balsame, frisches Brot und Brötchen. Das macht richtig Laune, den Einkaufskorb zu füllen.
Ganz besonders hat mich das Angebot von Wiesenheu und Strohballen überrascht – das gibt es wohl nicht auf jedem Wochenmarkt. Man kennt sich im „Örtche“ und schon lange ist der seit 2021 bestehende Wochenmarkt nicht „nur“ zum Einkaufen da. Ein Musiker sorgt für Unterhaltung und die Eimsheimer Winzer sorgen für das leibliche Wohl und ein leckeres Rheinhessenweinchen; gerade gibt’s auch Federweißer im Ausschank. Der Ortsmittelpunkt ist Treffpunkt für Jung und Alt und die Geselligkeit folgt dem Einkaufserlebnis. Sehr zu empfehlen! Eine bunte Salatmischung, leckere Karotten und Radieschen; zum Verdauen einen Heuschnaps – das hat mein Abendessen heute bereichert. Am Frühstückstisch wartet die „Helle Nektarine“ als Marmelade auf mich.
Der Eimsheimer Wochenmarkt findet im zweiwöchigen Abstand donnerstags von 15 – 19 Uhr ganzjährig statt.
Erst der Einkauf, dann der Feierabendschobbe
Es ist Freitagnachmittag und weiter geht´s nach Nierstein auf den Fronhof zum ebenfalls noch recht jungen Wochenmarkt. Auch hier wird das gesellige Beisammensein im historischen Stadtkern auf dem Fronhof, direkt an der ev. Martinskirche und der alten Schmiede, „Groß“ geschrieben. Um den Weinstand, der abwechselnd von den Niersteiner Winzern betrieben wird, tummeln sich die Besucher und stoßen gemeinsam auf den Wochenendbeginn an.
Ein sehr gut sortierter Obst- und Gemüsehändler ist seit Beginn dabei und jede Woche präsent. Frisches Brot aus dem Holzofen, Olivenöl und Honig, mediterrane Feinkost, Müsliriegel, ein traditionsreicher Kräuterbitter und die fair gehandelten Produkte des Weltladens laden zum Wochenendeinkauf für alle Sinne ein.
Das Angebot wird von frisch gebundenen Sträußen, herbstlicher Deko und wunderschönen Schmuckunikaten abgerundet. Natürlich darf hier auch die musikalische Untermalung nicht fehlen.
Der Niersteiner Wochenmarkt findet ganzjährig wöchentlich freitags von 14 -19 Uhr statt.
Im Obstgarten von Rheinhessen nach Herzenslust direkt beim Erzeuger einkaufen
Mein nächster Wochenmarktbesuch führt mich in das im nördlich von Rheinhessen gelegene Ingelheim. Der fest etablierte Wochenmarkt in der Rotweinstadt findet eingebettet in dem Einkaufserlebnis der „Neuen Mitte“ von Ingelheim statt. Die gut strukturierte Parksituation ermöglicht hier kurze Wege zu Einzelhandelsgeschäften und den Marktständen in unmittelbarer Nähe zueinander.
Ein reiches Sortiment an Käse, Honig, Feinkost, Wurst- und Fleischwaren, Brot- und Backwaren, als auch Blumen und Deko dürfen hier nicht fehlen. Das ansprechende Angebot unterschiedlichster Nudeln, Eierlikör und die frischen Eier runden das Einkaufserlebnis in der Kleinstadt ab. Das geschäftige Treiben und die frischen Produkte machen Laune direkt beim Erzeuger seinen Einkaufskorb zu füllen. Auch das vielseitige Obst- und Saftangebot „Bag in Box“ (3/5/10 Liter) eines Ingelheimer Direktvermarkters ist überwältigend und sehr lecker.
Das hochwertige Sortiment an frischen Pilzen, die der Züchter im hauseigenen Gewölbekeller züchtet, ist sicher nicht auf jedem Wochenmarkt zu finden. Begeistert von seinem frischen Produkt, berät er gerne seine Kunden und einen Zubereitungstipp gibt’s gratis dazu.
Ganzjährig findet auf dem Sebastian-Münster Platz in Ingelheim der Wochenmarkt mittwochs von 10 – 15 Uhr und samstags von 7 – 13 Uhr statt.
Das Highlight in Rheinhessen – der Mainzer Wochenmarkt rund um den Dom
Als Besucher von Rheinhessen ist es einfach Pflicht, den traditionellen Mainzer Wochenmarkt zu erleben. Dienstags, freitags und samstags ist rund um den Dom reges Markttreiben auf den Plätzen von der Altstadt bis zum Fischtor. Vom klassischen Obst- und Gemüsestand über Eier, Nudeln, Honig, exotische Früchte, Gewürze, Säfte, Wein, Topfpflanzen und frische Sträuße, – einfach alles – hier bleiben keine Wünsche offen. Am Liebfrauenplatz gibt es Kaffeespezialitäten, frischen Fisch, Geflügel, Wurst und Käse.
Das traditionelle Mettbrötchen und der „Schnibbel Fleischworscht mit Brötche und dem Schobbe“ (Fleischwurst mit Brötchen und einer Weinschorle) gelten als rheinhessisches Grundnahrungsmittel.
In den Sommermonaten findet hier Samstagvormittags das traditionelle Marktfrühstück statt. Bei „Weck, Worscht und Woi“ treffen sich nicht nur Mainzer, sondern auch viele Touristen und Besucher aus (Rhein)Hessen. Die Mainzer Winzer verwöhnen die Besucher mit den besten Tropfen. Der traditionelle Beginn eines Heimspiels der 05er beginnt hier, was unschwer an der Fankleidung der Besucher zu erkennen ist. Das darf man einfach nicht verpassen.
Wochenmarkt rund um den Dom: Dienstag, Freitag und Samstag 7-14 Uhr
Marktfrühstück am Liebfrauenplatz: Samstag 9-15 Uhr (März bis November)
2 Antworten
Danke für den Hinweis, dass es auf dem Eimsheimer Wochenmarkt ein Angebot von Wiesenheu und Strohballen gibt. Der Ammergauer Heulikör ist spitze und deshalb schon einen Besuch wert😀
Hallo Kerstin, und einen Prinz gibt es in Eimsheim natürlich auch 🙂
Viel Freude beim Erkunden des Eimsheimer Wochenmarktes!