Mit den Hiwweltouren und vielen Themenwegen hat Rheinhessen einen Platz im Herzen vieler Wanderer gefunden. Beim Wandern offenbart sich die Region mit ihren zahlreichen Facetten, und gerade in der größten Weinbauregion dürfen Genuss und Wein nicht fehlen. Damit niemand sich als Fahrer „opfern” und auf ein Schlückchen Wein verzichten muss, habe ich Euch vier Wandererlebnisse in Rheinhessen herausgesucht, die alle gut mit Bus oder Bahn erreichbar sind.
Die Wandertouren in Rheinhessen lassen sich mit dem Auto und von einem Parkplatz aus gut mit einer Einkehr auf dem Weg oder nach der Tour verbinden. Doch viele der Wandertouren sind auch mit Bus oder Bahn zu erreichen und können zu einem Erlebnistag gestaltet werden. Mit dem Zug bieten sich die Zuglinien zwischen Bingen, Mainz und Worms an. Dazu kommen die Bahnstrecken quer durchs Land von Bingen nach Worms oder von Mainz über Alzey nach Kirchheimbolanden in der Pfalz. Viele Buslinien komplettieren das Verkehrsnetz des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Zwei der Wandertouren, bei Stadecken-Elsheim und bei Mettenheim, sind unmittelbar mit Bus beziehungsweise Bahn angeschlossen. Die Zuwege der beiden anderen Touren entschädigen mit hohem Kultur- und Genusswert in den beiden Städten Ingelheim und Wörrstadt. Zu jeder Tour erhaltet Ihr Beispiele für ÖPNV-Verbindungen und eine Beschreibung des Zuwegs. Je nach Wochentag und Uhrzeit können die Häufigkeiten der Verbindungen variieren (insbesondere sonntags). Oft gibt es weitere Verbindungen, die mit Umstiegen verbunden sind oder von anderen Bahnhöfen oder Haltestellen fahren.
Für jede der Tour erhaltet Ihr einen oder mehrere Tipps zum Einkehren. Achtet bei der Gastronomie auf die aktuellen Öffnungszeiten, da diese beispielsweise saisonal stark variieren können. Alle Wandertouren sind sehr gut mit Wegezeichen ausgewiesen, und jede Tour gibt es online als Karte sowie zum Download als GPX-Datei für Eure Wander-App.
Rheinterrassenweg Mettenheim – Guntersblum
Der Rheinterrassenweg verbindet in sechs regulären Etappen auf rund 75 Kilometern die beiden Dom-Städte Worms und Mainz und führt parallel und oberhalb des Rheins durch Weinberge und -hänge. Die Etappen lassen sich frei gestalten, verlängern oder verkürzen, da fast alle Ortschaften entlang der Etappen über einen Bahnhof verfügen.
Nach einem kurzen Aufstieg lässt sich überall der Rheinterrassenweg beziehungsweise nach einem Abstieg der jeweilige Bahnhof erreichen. Die S-Bahnlinie 6 verkehrt regelmäßig etwa alle 30 Minuten zwischen Mainz und Worms. Stellvertretend stelle ich Euch die Etappe 3 von Mettenheim über Alsheim nach Guntersblum vor. Ein Einkehren ist mit einem Abstecher in Alsheim, sowie anschließend in Guntersblum möglich.
- Etappentour
- Länge: 10,5 km (ohne Erkundungen in Alsheim)
- Dauer: 3:15 h (ohne Pausen, Halte oder Erkundungen in Alsheim)
- Höhenmeter: 167 hm aufwärts, 175 hm abwärts
Die Tour startet am Bahnhof von Mettenheim, in dem das Historische Rathaus und die evangelische Pfarrkirche besonders sehenswert sind. Nach der Hauptstraße und der Rohrbrunnenstraße geht es dann schnell aufwärts auf die Rheinterrassen, wo immer wieder Weinbergshäuschen am Rande zu sehen sind und zur Vesper mit eigenem Proviant einladen. Bei Alsheim solltet Ihr einen Abstecher zur „Heidenturmkirche” St. Bonifatius (Mühlstraße 31) machen. Auch der dahinterliegende Friedhof lohnt für ein Innehalten.
Insgesamt vier rheinhessische „Heidenturmkirchen” gibt es in Rheinhessen: In Alsheim, Guntersblum, Dittelsheim-Heßloch und Worms. Sie entstanden nach dem ersten Kreuzzug um das Jahr 1100. Vermutlich haben Rückkehrer ihre Erinnerung an den orientalischen Baustil für die Türme mitgebracht. Mit aufwändigen Untersuchungen von Holzbalken einzelner Türme konnte das Alter bestätigt werden. Nicht weit entfernt von der St. Bonifatiuskirche liegt das alte Kelterhaus (Außerhalb 7), das mit seinem idyllischen Ambiente zur Einkehr lädt.
