Mehr als Bettruhe: Erlebnis und Genuss im Hotel

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Mehr als Bett-Ruhe: Erlebnis und Genuss im Hotel

Viel gibt´s in Rheinhessen zu sehen und zu unternehmen – es lohnt einen längeren Aufenthalt. Die Palette der Übernachtungsmöglichkeiten ist breit. Sie reicht vom Zimmer beim Winzer bis hin zu Camping. Auch ganz außergewöhnliche Hotels kann unsere Region vorweisen, bei denen der Aufenthalt zum Erlebnis wird. Marina Noble hat sich drei Leuchtturm-Projekte genauer angeschaut: Ein Zuhause mit eigenem Weingut, die mächtigen Mauern eines Amtsgerichts und
eine alte Mühle mit Wellness-Faktor.

Ein Zuhause mit eigenem Weingut

Ein Neuzugang ist das Weinzuhause  in Mommenheim, das im September 2023 eröffnet hat. Seine moderne Architektur mit Flachdach duckt sich in die umliegenden Weinberge und Felder. Im Umland erheben sich die für Rheinhessen so typischen Hügel. „Willkommen zu Hause“ leuchtet es dem Besucher gleich am Empfang des 4-Sterne-Hauses entgegen. „Wir wollen ein Zuhause und heimeliges Gefühl schaffen, das auch wir und unsere Mitarbeiter vermitteln“, erklärt die Inhaberin Stefanie Wild die Philosophie und den Namen.

Weinzuhause - Hotel | Restaurant | Vinothek - Erlebnis in besonderen Hotels
Moderne Architektur mitten im Grün – WeinZuHause (c) Anja-Schnell
Weinzuhause - Steanie Wild am Empfang - Erlebnis in besonderen Hotels
Weinzuhause – Stefanie Wild am Empfang

Dieses Hygge-Gefühl gelingt ihr und ihrem Mann Thomas auch durch die offene Architektur. Gleich neben der Rezeption zeigt die Vinothek: Wein nimmt hier breiten Raum ein. Auch rheinhessische Mitbringsel sind dort liebevoll drapiert. Auf der anderen Seite laden die geschmackvoll-dekorierten Tische des Restaurants „Esszimmer“ ein, dort Platz zu nehmen. Überall liebevolle Deko-Details wie bunte Kissen. Durch die hohen Fenster schweift der Blick in die Landschaft. „Die Natur soll wirken und das Draußen sich im Drinnen spiegeln“, ist den Inhabern wichtig.

Die Vinothek verdeutlicht eine weitere Besonderheit: Das eigene Weingut. Stefanie Wild stammt aus einer Winzerfamilie und Bruder Tobias Becker betreibt heute den Familienbetrieb. Das Thema Rebensaft wird im ganzen Hotel gespielt. Die Wand im Treppenhaus erinnert an den Boden der Weinberge. Dabei vermitteln golden Elemente, wie wertvoll dieser für die Winzer ist. Den großen Saal im ersten Stock, der für Hochzeiten oder Tagungen bis zu 100 Personen Platz bietet, dekorieren Fässer.

Die Vinothek im Weinzuhause
Einladender Eingangsbereich und Vinothek im Weinzuhause

Für die 20 kuscheligen Zimmer in den Kategorien Rosé, Weiß und Rot stehen die nahen Weinberglagen Pate. Sie heißen Silbergrube, Kloppenberg oder Vogelsang. An den Wänden zeigen Bild-Collagen das Gelände optisch. Wein-selig auch das Mobiliar: Das Glas der Lampen ist in Tropfenform geblasen, denn ohne Regen wachsen die Reben nicht. Als Garderobe halten Fass-Dauben, also Längshölzer, her. In manchen Zimmern fungiert ein Naturstein-Waschtisch als Raumteiler.

Zimmer mit Ausblick im Weinzuhause
Zimmer mit Ausblick im Weinzuhause (c) Anja Schnell

Zurück im „Esszimmer“: Es steht unter der Leitung von Küchenchef Marius Mück. Obwohl erst 26 Jahre alt, kann sein Lebenslauf schon einige renommierte Stationen vorweisen. „Casual Fine Dining“ mit handwerklich anspruchsvollen Köstlichkeiten lautet sein Konzept im Innenbereich, auf der Terrasse oder im Separee für zehn Personen. Mittags gibt’s eine Snackkarte, abends eine Saisonkarte, die auch eine Empfehlung für ein Drei-Gang-Menü umfasst – alles aus frischen Produkten meist von Bauern oder Herstellern aus der Region. Als krönender Abschluss des kulinarischen Erlebnisses werden selbst gemachte Pralinen serviert. Das Grün des an die Terrasse angrenzenden Kräutergartens findet in Küche und Cocktails Verwendung – Stefanie Wild ist Hildegard-von-Bingen-Fan. Im Garten selbst sorgen Bierzelt-Garnituren für eine legere Biergarten-Atmosphäre.

