Wandern auf dem „Lutherweg 1521 in Rheinhessen“

Inhaltsverzeichnis

Auf Luthers Pfaden: Der Lutherweg 1521 in Rheinhessen – Eine Reise durch Glaubens- und Reformationsgeschichte

Der „Lutherweg 1521 in Rheinhessen“ verbindet historische Orte und lässt Glaubens- und Reformationsgeschichte lebendig werden. Er ist der rheinhessische Abschnitt des fast 400 km langen Weges, den Martin Luther vor über 500 Jahren zurücklegte, von Wittenberg in Thüringen bis nach Worms. Dort sollte er vor dem Reichtag seine Schriften widerrufen. Der Weg Luthers durch Rheinhessen verlief überwiegend an der Rheinterrasse entlang. Auf dem Wanderweg kann man den Spuren des Reformators folgen und es bieten sich tolle Ausblicke in die Region, von denen auch Luther schwärmte. 

Auf dem Lutherweg bei Osthofen

Die knapp 44 km lange Strecke lässt sich gut in drei Etappen erwandern:

  • Etappe 1: Nierstein – Oppenheim – Guntersblum (12 km)
  • Etappe 2: Guntersblum – Alsheim – Mettenheim – Bechtheim – Osthoffen Abenheim (21 km)
  • Etappe 3: Abenheim – Herrnsheim – Worms (11 km)
Der Fähranleger in Nierstein
Auf dem RheinTerrassenWeg oberhalb von Oppenheim

Wandern entlang des Lutherwegs und die historischen Heidenturmkirchen entdecken

Der Wanderweg startet am Fähranleger in Nierstein und man folgt dem Fußund Radweg in Richtung Süden bis nach Oppenheim. Am Bahnhof biegt man nach rechts zum Marktplatz ab. In der Mainzerstraße befand sich der Gasthof „Zur Kanne“, in dem Luther auf seiner Reise nach Worms übernachtet hatte. Vom Marktplatz sind es nur wenige Meter bis zur schönen Katharinenkirche, die sich für eine Besichtigung lohnt. Durch das Gautor geht es dann hinauf zum RheinTerrassenWeg mit dem herrlichen Ausblick auf den Rhein und in die Region. Der Lutherweg ist übrigens mit dem grünen „L“ beschildert. An einigen Passagen verläuft er auf dem RheinTerrassenWeg. Dieser 75 km lange Wanderweg verläuft von Worms nach Mainz auf sechs Etappen mit insgesamt 12 Bahnhöfen auf der Strecke.

Infotafel zum Lutherweg bei Oppenheim
Blick auf die rheinhessischen Weinberge

Zum Pilgerweg wird die Wanderung u.a. auch durch die insgesamt 16 Infotafeln, die an markanten Orten am Wegesrand stehen. Sie liefern Hintergründe zu Luther, der Reformation und den Kirchen, an denen man unterwegs vorbeikommt. Auf der Rheinterrasse wandert man schließlich weiter bis nach Ludwigshöhe und steigt dort hinab ins Tal. Wenig später bietet sich der Römerturm als weiterer Aussichtspunkt an, bevor man Guntersblum erreicht. Dort verlässt man den Lutherweg für einen Besuch der Heidenturmkirche in der Kirchstraße. Die evangelische Kirche ist über 900 Jahre alt. Heimkehrende Kreuzritter ließen sie in Erinnerung an die Grabeskirche in Jerusalem mit Sarazenentürmen versehen. Drei weitere Heidenturmkirchen gibt es in Rheinhessen. In Guntersblum endet die 1. Etappe des Lutherweges.

Die Heidenturmkirche in Guntersblum

Auf der zweiten Etappe geht es am westlichen Ortsausgang von Guntersblum dann in südlicher Richtung. Nach etwa 1,5 km passiert man Hangen-Wahlheim mit der Ruine Maria Magdalena, bevor man Alsheim erreicht. Die Bonifatiuskirche in der Mühlstraße ist die kleinste und älteste der vier Heidenturmkirchen in Rheinhessen. Umgeben ist sie von einem idyllischen Friedhofspark. Hier befindet sich auch eine Stempelstelle für den Pilgerausweis.

Die Bonifatiuskirche in Alsheim
Stempelstelle für den Pilgerausweis

Nach dem Besuch der Kirche läuft man auf dem Lutherweg weiter durch schöne rheinhessische Weinberge, genießt bei Mettenheim die tolle Fernsicht vom Aussichtspunkt „Odenwaldblick“ und erreicht schließlich den idyllischen Ort Bechtheim. Über den „Steig bei der Warte“ kommt man zum Marktplatz und an die Kirche St. Lambertus. Die Basilika ist im Romanischen Stil erbaut und war im Mittelalter eine Wallfahrtskirche. Sie ist eine der bedeutendsten romanischen Dorfkirchen in Rheinhessen. Im weiteren Verlauf des Wanderweges gelangt man an einen Waschbrunnen, an dem sich u.a. auch Pilger auf ihrer Reise wuschen.

