Begleitet mich heute auf das „Dach von Rheinhessen“ und erkundet mit mir wildromantische Natur, kraxelige Wege auf den Eichelberg und genießt mit mir die sensationellen Weitblicke in die Rheinhessische Schweiz bis zur Nordpfalz. Die reizvolle Mischung führt uns über verwunschene Wiesen- und Waldwege, durch Kulturlandschaft mit Weinreben und vorbei an alten Steinbrüchen.
Gipfelglück – sicher eine Empfindung, die für jeden Wanderer eine unterschiedliche Bedeutung hat. Das Erklimmen von einem Dreitausender ist nicht direkt vergleichbar mit der Tour durch Rebenmeer und Eichenwald. Aber Glück, das kann man ja überall finden; und Glück bedeutet für jeden etwas anderes. Kommt mit mir auf die Suche nach Glücks- und Genussmomenten auf der Hiwweltour Eichelberg, an die wir uns im Alltag gerne erinnern werden.
Ich starte auf dem Wanderparkplatz zwischen Frei-Laubersheim und Bamberg. Meist wird der Rundweg in Richtung altem Bahnhofsgebäude begangen; ich werde die Laufrichtung ändern und biege direkt ab, um den Blick in den alten Steinbruch und Neu-Bamberg im Hintergrund zu genießen. Die unterschiedlichen Gesteinsarten und der mystische türkisfarbene See in der Tiefe ziehen mich in ihren Bann. Aber auch die Weite, die sich mir im Rundumblick eröffnet, das gemütlich grasende Pferd auf der Weide und die gelb-grün gemusterte Landschaft lassen mich direkt erste Genussmomente erspüren. Mein Wandertag könnte nicht besser beginnen! Der Ausblick auf die Ruine der Höhenburg in Neu-Bamberg, mit angrenzender Kirche St. Dionysius und das gemütliche Örtchen, ziehen den Blick auf der ersten Wegstrecke immer wieder auf sich. Gemütlich verläuft der Wanderweg durch Wiesen-, Reben- und Waldabschnitte.
Eintauchen in die Natur – Weitblicken vom Tisch des Weines
Zu einer Genusstour gehört auch eine Pause, was würde sich besser anbieten als eine Rast am Tisch des Weines! Der grandiose Weitblickauf den gegenüberliegenden Hügel gibt den Blick frei auf die Hiwweltour Heideblick, die sich von Neu-Bamberg über den Ajaxturm am gegenüberliegenden Galgenberg bis auf die Anhöhe zur Heidelandschaft entlangschlängelt. Der Ajaxturm erinnert an eine unglückliche Liebesgeschichte aus längst vergangener Zeit und ist ein beliebtes Fotomotiv für Wanderer.
Panoramablicke in alle Richtungen – sicherlich ein Grund, um diese Tour zu erkunden! Die Liegebänke entlang der Wegstrecke laden dazu ein, die Gedanken in die Ferne schweifen zu lassen oder in die Geräusche der Natur abzutauchen.
Aber ich bin nicht allein unterwegs, abgesehen von meinem Mann, schwirren die ersten Schmetterlinge aufgeregt um mich herum und das Vogelgezwitscher löst Glücksgefühle bei Vogelbegeisterten aus. Mönchsgrasmücke, Dorngrasmücke, Buchfink, Goldammer, Nachtigall und Zilpzalp beglücken uns abwechselnd mit ihrem Gesang. Ein Konzert von allerhöchster Güte, um innere Ruhe zu finden, obwohl es überall aufgeregt zwitschert.
Je länger man die Stille der Natur wahrnimmt, ihr zuhört, sitzen oder stehen bleibt, umso mehr wird man Teil von ihr. Vielleicht lässt sich ein Aurorafalter ganz in meiner Nähe auf einer Blume nieder, oder eine Mauereidechse sonnt sich in den ersten Sonnenstrahlen auf einem warmen Stein und ich kann ihn sichten. Beim Vorbeihetzen, um die Bestzeit zu erreichen, nehmen wir die kleinen–großen Wunder der Natur nicht wahr.
Die Schatzkammer der Natur hält viel auf dieser Tour für uns bereit, wir müssen es nur entdecken. Mein Tipp: plant immer etwas mehr Zeit ein als angegeben, damit ihr den Moment im eigenen Tempo genießen könnt.
Achtsam am Wegesrand – Natur und Kultur pur
Nun geht es durch das leuchtend gelbe Rapsfeld hindurch und wir erreichen über einen kleinen Schlenker die „Kirche ohne Dorf“ – die Sarlesheimer Kirche. Der dazugehörige Ort existiert nicht mehr. Heute ist hier die evangelische Kirche Neu-Bamberg beheimatet.