Terrasse in den Weinbergen am Weinzuhause
Kräutergarten und Terrasse in den Weinbergen am Weinzuhause (c) Anja Schnell

Eng mit Partnern in der Region arbeiten die Wilds auch für die Freizeit-Angebote und Pakete zusammen. „Wein + Wasser“ umfasst den Eintritt in die Rhein-Welle Gau-Algesheim, inklusive Nutzung der Sauna-Welt. Freunde des grünen Sports erhalten Green-Fee-Ermäßigung auf dem Golfplatz Mommenheim. Die „Hiwweltour Zornheimer Berg“ ist einer von neun Prädikatswanderwegen und vom Hotel aus direkt zu erreichen. Dafür gibts einen Rucksack mit Wanderverpflegung und Wein. Auch im Hotel selbst gibt es zahlreiche Veranstaltungen. Von Yoga-Retreats bis Lavendel-Wanderung, von BBQ bis Mädelsabend -der Event-Kalender füllt eine ganze Broschüre.

Mächtige Mauern über Oppenheim

Wenige Schritte vom Oppenheims historischen Marktplatz entfernt, gleich hinter dem Gautor, erheben sich mächtige Mauern. Heute beherbergt das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahr 1903 das Hotel Altes Amtsgericht mit 14 Gästezimmern sowie fünf Veranstaltungs- und Tagungsräumen. Anfang des 20. Jahrhunderts haben dort Richter Urteile gefällt und Recht gesprochen.

Hotel Altes Amtsgericht in Oppenheim
Mächtiges historisches Gemäuer – das Hotel Altes Amtsgericht in Oppenheim

Als Andrea Weisrock und ihre Familie das Gebäude 2015 übernahmen, hatte es lange Jahre leer gestanden. Zwei Jahre lang haben sie gearbeitet, bis es wieder möglich war, Gäste zu empfangen. „Natürlich mussten Elektrik und Sanitär modernisiert werden und wir haben einen Aufzug außerhalb des Gebäudes angebracht. Jedoch haben wir alles gelassen, was sein durfte, um das besondere Flair zu erhalten“, erklärt die Inhaberin.

So erzählt das Hotel noch heute seine Geschichte. Das wird schon außen sichtbar: Eine Zinne trägt die gemeißelte Inschrift „Zeit wird vergehen, Streit soll verwehen, Recht muss bestehen“. Innen führt in einem Flügel das reichverzierte, großherzogliche Treppenhaus in den 1. Stock. Die Reliefs zeigen Trauben und den Gott Bacchus – schon damals und selbst in einem Gericht muss Wein eine besondere Rolle gespielt haben.

Hotel Altes Amtsgericht in Oppenheim Treppenhaus
Das reichverzierte großherzogliche Treppenhaus im Alten Amtsgericht

Auch viele der Einrichtungsgegenstände sind Antiquitäten. So stammen die Schränke noch aus Gerichtszeiten. Es sind sogar Beschriftungen wie „Sterbeurkunden“ zu finden. Andrea Weisrock weist besonders auf die Türen hin: „Jede ziert ein anderes Ornament. Diese Flachschnitz-Technik gibt es nur in Rheinhessen“. Geschnitzt und bemalt ist auch die Wandvertäfelung im großen Sitzungssaal – ein handwerkliches Meisterstück. Die Kronen über den Türen sollten einst die Dramatik des Gerichts unterstreichen. Noch eine Besonderheit birgt der Saal, der gerne für Trauungen genutzt wird: Dann sitzt der Standesbeamte oder die Standesbeamtin auf dem Original-Richterstuhl. Nach dem Ja-Wort kann im Festsaal „Hohes Gericht“ gefeiert werden.

