Eine gute Ausschilderung ist sicherlich allen Wanderern wichtig. Wer verläuft sich schon gerne oder macht Umwege? Zudem macht es Spaß, nach der nächsten Markierung Ausschau zu halten. Früher als Kind war dies ein spielerischer Wettkampf mit meiner Schwester Claudia: Wer entdeckt das nächste Schild?
So bin ich dankbar für die vielen, gut markierten Hiwweltouren, Erlebnispfade und andere Wanderwege, die es in Rheinhessen gibt. Als ich in der Zeitung las, dass das zuständige Projektbüro bei der Verbandsgemeinde Rhein-Selz noch ehrenamtliche Helfer für die Kontrolle des RheinTerrassenWegs sucht, war schnell klar: Das ist etwas für uns! Heute zählen mein Mann Rainer und ich zu den insgesamt 37 ehrenamtlichen Wege-Paten. Wir sind zuständig für die Etappe Oppenheim – Nierstein sowie den Rundweg Schloss Schwabsburg. So können wir die Bewegung in schöner Natur wunderbar mit einer sinnvollen Aufgabe verbinden: Der Weg soll für alle Wanderer gut beschildert, einladend und sicher sein! So sind wir jeweils im Frühjahr und Herbst auf Wegecheck unterwegs.
Die Hauptroute dieser Etappe führt durch die Weinberge von Oppenheim nach Nierstein – oder umgekehrt. Zu diesem Hauptweg gibt es gelb-markierte Zuwege von und zu den Bahnhöfen der beiden Orte. Dies macht es leicht, umweltfreundlich mit der Bahn anzureisen. Unweit der Gleise vermitteln Informationstafeln Details zum von Mainz bis Worms insgesamt 75 Kilometer langen Weg. Wie auf der gesamten Route zeigen ab dort Wegweiser auf verschieden hohen Pfosten oder aufgeklebt beispielsweise an Laternenpfählen den Weg. Es zählt zu unseren Aufgaben, zu kontrollieren, dass diese noch immer vorhanden, unbeschädigt und richtig ausgerichtet sind.
Kröten säumen den Weg in Oppenheim
Vom Bahnhof Oppenheim aus führt unser Weg durch die Altstadt und am Marktplatz vorbei hinauf in die Weinberge. Mein Tipp: Haltet nach Kröten Ausschau! Einige sitzen entlang der Mainzer Straße, andere tummeln sich dort vor einem Brunnen. Am Marktplatz klettern sie die Fassade des Rathauses hoch. Natürlich sind dies keine echten Tiere, sondern künstlerische Ausführungen des Wahrzeichens der Stadt in Metall. Warum Kröten? Oppenheim ist über die Grenzen Rheinhessens hinaus für die Weinlage Krötenbrunnen bekannt. So heißt ein Brunnen über der Stadt, an dem Wanderer auf der Etappe von Guntersblum nach Oppenheim vorbeikommen. Das für die Bewässerung der Weinberge verwendete Wasser zog auch viele Kröten an – daher der Name.
Kapellengarten – hinter der Katharinenkirche verborgenes Kleinod
Der Marktplatz Oppenheim mit Winzerausschank und Gastronomie ist einen Stopp wert. Mein Tipp: Ein Ort der Stille und des Blumendufts versteckt sich hinter der gewaltigen Katharinenkirche, die sich oberhalb des Marktplatzes erhebt. Eine unscheinbare Treppe führt hinauf zum ehemaligen, 110 Quadratmeter großen Küstergarten (täglich geöffnete 9 bis 18 Uhr) neben der Michaelskapelle. Auf den von Buchsbaum eingefassten Flächen blühen Kräuter, Stauden und Blumen, darunter viele historische Arten. Mehrere Bänke laden zum Verweilen und Entspannen ein.
Weiter durch das Gautor, nach links am Alten Amtsgericht vorbei, führt der RheinTerrassenWeg nördlich des Friedhofs hinauf zur Burgruine Landskron. Von den Überresten der Burganlage eröffnet sich der Blick über die Stadt in der Vogelperspektive sowie Weitblicke gen Süden und bis zum Odenwald. Auf der Höhe geht es weiter gen Nierstein. Die Markierungen sind oft auf Pfosten neben den Büschen am Wegrand angebracht. Daher haben wir immer eine Heckenschere im Gepäck: Sollten Pflanzen über die Schilder gewuchert sein, kommt diese zum Einsatz. So können wir kleine Verbesserungen selbst und sofort vorzunehmen.
Rastplatz mit Weitsicht: Hummertal
Bald erreicht Ihr einen der Rastplätze, der zum Zwischenstopp einlädt: Am Hummertal. Dieser Ort gefällt mir besonders gut, denn über die Reben hinweg schweift hier der Blick in nördliche Richtung bis hin zum Rhein in seinem Bett. Links davon liegt Nierstein überragt von der Kilianskirche. Oben auf der Höhe zeichnet sich der Wartturm ab und ganz in der Ferne Mainz.
