Wanderbericht Hiwweltour Eichelberg: Vom Berg zur Burg

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So manch anstrengender Anstieg wird auf diesem zertifizierten Prädikatsrundwanderweg mit wunderschönen Ausblicken, einer üppigen Vegetation, lauschigen Waldwegen und Abschnitten mitten durch die Weinberge belohnt. Und das tolle Gefühl, ganz oben zu stehen, kann einem niemand nehmen!

Geologisch wertvoll

Die Hiwweltour Eichelberg beginnt auf dem Wanderparkplatz am alten Bahnhof von Frei-Laubersheim. Hier treffen wir Emmy Frieß, Kultur- und Weinbotschafterin aus Neu-Bamberg. Sie erzählt uns, dass hier noch bis 1956 regelmäßig eine Bahn zwischen Sprendlingen und Fürfeld fuhr, die Steine aus nahen Steinbrüchen abtransportierte. Genau hier auf dem Wanderparkplatz befand sich die Laderampe.

Das Thema Steine und Steinbrüche prägt diese Hiwweltour, die geologisch ganz besonders interessant ist. Sie liegt im Naturraum „Neu-Bamberger-Riegel“ am Rande des Mainzer Beckens, das vor Millionen von Jahren entstanden ist. Auch wenn man viele Besonderheiten der Geologie heute nicht mehr sehen kann, weil etwa alte Steinbrüche zugeschüttet wurden, erinnert sich Emmy Frieß daran, als Kind hier noch Muscheln ausgegraben zu haben.

Mit einem Überblick über alle Höhepunkte der Tour und ihrer persönlichen Lieblingsstelle (dazu später mehr) entlässt uns die Kultur- und Weinbotschafterin auf den rund elf Kilometer langen Wanderweg. Wir sind gespannt, was uns erwartet, und halten die Augen nach Muscheln offen. Man weiß ja nie!

Tipp: Emmy Frieß und andere Kultur- und Weinbotschafter der Region bieten das gesamte Jahr über verschiedene thematische Führungen und geführte Wanderungen rund um Neu-Bamberg und die Hiwweltour Eichelberg an. Informationen und Termine findet Ihr hier .

Auf der alten Bahntrasse

Zunächst wandern wir direkt auf der alten Bahntrasse. Gleise gibt es hier schon lange nicht mehr, dafür einen herrlich grasigen Wanderweg zwischen dichten Hecken und Hölzern, auf dem wir leichten Schrittes die ersten Meter der Hiwweltour zurücklegen. Schon beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass genau an dieser Stelle noch vor weniger als 100 Jahren eine dampfende Eisenbahn fuhr.

Wir passieren einen immer noch aktiven Steinbruch, aus dem die entfernten Geräusche geschäftiger Maschinen dringen und erreichen den Ortsrand von Frei-Laubersheim. Über einen Zuweg kann man von hier einen Abstecher ins Zentrum mit seinen pittoresken Fachwerkhäusern machen.

Wir absolvieren den ersten Anstieg, lassen Frei-Laubersheim hinter uns, tauchen in die Natur ein und erreichen wenig später eine weite Lichtung mit Waldbühne. Rechts davon führt ein schmaler Pfad tiefer in den Wald. Die Luft ist kühl und angenehm.

Wir erreichen den Aussichtspunkt „Alter Steinbruch“, der ein beeindruckendes Panorama bietet. Hier können wir uns ein Bild von der erdgeschichtlichen Vergangenheit der Region machen, von der uns Emmy Frieß erzählt hat. Wenig später treffen wir erneut auf die alte Bahnstrecke, die uns langsam aber sicher zum Namensgeber dieser Hiwweltour führt.

Der Eichelberg ruft

Jetzt steigt der Wanderweg wieder an, zunächst noch moderat, bald aber immer steiler. Um uns herum spendet der dichte, duftende Kiefernwald kühlen Schatten, über den wir sehr froh sind. Immer weiter geht es hinauf, schließlich ist der Eichelberg einer der höchsten Berge Rheinhessens. Ohne Fleiß, kein Preis!

Der Preis offenbart sich uns wenig später in Form des „Nordpfalzblicks“. Wir wissen gar nicht, was wir in diesem Moment mehr zu schätzen wissen: Den wunderschönen Ausblick in die Pfalz oder die Bank, die an genau dieser Stelle zum Verschnaufen einlädt.

Auf der Bank entdecken wir ein kleines Schild mit einem Gedicht, das nicht passender sein könnte! Es erzählt von einer Wanderung auf den Eichelberg durch Feld, Wald und Wiese, von qualmenden Füßen und eben diesem herrlichen Ausblick.

Nach unserer kurzen Pause sind die letzten Meter zu den rauen Felsen der Rabenkanzel, dem höchsten Punkt des Eichelberges, schnell geschafft. Von hier aus erhaschen wir durch die Bäume hindurch einen ersten Blick auf den Ort Fürfeld, der direkt unter uns liegt und zu dem wir nun mit kurvenreicher Wegführung absteigen. Der Eichelberg ist geschafft!