Hoteldirektorin Andrea Weisrock zeigt die wertvollen Täfelungen im Sitzungssaal im Hotel Altes Amtsgericht
Hoteldirektorin Andrea Weisrock zeigt die wertvollen Täfelungen im Sitzungssaal

Die 14 Zimmer teilen sich in drei verschiedene Kategorien, teils mit Betten in Übergröße (2,20 Meter lang) oder für Familien mit Etagenbett für die Kinder. Imposant und romantisch – sicher nicht nur für die Flitterwochen – ist die 88 Quadratmeter große Hochzeitssuite mit mächtig-aufragenden Balken, freistehender Badewanne und historischem Frisiertisch.

Die Hochzeitssuite im historischen Dachstuhl im Hotel Altes Amtsgericht

Eingerichtet mit Sofas und historischem Büffet-Schrank wirkt auch das Café nostalgisch. Dort erwartet Hausgäste das Frühstücksbüffet. Auch für geschlossene Gesellschaften und Veranstaltungen werden diese Räume und der idyllische Terrassengarten, der sich über drei Ebenen zieht, geöffnet. Die Kulturförderung liegt Andrea Weisrock besonders am Herzen und sie engagiert sich für den Event-Kalender Oppenheims. Zwei Highlights stehen bei ihr fest im Jahresplan: Die Erlebnismeile Oppenheimer Frühling (Termin 2025: 6. April) und das Straßenmusik-Festival Fete de la Musik mit Open-Air-Konzerten an vielen Orten in ganz Oppenheim (Termin 2024: 21. Juni). Darüber hinaus organisiert sie eigene Veranstaltungen, darunter Theater-Aufführungen, Lesungen, Konzerte und für die Kinder Kasperle-Theater.

Das nostalgische Café im Alten Amtsgericht

Beliebt ist das Alte Amtsgericht auch bei Wein-Touristen – „kein Wunder bei 200 Winzern in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz“, schmunzelt Andrea Weisrock. Zudem liegt das Haus unweit bekannter Weinlagen wie dem Krötenbrunnen. Praktisch vor der Haustür führen der Rhein-Terrassenweg und der Lutherweg vorbei.

Wohnzimmer-Wellness im Mühlengrund

Außerhalb 1 lautet die Anschrift für die Jordan´s Untermühle. Ja, das Hotel – ein Ensemble aus historischen und modernen Gebäuden – liegt ein Stück von Köngernheim entfernt am idyllischen Flüsschen Selz und am Selztal-Radweg. Der gut beschilderte Weg führt vorbei an Feldern, Wiesen und Pferdekoppeln. Gleich hinter dem Torbogen und inmitten üppiger Blumenbeete gackert es. Die hauseigenen Hühner sorgen nicht nur für eine freundliche Begrüßung, sondern auch für das Frühstücksei manch eines Gasts.

Das Hoftor zu Jordans Untermühle in Köngernheim - Historische Mauern begrüßen die Gäste
Historische Mauern begrüßen die Gäste von Jordans Untermühle

„Erstes Wellnesshotel-Hotel in Rheinhessen“ schreibt die Inhaberfamilie auf ihrer Website. Tatsächlich haben Martina und Gerhard Jordan etwas Besonderes geschaffen. Vor langen Jahren verliebten sie sich in ein kleines Hotel mit Weinstube. Sie kaufen und renovierten die historischen Fachwerkhäuser mit einer Wassermühle aus dem 17. Jahrhundert. Bei der Eröffnung 2005 spielte Wellness bereits eine wichtige Rolle. Als Sohn Niclas nach Hotel-Fachausbildung und Stationen im In- und Ausland vor sieben Jahren in den elterlichen Betrieb einstieg, begann eine neue Phase.

Der Juniorchef erklärt: „Wir haben mit einem modernen Anbau und breiteren Wellness-Angeboten erweitert. Dabei spielen wir die Themen der Region: Wein und Kulinarik kombiniert mit Wellness für einen Wohlfühlort für Ruhesuchende mit viel Natur und doch mitten im Rhein-Main-Gebiet. Gemeinsam mit unseren „Mühlengeistern“ wollen wir für besonderen Flair sowie Qualität und Zuverlässigkeit stehen“

Juniorchef Niclas Jordan von Jordans Untermühle
Juniorchef Niclas Jordan von Jordans Untermühle

Das Herz & Rebe Spa mit Saunen, Dampfbädern und ganzjährig beheiztem Außenpool erstreckt sich über stattliche 1.000 Quadratmeter. Hier herrscht „Wohnzimmer-Charakter“:  im Eingangsbereich ein großer Tisch, dekoriert mit Weinflaschen, überall bequeme Sofas und Sessel. Wein spielt auch eine Rolle bei den Anwendungen. Gemeinsam mit der Weinkosmetik-Marke Vinonoble haben die Inhaber ein Vier-Säulen-Konzept rund um die Rebsorten Spätburgunder, Riesling, Grauburgunder und Silvaner entwickelt. Trauben-Essenzen werden bei den Massagen oder Peelings verwendet. Für den Genuss vor- oder nachher gibt´s ein Gläschen Wein.