Die St. Lambertus Basilika in Bechtheim

Auf dem Pilgerweg durch Rheinhessen: Der Lutherweg von Osthofen bis Worms

Der Wanderweg führt nun wieder durch Weinberge und auf einer ehemaligen Bahntrasse entlang bis nach Osthofen, dem nächsten Ziel auf dem Pilgerweg. Am Ortseingang hat man den Blick auf das Weinberghäuschen „Leckzapfen“ und läuft weiter bis zur Ortsverbindung Bechtheim-Osthofen. Nach einem Anstieg geht es vorbei an der Bergkirche und dem Friedhof. Rund eine Stunde dauert der Abschnitt durch die Weinreben bis nach Abenheim mit der schönen Klausenbergkapelle. In Abenheim endet die 2. Etappe des Lutherweges.

Das Weinberghäuschen „Leckzapfen“ in Osthofen
Die Klausenbergkapelle in Abenheim

Auf der 3. Etappe führt der Wanderweg von Abenheim nach Osten in die rheinhessischen Reblagen und biegt dann in südlicher Richtung ab, bis man in den Wormser Stadtteil Herrnsheim und zum gleichnamigen Schloss mit Parkanlage gelangt. Die Geschichte des Schlosses der Herren von Dalberg reicht bis 1460 zurück. Der 10,5 Hektar große Park ist der bedeutendste Englische Landschaftsgarten in Rheinland-Pfalz. Auf dem RheinTerrassenWeg läuft man weiter in Richtung Hauptbahnhof, der ein Stück am Ufer der Pfrimm entlang verläuft. Vom Bahnhof ist es nicht mehr weit bis zum Lutherring mit dem bekannten Lutherdenkmal.

Das Herrnsheimer Schloss in Worms-Herrnsheim
Das Lutherdenkmal in Worms

Das Lutherdenkmal ist von Ernst Rietschel und wurde 1868 enthüllt. Neben einem weiteren Denkmal zur Reformation in Genf ist es das weltweit größte seiner Art. Die auf einem Seitensockel stehenden Figuren aus Bronze tragen Reliefs und Wappen. Dargestellt sind Martin Luther in der Mitte und wichtige Reformatoren und Zeitgenossen Luthers sowie deren Thesen und Aussagen. Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zum Kunsthaus Heylshof und dem Heylspark.

Die Großen Schuhe Luthers im Heylspark

An der Stelle des heutigen Heylsparks standen damals die Gebäude des Bischofhofs, in denen er 1521 vor den Kaiser und die Reichsfürsten trat. Die Großen Schuhe Luthers und die Luthertafel sind ein Gedenkort, der an die Szene erinnert, welche später in die Geschichtsbücher einging. Vom Heylspark führt der Weg zum Heylsschlösschen, vorbei am Marktplatz und der Dreifaltigkeitskirche bis zum Wormser Dom St. Peter. Das romanische Kirchengebäude wurde 1130 bis 1181 erbaut und ist das Wahrzeichen der Stadt. Der Dom ist auch Schauplatz der jährlich im Sommer stattfindenden Nibelungenfestspiele.

Die Magnuskirche am Weckerlingplatz

Vom Wormser Dom aus kann man schon den Zielpunkt des Lutherweges sehen: die Magnuskirche am Weckerlingplatz. Hier endet der Pilgerweg. Die Magnuskirche ist eine der ältesten lutherischen Kirchen in Südwestdeutschland.
Ab den 1520er Jahren wurden hier Gottesdienste mit Predigten im Sinne Martin Luthers abgehalten. Die früheste Erwähnung stammt von 1141. Das Gebäude ist als romanische dreischiffige und flachgedeckte Basilika mit einem schlichten Innenraum konzipiert.

Die Beschilderung auf dem Lutherweg

Der Lutherweg ist 43,2 km lang, für die man insgesamt rund elf Stunden veranschlagen sollte, wobei sich eine Aufteilung in drei Etappen anbietet. Der Wanderweg ist eine Mischung aus Feld-, Schotter- und Asphaltwegen, der sich mit festem Schuhwerk mit profilierten Sohlen gut wandern lässt. Auf der Strecke gibt es schöne Sehenswürdigkeiten, tolle Aussichtspunkte und verschiedene Einkehrmöglichkeiten.

8 Antworten

  1. Ein schöner Bericht über den Lutherweg 1521, der durch drei Bundesländer von Eisenach nach Worms führt. Im Gegensatz zu Rundwegen funktionieren Fernwege umso besser, wenn alle Anrainer sich der Gesamtstrecke bewusst sind und neben ihrer regionalen Verpflichtung auch dorthin blicken, woher die Gäste kommen. Beste Grüße, Bernd Rausch (www.lutherweg1521.de)

    1. Hallo Bernd Rausch, vielen Dank für das schöne Feedback. Die gesamte Wegstrecke des Lutherweges von Eisenach nach Worms ist sicher auch spannend, weil man dann durch verschiedene Bundesländer und unterschiedliche Regionen wandert. Viele Grüße, Heiko Müller

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Verfasst von:

Aufgewachsen mit rheinhessischen und pfälzischen Wurzeln, erkunde ich Rheinhessen, die Pfalz und andere Regionen gerne bei Wanderungen, Radtouren und anderen Outdoor-Aktivitäten. Darüber berichte ich auf meinem Blog „People Abroad“ sowie für verschiedene Medien und Tourismusanbieter.

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