Rund um Alsheim liegen mehrere Hohlwege, die sich über die Jahrhunderte durch Erosion und Wagen immer tiefer in die Hänge vertieften und heutzutage ungewöhnliche Pflanzen oder Tiere wie die Schornstein- Lehmwespe und den Ameisenlöwen beherbergen. Zwischen Alsheim und Guntersblum liegt im kleinen Alsheimer Ortsteil Hangen-Wahlheim die in der Spätgotik errichtete Kirche Maria Magdalena und Jakobus, die schon seit Jahrhunderten eine Ruine ist. Noch bis vor einigen Jahren wurden hier noch Verstorbene beerdigt. Ein privater Verein hat die Kirchenruine restauriert.
In Guntersblum steht mit der „Sarazenenkirche” (Kirchstraße 3) eine weitere der vier Heidenturmkirchen. Sie ist als „Offene Kirche” der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Unweit davon befindet sich das „Leininger Schloss”, das zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Residenz des Leininger Adelsgeschlechts entstand. Nach vielen wechselnden Besitzern dient das Schloss heutzutage der Ortschaft als Rathaus und der Verbandsgemeinde Rhein-Selz als Verwaltungsstelle.
Zum Einkehren liegt direkt neben der Heidenturmkirche das Markt zwo (Marktplatz 2), nicht weit vom Leininger Schloss das Café Mai (Promenade 22). An der Hauptstraße gibt es die Straußwirtschaft „Schinderhannes Weinstall” im Weingut Karl-Heinz Frey (Hauptstraße 81) und das Restaurant Weingold (Hauptstraße 33) vom Weingut Domhof.
Tourenkarte mit Beschreibung und GPX-Download: RheinTerrassenWeg-Etappe Mettenheim – Alsheim – Guntersblum.
Hiwweltour Neuborn, Wörrstadt
Die Hiwweltour Neuborn bei Wörrstadt ist eine der kürzeren Hiwweltouren. Sie liegt mitten in Rheinhessen, bietet viele Aussichten und führt sowohl durch die Weinberge als auch durch den pittoresken Stadtteil Rommersheim. Wörrstadt selbst ist ein rheinhessentypisches, kleines Städtchen mit historischen Sehenswürdigkeiten und reichlich Einkehrmöglichkeiten.
Der Bahnhof Wörrstadt wird aus Mainz alle etwa 30 Minuten von Regionalbahnen und dem Regionalexpress angefahren. Von Bingen (Stadt) aus erreicht Ihr Wörrstadt mit der Regionalbahn stündlich mit einem Umstieg in Armsheim. Vom Bahnhof aus führt ein Zuweg durch Wörrstadt und bis zur Hiwweltour. Am schnellsten erreicht Ihr in 1,5 Kilometer die Hiwweltour über Friedrich-Ebert-Straße und Rommersheimer Straße, um dann in der Kurve und in Sichtweite des Burgunderturms in die Hiwweltour einzusteigen. Ein Einkehren ist auf der Tour, sowie anschließend in Wörrstadt möglich.
- Rundtour
- Länge: 8 km (ohne Zuweg durch Wörrstadt)
- Dauer: 2:15 h (ohne Pausen, Halte oder Zuweg durch Wörrstadt)
- Höhenmeter: 81 hm aufwärts, 81 hm abwärts
Beim ersten Spaziergang durch Wörrstadt bietet sich das Le Petit- das kleine Café (Friedrich-Ebert-Straße 53) für ein Frühstück an. Rund um den Röhrenplatz gibt es ein Eiscafé und weitere Einkehrmöglichkeiten. Seinen Namen hat der Platz von dem großen Röhrenbrunnen, mit dem früher die Wasserversorgung Wörrstadts sichergestellt wurde. Um das lästige und aufwändige Wasserholen aus Brunnen der Umgebung zu sparen, wurden in vielen Gemeinden Wasserführende Holzröhren bis zu einem Brunnen im Zentrum verlegt. Der Wörrstädter Röhrenbrunnen ist ein besonders schönes Beispiel. Die Hiwweltour bietet einige Aussichten, wie vom begehbaren Burgunderturm, der seine Farbe zu Ehren der Partnerregion Burgund erhielt. Von einer kleinen überdachten Hütte an der „Schönen Aussicht” ist bereits eine weitere Station der Tour zu sehen, der Greifenberg. Auf ihm wurden drei römische Sarkophage gefunden.