Am Rastplatz Hummertal stehen drei mehrere Meter lange Tische und sechs Bänke. Hier finden selbst größere Gruppen bequem Platz für ein Picknick. Auch die Überprüfung, ob die Möblierung noch in einem guten Zustand ist, zählt zu den Aufgaben der Wegepaten. Sollte es Beschädigungen geben, melden wir dies in unserem Begehungsprotokoll, einer Excel-Tabelle. Dazu liefern wir Dokumentationsfotos. So können Fachleute mit den notwendigen Reparaturen beauftragt werden.
Wir haben auch immer eine Tüte dabei, um Getränkedosen, Verpackungen und anderen Müll zu entsorgen. Wäre es nicht schön, wenn jeder von uns Mitgebrachtes auch wieder einpackt, damit auch die nächsten Wanderer den Ort einladend und sauber vorfinden?
Vom Hummertal geht es bergab, vorbei an einem Weingut nach Nierstein. Besonders reizvoll wird die Tour auch hier in der Altstadt: Der idyllische Fronhof mit seinen historischen Wohnhäusern, die evangelische Martinskirche mit einem liebevoll angelegten Garten und schließlich der idyllische Marktplatz mit einladenden Cafés und Restaurants.
Schloss Schwabsburg-Runde: Hinauf zum Bergfried
Themen-Runden ergänzen die Hauptroute des RheinTerrassenWegs. In den Zuständigkeitsbereich unserer Wege-Patenschaft fällt die 5,4 Kilometer lange Schloss-Schwabsburg-Runde. Diese startet vom südlichen Nierstein nach Schwabsburg, das seit 1970 zur Gemeinde zählt. Zurück geht es über die Höhe des Roten Hangs, bevor der Weg an der Fockenberghütte wieder auf den Hauptweg trifft.
Die grün-blauen Markierungen führen Euch zunächst durch Schrebergärten am Flügelsbach entlang, vorbei an Pferdekoppeln nach Schwabsburg. Durch den Ort geht es hinauf zum Schlossturm. Der freistehende Bergfried gehörte früher zu einer Burganlage, die wohl im 12. Jahrhundert von den Staufern erbaut und im 17. Jahrhundert im 30-jährigen Krieg zerstört wurde. Der Aufstieg wird erneut mit einer großartigen Fernsicht belohnt.
Danach geht es weiter hinauf in die Weinberge. Nun verläuft der RheinTerrassenWeg ein ganzes Stück parallel zum neuen Wein-Erlebnisweg Roter Hang. Bald erreicht Ihr Schutzhütten: Zunächst die Schlossberg-Hütte, dann die Roter Hang-Hütte. Beide bieten bei Regen Unterschlupf und schützen im Sommer vor der Sonne. Auch im Freien gibt es einladende Tische, Bänke und sogar Liegen. Leider müssen wir jedes Mal im Protokoll notieren, dass Graffitis die Hütten „zieren“.
Nach einer weiteren Steigung erreicht Ihr nördlich im Roten Hang den über zehn Meter hohen Wartturm. Der mittelalterliche Signalturm aus dem 12. Jahrhundert diente den Winzern lange Zeit als Beobachtungszentrale, um ihre Reben vor Staren zu schützen. Heute ist er ein weithin sichtbares, herausgeputztes Wahrzeichen Niersteins und der höchste Aussichtspunkt in den Weinbergen. Damit Ihr die Weitsicht genießen könnt, gibt es verschiedene Bankgarnituren nördlich und südlich des Turms.
Bevor an der Fockenberghütte der Schloss Schwabsburg-Weg wieder in die Hauptroute des RheinTerrassenWegs mündet, wachsen besonders viele schöne Pflanzen zwischen den Reben. Auch dazu hat unsere Wege-Patenschaft beigetragen: Wir beobachten unsere Umgebung noch genauer. Wir nehmen natürliche Schönheiten, Wegsteine und andere Besonderheiten wahr, an denen wir früher wahrscheinlich achtlos vorbeigelaufen wären.
Interessiert auch Wege-Pate zu werden?
Der RheinTerrassenWeg zwischen Mainz und Worms ist in acht Wege-Patenschafts-Etappen eingeteilt. Die aktuell insgesamt 37 Wege-Paten unterstützen ehrenamtlich bei der Pflege und Instandhaltung der Strecke. Dafür gehen sie jeweils zweimal im Jahr „ihre Etappe“ ab, um diese zu überprüfen und kleinere Schäden zu beseitigen. Zudem dokumentieren sie mit Fotos in einem Protokoll, wo größere Reparaturen notwendig sind.
Kontakt: Projektbüro RheinTerrassenWeg, c/o Verbandsgemeindeverwaltung Rhein-Selz, Stabsstelle Tourismus Service Center (TSC) Rhein-Selz, Sant‘ Ambrogio-Ring 33, 55276 Oppenheim, E-mail: tourismus@vg-rhein-selz.de, www.tourismus-rhein-selz.de.