Zurück auf der Route führt uns der Streckenverlauf vorbei an einem Bienenstock, es summt aus allen Ecken. Die fleißigen Nektarsammler laben sich an der reichen Rapsernte.
Am Hornberg angekommen, schlängelt sich der Weg ins Appelbachtal hinab, auf halber Höhe, verweilen wir am Wingertshaus an der Berggrube, und legen eine gemütliche Rast im Schatten ein. Am Wegesrand blüht das Purpur-Knabenkraut, eine heimische Orchideenart, mit dem gelb leuchtenden Ginster um die Wette. Hier geht mir als Pflanzenliebhaberin das Herz auf, wieder ein Glücksmoment gesammelt! Eine weitere Orchideenart begegnet mir unterwegs: Die Bocks-Riemenzunge fühlt sich an warmen sonnigen Hängen in Rheinhessen zunehmend wohl. Ihr Blütenstand ist schon gut sichtbar, in voller Pracht wird sie Ende Mai zartlila erblühen.
Der Naturweg schlängelt sich wieder langsam bergan, ein weiterer Ausblick gibt den Blick frei auf Hof Iben, aus dessen Mitte eine Templerkapelle herausragt. Übrig ist nur noch die Burgkapelle, die einst der Mittelpunkt einer Wasserburg zur Zeit der Kreuzritter war. Wer im Anschluss der Wanderung einen lohnenden Abstecher dorthin unternimmt, findet ausführliche Informationen auf der Infotafel vor dem Hof. Die kleine Kapelle steht für Besucher offen und kann für eine stille Pause genutzt werden. Kulturdenkmäler auf der Tour gibt es einige zu entdecken.
Das ersehnte Gipfelglück
Weiter auf der Tour wechseln sich Wiesen-und Waldlandschaft mit dem rheinhessischen Rebenmeer ab und endlich ist der waldbewachsene Namensgeber und Höhepunkt der Tour in Sichtweite.
Nun gilt es, den langsam ansteigenden Eichelberg zu erklimmen. Erst am Waldrand entlang, mit gigantischem Weitblick über Fürfeld und den angrenzenden Wiesen, dann tauchen wir an einem Rastplatz in den kühlenden Wald ein. Der Duft der knorrigen Kiefern in der Nase, der langsam in die Höhe windende Wurzelweg und die Lichtstrahlen, die vorwitzig durch den Kiefern- und Eichenwald fallen, lassen das angekündigte Gipfelglück erspüren. Wir erreichen die felsige Rabenkanzel, die Rast mit Weitblick durch das Blätterdach belohnt den Aufstieg. Weiter geht es auf einem Genussweg durch den Wald. Ganz im Sinne des TikTok Trends „Soft-Hiking“ genieße ich die Tour mit allen Sinnen. Das Wandern auf dem weichen Waldboden, die Sonnenstrahlen und der Kiefernduft sind definitiv mein persönliches Gipfelglück.
Belohnt wird unsere Bergtour abschließend am Aussichtspunkt Nordpfalzblick. Genuss pur, das wussten schon Wanderer vor vielen Jahren, die ihrer Begeisterung hier auf einem Schild Ausdruck verliehen haben. Der Weitblick in Richtung Nordpfalz und der gelb-grüne Flickenteppich aus Raps und Feldern ist Balsam für das Genießer Auge. Nehmen wir die Weite mit in unseren Alltag …
Gemütlich auf der Bahntrasse bis zum Aussichtspunkt „Alter Steinbruch“
Nun geht’s in Serpentinen bergab durch die knorrigen Eichen, bei feuchtem Wetter sind Wanderstöcke auf dem Abschnitt kein Luxus und schonen die alternden Knie ;-).
Im Ellerbachtal angekommen folgen wir dem Verlauf der ehemaligen Bahntrasse, auf der einst – wie die Einheimischen sie nannten – das Bawettche, von Sprendlingen bis Fürfeld unterwegs war. Sie diente der Erschließung der Steinbrüche, war ein wichtiges Transportmittel für landwirtschaftliche Erzeugnisse, Ziegel und auch für Passagiere.
Langsames Auslaufen ist jetzt angesagt, da kommt die Rast am Frei-Laubersheimer Tisch des Weines „Iber Weg“ gerade recht. Der Bilderrahmen muss unbedingt für ein Erinnerungsfoto genutzt werden. Will ich doch möglichst viele Genussmomente mit in meinen Alltag retten.