Erholsamer Rückzugsort im Spa-Bereich von Jordans Untermühle
Wellness-Wohnzimmer – Erholsamer Rückzugsort im Spa-Bereich (c) Jordans Untermühle

Die 45 Zimmer im Landhaus-Stil verteilen sich auf drei Gebäudetrakte mit den hübschen Namen Traum-Mühle, Kuschel-Mühle und Mühle Nr. 7. Auch die Zimmernamen sind kreativ: Himmelreich, Tagträumer oder Traumfänger. Der Ausstattungsstil der verschiedenen Kategorien reicht von romantisch-verspielt bis schlicht und von Fachwerk bis reduziert-moderner Stil. Allen gemein: Bequeme Boxspring-Betten und Wein-Kühlschränke statt der normalen Minibar. An der Eingangstür hängen Herzen mit den Zimmernummern, die in Handarbeit hergestellt wurden.

Traum-Suite "Wolke 7" mit freistehender Badewanne in JordansUntermühle
Traum-Suite „Wolke 7“ mit freistehender Badewanne (c) Jordans Untermühle

Preislich fährt die Jordan´s Untermühle ein HalbpensionPlus-Konzept. Neben Übernachtung mit Frühstück und Nutzung des Herz & Rebe Spas beinhaltet dieses eine „Vesper“ mit süßen und herzhaften Snacks am Nachmittag und Abendessen. Dieses wird abends im Restaurant als wechselndes Tagesmenü mit Vorspeise, Fleisch-, Fisch- und vegetarischer Variante als Hauptgericht sowie Dessert serviert. Apropos Restaurant: Dort ist vor zwei Jahren Tochter Luisa als Küchenchefin eingestiegen ist. Der Name „Lus Bunter Genuss“ verdeutlicht: „Ihre Küche ist bunt, ausgefallen, innovativ und mutig. Regionale Produkte kombiniert mit Aromen aus aller Welt“, bringt es Bruder Niclas auf den Punkt.

Jordans Untermühle Küchenchefin Lu in Aktion
Lu in Aktion (c) Jordans Untermühle

Den Event-Kalender füllen Gourmet-Events, Küchenparties oder Glühweinmarkt. „Dabei rücken wir den gemeinsamen Genuss und das gesellige Beisammensein“ in den Mittelpunkt“, erklärt Niclas Jordan. Beliebt ist das Yoga-Angebot in dem eigens dafür konzipierten Raum mit Panorama-Fenstern. Dort halten täglich unterschiedliche Lehrer und Lehrinnen Kurse. Komplettiert wird das Freizeit-Angebot im Umland der Mühle mit einem ausgedehnten Wander- und Radnetz.

Unser Fazit: Jedes dieser Hotels hat sein ganz eigenes Profil. Gleichzeitig haben wir einen roten Faden entdeckt. Alle Inhaber fühlen sich eng mit der Region verbunden. So spielt für sie der Wein eine große Rolle. Jedes Haus steht für Idylle, Ruhe und eine Auszeit, die gerade Menschen aus Städten und Ballungszentren wie dem Rhein-Main-Gebiet anzieht.

Gut zu wissen:
Diese und weitere außergewöhnliche Gastgeber findet ihr auf unseren Buchungsseiten.
 

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Seit über 30 Jahren ist Rheinhessen meine Wahlheimat und ich, eine gebürtige Fränkin, lebe heute in der Oppenheimer Altstadt. Reisen zu nahen und fernen Zielen gehörten Jahrzehnte lang zu meinen Aufgaben als Inhaberin einer der erfolgreichsten touristischen PR-Agenturen Deutschlands. Nun im Ruhestand sind mein Mann und ich leidenschaftlich gern im schönen Rheinhessen unterwegs. Dabei engagieren wir uns z.B. für die Vogelbeobachtung oder als Wegepaten für den RheinTerassenWeg.

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