Im idyllischen Rommersheim mit seinem alten Rathaus und seiner Kirche bietet sich das „Gläserne Trinkhorn” (Kegelbahnstraße 3) zur Einkehr an. Am Steinkreuz auf der Höhe könnt Ihr den Blick zurück über Rommersheim bis zum Greifenberg schweifen lasse. Erst 1931 erhielt die Ortschaft ihren jetzigen Namen, bis dahin hieß sie „Eichloch”. Angeblich wollten die Einwohner einen neuen Namen, weil der alte Name umgangssprachlich mit „A” begann und wie ein böses Schimpfwort klang.
Im Wald und an der Neubornquelle liegt die urige Waldgaststätte Neuborn (Neuborn 1), wo schattige Plätze zum Verweilen einladen. In Wörrstadt führt der Rückweg zum Bahnhof nicht weit an Böhm’s Weingewölbe (Schlagstr. 2-4) vorbei. Das Weingewölbe ist neueren Datums, erinnert vom Baustil jedoch an die berühmten „Kuhkapellen” Rheinhessens. Im 19. Jahrhundert wurden mehrere hundert steinerne Kuhställe mit Kreuzgewölben gebaut. Mit dem steinernen Material wollte man die Häufigkeit von Stallbränden reduzieren und größere Flächen mit Decken überbrücken. Aufgrund ihrer sakralen Erscheinung nannten die Rheinhessen diese Kuhställe „Kuhkapellen”.
Tourenkarte mit Beschreibung und GPX-Download: Hiwweltour Neuborn.
Adam Elsheimer Rundweg, Stadecken-Elsheim
Der Adam Elsheimer Rundweg ist ein lokaler Themenweg, der an mehreren Stationen das Lebenswerk des Barockmalers Adam Elsheimer aus Elsheim vorstellt. Kreiert von der Adam-Elsheimer-Initiative führt die Tour vom Dorfplatz des Ortsteils Elsheim aus vom Tal mit zwei Aufstiegen auf Aussichtsreiche Höhen, um dann an den Dorfplatz zurückzukehren.
Die Anreise direkt zum Dorfplatz erfolgt vom Bahnhof Ingelheim aus viertel- bis halbstündlich in etwa 20 Minuten mit der Buslinie 640, von Mainz oder von Sprendlingen aus viertelstündlich oder stündlich in etwa 25 Minuten mit der Buslinie 630. Ein Einkehren ist nach der Tour in Elsheim sowie mit einem Bus-Stopp in Schwabenheim an der Selz möglich.
- Rundtour
- Länge: 5,8 km
- Dauer: 1:37 h (ohne Pausen oder Halte)
- Höhenmeter: 137 hm aufwärts, 137 hm abwärts
Die Adam Elsheimer Initiative ist eine Gruppierung von Bürgerinnen und Bürgern aus Stadecken-Elsheim und Rheinhessen, die sich 2009 zur Aufgabe gemacht hat, die Erinnerung an das Leben und Wirken des beinahe vergessenen deutschen Barockmalers Adam Elsheimer zu bewahren und in den Köpfen und Herzen der Menschen zu verankern. Adam Elsheimer wird heute als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Maler des Barocks gesehen. Er hat mit seiner Kunst den Namen Elsheims und den der heutigen Ortsgemeinde in viele Länder und in die berühmtesten Museen der Welt getragen.
Der Adam Elsheimer Rundweg ist eine ca. 6 km lange Wanderroute, um den Ortsteil Elsheim, die entlang des Weges ausgewählte Werke des Künstlers Adam Elsheimer zeigt. Auf gut ausgebauten Wegen geht es durch verschiedene Weinlagen und vorbei an schönen Aussichtspunkten. Entlang des Weges werden ausgewählte Werke des Künstlers Adam Elsheimer gezeigt und erläutert. So lassen sich Kunst, Natur und Geschichte bei einer erlebnisreichen Wanderung wunderbar miteinander verbinden. Zu Beginn führt ein kurzer Abstecher zum Elftausend-Mägde-Turm. An dem um das Jahr 1000 errichteten Zollturm soll die Heilige Ursula von Köln auf ihrer Pilgerfahrt von 11000 Jungfrauen begleitet die Selz überquert haben.
Nach dem Aufstieg mit Zwischenstation am Babo-Häuschen thront auf der Höhe der Nachbau der französischen Telegrafenstation „Heidenhof”. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts Rheinhessen ein paar Jahre französisch war, wurde zwischen Mainz und Metz eine Linie von optischen Telegrafenstationen gebaut.