Frisch gestärkt geht es weiter auf die letzte Etappe: Wir verlassen die Bahntrasse über eine kleine Holzbrücke und tauchen erneut in den Wald ein. Nach kurzem Aufstieg ist ein kleiner Abstecher zum Aussichtspunkt „Alter Steinbruch“ unbedingt zu empfehlen. Besser als jede Fototapete offenbart sich der Rundumblick auf die stillgelegten Quarzitporphyr-Steinbrüche, in denen mittlerweile die kleinen Quaker im See die Herrschaft übernommen haben. Ein Froschkonzert, was seinesgleichen sucht.
Wieder im Wald genießen wir den letzten schattigen Abschnitt, bis uns der Weg zur Waldbühne führt. Die große Wiese wird für allerlei Feste und Theateraufführungen genutzt. Weiter auf dem alten Bahndamm beginnt die Zielgerade vorbei am alten Bahnhofsgebäude und zurück zum Wanderparkplatz.
Eine aussichtsreiche und abwechslungsreiche Rundtour, auf der wir auf ca. 11,2 km insgesamt 272 Höhenmeter überwunden haben. Zu empfehlen sind festes Schuhwerk, wetterangepasste Kleidung im Zwiebellook und Rucksackverpflegung.
Fazit – meine 5 Gründe für die Hiwweltour Eichelberg sind…
- die Kulturdenkmäler am Wegesrand
- die vielseitige Flora und Fauna
- die Weit- und Ausblicke ins Rheinhessische Hügelland und darüber hinaus
- die unterschiedlichen Rastmöglichkeiten
- die geologischen Einblicke
Ein erlebnisreicher Tag neigt sich dem Ende entgegen und zur blauen Stunde bestaune ich noch die Fachwerkidylle, das Wahrzeichen des Ortes – das Kandeltor und die Burgruine in Neu-Bamberg.
Bei einem kulinarischen Einkehrschwung können wir in Neu-Bamberg in der Junkermühle oder im Appelbach Lokal den Tag ausklingen lassen.
Geheimtipp der Autorin: Im 24/7 geöffneten Hofladen Goldkauterhof in Fürfeld wartet ein leckeres Eis der Birkenfelder Eiswerkstatt im SB-Automaten auf uns, natürlich auch für den vierbeinigen Freund: „Dog Gelato“ ist die richtige Belohnung nach einem langen Wandertag.
Ich wünsche allen Wanderbegeisterten, dass sie ihren persönlichen Glücksmoment beim Erwandern des Premiumwanderweges Hiwweltour Eichelberg finden und für alle Herausforderungen im Alltag immer wieder abrufen können!
6 Antworten
Hallo Katja,
Vielen Dank für deinen wieder einmal gelungenen Artikel, der nicht nur neugierig macht diese Hiwwel-Tour anzugehen, sondern auch dazu einlädt, diese ganz bewusst mit viel Zeit und offenen Augen zu gehen, und die vielen kleinen Glücksmomente am Weg wahrzunehmen.
Vielen Dank dafür!
Hallo Rüdi, die Tour lädt zum Entschleunigen in der vielfältigen Natur ein! Viel Spaß beim Hiwweln 😉
Liebe Katja, vielen Dank für deine tolle Empfehlung. Wir sind die Tour mit der ganzen Familie gelaufen und es war ein wunderschöner Ausflug. Abwechslungsreich mit schönen Aussichtspunkten und einer sehr gut ausgeschilderten Strecke. Die abschließende Einkehr in der Junkersmühle hat den Tag prima abgerundet. Wir werden sicher noch weitere Hiwweltouren erwandern.
Liebe Nicole!
Super, dass Euch die Tour gefallen hat. Beim nächsten Mal ist das Wetter bestimmt auch noch sonniger 🙂
Viel Spaß beim Erwandern der Hiwwel!
Wir sind heute die Hiwwel-Tour Eichelberg gelaufen – Fernblick und Umgebung ein Traum, der Weg aber eine Katastrophe.
Wir sind sehr gute Wanderer und hatten unsere Mühe bei den Wegen. Die Wege waren teils unbegehbar: hohes Gras, Brombeerhecken – Dornzweige ragen weit in den Weg hinein und der Weg hoch zum Wingertshaus an der Burggrube zu matschig und glatt (bei dieser starken Anhöhe).
Unser Fazit: die Wege müssten öfters kontrolliert und vor allem gemäht und die Büsche geschnitten werden‼️
Liebe Angelika, danke für dein Feedback. Leider hat und das Wetter der vergangenen Tage uns mächtig unter Druck gesetzt. Alles Grün wächst rasant und bereitet hier und da Probleme an den Wanderwegen. Das tut uns leid, aber die Heckenscheren unserer Wegepaten laufen schon heiß und wir hoffen, so dass wir bald wieder ungetrübten Wandergenuss haben werden.
Vielen Dank für das konstruktive Feedback. Frohes Wandern weiterhin…