Aus dem Wald in den Wein

Am Waldrand liegt ein schöner Rastplatz, an dem uns die Bürger von Fürfeld mit einer Tafel herzlich begrüßen. Wie nett! Von hier aus führt ein Zuweg in den Ort, in dem man unter anderem die hübsche Barockkirche St. Aegidius besichtigen kann.

Die Hiwweltour führt weiter am Waldrand entlang und wir genießen den Blick ins weite rheinhessische Hügelland, erfreuen uns an der idyllischen Heide am Wegesrand sowie an Äpfel-, Birn- und Pflaumenbäumen, die uns mit ihren reifen Früchten anlachen.

Und noch etwas rückt plötzlich in unser Blickfeld: Wein! Wir wandern mitten durch die Weinberge, vorbei an roten und weißen Trauben, die bald gelesen werden können. Immer wieder wechseln sich exakt gepflanzte Rebstöcke mit wilden Hecken, undurchsichtigen Gehölzen und altem Trockenmauerwerk ab. Im Tal unter uns fließt der Fürfelder Bach und schon wenig später entdecken wir auch die Thalermühle.

Dann wartet die nächste Bank mit Ausblick auf uns. Während wir eine kleine Pause machen, haben wir Hof Iben fest im Blick. Mittendrin steht die hochgotische Kapelle, deren Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen, als die Templer hier an einer viel befahrenen Fernstraße eine Wasserburg bauten.

Tiefen, Höhen, tolle Ausblicke

Jetzt geht es gemächlich ins Appelbachtal bergab, das man auch auf der Hiwweltour Tiefenthaler Höhe kennenlernt. Mitten im Grünen lädt ein liebevoll gestaltetes Weinbergshäuschen zum Ausruhen ein. Und das solltet Ihr, denn der nächste Hiwwel hat es wieder in sich. Wer allerdings vom Eichelberg gestählt ist, den kann nichts mehr aus dem Tritt bringen!

Der Wanderweg führt anschließend ebenerdig und gemütlich durch den Weinberg. Von hier aus erkennen wir in der Ferne die Neu-Bamberger Heide, einen Abschnitt der Hiwweltour Heideblick . Und tatsächlich sehen wir in diesem Moment Wanderer, die gerade dort unterwegs sind. Ob sie uns auch sehen?

Der Tisch des Weines könnte nicht besser platziert sein. Inmitten wilder Landschaft überblickt er den unverwechselbaren Ajaxturm, die Weidenmühle und die Burgruine von Neu-Bamberg. Kein Wunder, dass genau hier die Lieblingsstelle von Kultur- und Weinbotschafterin Emmy Frieß ist!

Der nächste Zuweg führt zur nahen Sarlesheimer Kirche ab, der „Kirche ohne Dorf“. Vom einstigen Dorf Sarlesheim ist nämlich nur noch das Gotteshaus übrig. Das Dorf wurde aufgegeben, als im 14. Jahrhundert zu Füßen der Burg das Dorf Neu-Bamberg entstand. Der Kern der Kirche stammt noch aus dem Mittelalter, inzwischen ist hier die evangelische Kirche von Neu-Bamberg beheimatet.

Neben uns ist der Steinbruch

Jetzt liegt der letzte Hiwwel der Wanderung vor uns. An Anstiege haben wir uns inzwischen gewöhnt, nur die herrlichen Panoramablicke über Rheinhessen überraschen immer wieder erneut! Die Burgruine von Neu-Bamberg, vorhin noch klein am Horizont, kommt nun mit jedem Schritt näher. Und gerade als wir denken, wir hätten alles gesehen, wartet noch ein finaler Höhepunkt auf uns.

Der letzte Abschnitt der Hiwweltour führt unmittelbar neben einem riesigen stillgelegten Steinbruch vorbei, in dem inzwischen ein See entstanden ist. Das Wasser leuchtet in tiefem Blau, die massiven Steinwände besitzen die unterschiedlichsten Braunschattierungen. Es ist fast so, als wolle uns die Hiwweltour Eichelberg mit diesem letzten imposanten Einblick in ihre Geologie verabschieden, denn nur wenige Meter später erreichen wir erneut den Wanderparkplatz.

Ein Blick zurück

Ganz können wir uns aber noch nicht trennen. Wir wollen der Burgruine, die uns schon eine ganze Weile in der Ferne begleitet, einen Besuch abstatten. Dazu folgen wir dem Zuweg nach Neu-Bamberg.

Die Burg wurde im 13. Jahrhundert erbaut und im 17. Jahrhundert zerstört. Das Erlebnis, mitten in der aufwendig renovierten Ruine zu stehen, ist beeindruckend. Ebenso wie die Ausblicke, die sich aus dieser Perspektive ergeben. Wir erkennen sogar unseren Wanderweg wieder und können stolz auf all die Hiwwel blicken, die wir am heutigen Tag hinauf- und hinabgewandert sind. Es war toll – auch wenn wir keine Muscheln gefunden haben.

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Ich arbeite bei der Rheinhessen-Touristik und kümmere mich im Wesentlichen um den Veranstaltungskalender. In meiner Freizeit bin am liebsten draußen und freue mich immer wieder über neue Entdeckungen und Erlebnisse.

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