Hinunter an einem Tisch des Weines vorbei geht es nach Überquerung der Straße zum Hieberg-Turm hinauf und dann in einer Schleife zurück nach Elsheim.
Nach der Wanderung sind es nur etwa 300 Meter bis zur Gutsschänke Mengel-Eppelmann (Mühlstraße 16). Alternativ könnt Ihr auf der Rückfahrt mit dem Bus nach Ingelheim in Schwabenheim einen Zwischenstopp einlegen und dort in einer der Gaststätten wie dem Landgasthof Engel (Marktplatz 8) einkehren.
Tourenkarte mit Beschreibung und GPX-Download: Adam Elsheimer Rundweg.
Hiwweltour Bismarckturm, Ingelheim am Rhein
Diese Hiwweltour startet am Bismarckturm über der Stadt Ingelheim und führt durch Weinberge, durch ein Naturschutzgebiet sowie an dem Städtchen Gau-Algesheim vorbei. Ingelheim selbst bietet viele Einkehrmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten.
Der Ingelheimer Bahnhof wird von Mainz und von Bingen aus regelmäßig in nur wenigen Minuten angefahren. Vom Ingelheimer Bahnhof aus führt ein Zuweg auf etwa 3 Kilometern hoch zum Bismarckturm. Es lohnt sich ein Flanieren durch Ingelheim auf der Bahnhofstraße bis nach Ober-Ingelheim mit seinem Marktplatz und der naheliegenden Burgkirche, um über die Altgasse und den Rheinhöhenweg sowie dem Zuweg zum Bismarckturm zu gelangen. Ein Einkehren ist auf der Tour, sowie anschließend in Ingelheim möglich.
- Rundtour
- Länge: 10,3 km (ohne Zuweg durch Ingelheim)
- Dauer: 3:00 h (ohne Pausen, Halte oder Zuweg durch Ingelheim)
- Höhenmeter: 151 hm aufwärts, 151 hm abwärts
Die Stadt Ingelheim entstand erst im Jahr 1947 durch die Zusammenlegung mehrerer Ortschaften, darunter auch Ober-Ingelheim mit seinem malerischen Marktplatz. Nur etwa 200 Meter entfernt liegt die von einer Wehrmauer umgebene Burgkirche, deren Ambiente einen imposanten Standort für den Weihnachtsmarkt und das jährliche Ingelheimer Rotweinfest bildet. Der Bismarckturm bietet nach seiner Besteigung auf der geräumigen Treppe im Inneren einen weiten Blick über den Rhein, auf den Rheingau und auf die Mainzer Höhe. Der Turm ist im Sommer von 9:00-20:00 und im Winter von 10:00-16:00 Uhr geöffnet. Die Hiwweltour führt dann mit weiteren Ausblicken wie von der GAGA-Hütte (benannt nach den Gebrüdern Avenarius aus Gau-Algesheim, die 1869 eine Chemiefabrik gegründet hatten) an den Stadtrand von Gau-Algesheim und von dort durch das Welzbachtal bis nach Appenheim. Direkt an der Tour liegt dort das Restaurant Hundertguldenmühle (Mühle 2), ein kurzer Abstecher in die Ortschaft führt zur Straußwirtschaft Eberle-Runkel (Niedergasse 25).
Durch die berühmte Weinlage Appenheimer Hundertgulden geht es wieder auf die bewaldetet Höhe, wo zu Beginn karge Überreste einer Artilleriestellung von der Selzstellung künden, die vor Beginn des Ersten Weltkriegs mit rund 350 Festungswerken einen Schutzring um die Festungsstadt Mainz bildete. Am Ende der Hiwweltour locken Brauser‘s Bergschänke (Waldeck 3) und direkt am Bismarckturm das Bergrestaurant Waldeck (Waldeck 1). Angegliedert an das Bergrestaurant befindet sich der Tiger-Garten Waldeck mit bengalischen Tigern.
Als historische Einkehrmöglichkeiten bieten sich auf dem Rückweg durch Ingelheim das Restaurant Wasems Kloster Engelthal (Edelgasse 15) und der Gutssausschank „Zum Kuhstall” des Weinguts Bettenheimer (Stiegelgasse 32) an. Beide Einkehrmöglichkeiten befinden sich im historischen Kreuzgewölbe einer „Kuhkapelle”.
Tourenkarte mit Beschreibung und GPX-Download: Hiwweltour Bismarckturm.